Proteste in ChinaPolizei hält Schweizer Reporter an, BBC-Korrespondent offenbar misshandelt
Der RTS-Korrespondent ist nach einer Live-Schaltung von den Protesten in Shanghai kontrolliert worden. Ein britischer Journalist berichtet von Misshandlungen. Wie viele Menschen festgenommen wurden, ist unklar.
Ein über regierungskritische Demonstrationen in Shanghai berichtender BBC-Reporter ist festgenommen und nach eigenen Angaben von der chinesischen Polizei misshandelt worden. «Die BBC ist extrem besorgt über die Behandlung unseres Journalisten Ed Lawrence, der festgenommen und in Handschellen gelegt wurde, während er über die Proteste in Shanghai berichtete», sagte ein Sprecher des britischen Senders. Lawrence sei bei der Festnahme von Polizisten geschlagen und getreten worden, obwohl er als Journalist akkreditiert gewesen sei. Erst Stunden später sei er wieder freigelassen worden.
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Die britische Regierung rügte die Festnahme. Es sei «inakzeptabel», dass ein Journalist festgenommen wird, sagte Kabinettsmitglied Grant Shapps dem Radiosender LBC. Chinas Aussenamtssprecher Zhao Lijian begründete die Festnahme damit, dass der Reporter sich nicht als Journalist zu erkennen gegeben und seinen Presseausweis nicht freiwillig vorgezeigt habe. Der Club der Auslandskorrespondenten in China (FCCC) kritisierte die Polizei wegen ihres hartes Vorgehens gegen Journalisten bei den Protesten in Shanghai und Peking.
Im Internet waren Fotos und Videos zu sehen, auf denen ein von der Polizei abgeführter Mann ruft, jemand möge sofort das Konsulat anzurufen. Auf seinem Twitter-Account hatte Lawrence kurz zuvor noch Eindrücke von den in China extrem ungewöhnlichen Protesten geschildert, an denen sich nach seiner Schätzung mehrere hundert Menschen beteiligten.
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Auch der China-Korrespondent Michael Peuker von RTS sei nach der Live-Schaltung um 19.30 Uhr in Shanghai verhaftet worden, berichtete 20 Minutes. «Die Spannung ist hier auf dem Höhepunkt», sagte der Journalist, während er von Polizisten umgeben war. Entgegen Peukers eigenen Aussagen in der Live-Schaltung seien er und sein Kameramann nicht festgenommen worden, korrigierte Samuel Emch, SRF-Radio-Korrespondent für China und Nordostasien später in SRF News. «Nachdem er [Peuker] sich als Journalist ausgewiesen hatte, zogen die Polizisten von Dannen, ohne ihn mitzunehmen», sagt Emch. So sitze Peuker jetzt unbehelligt, aber ziemlich müde, neben Emch im Büro.
Protestmärsche gab es am Wochenende in der Hauptstadt Peking und anderen Millionenstädten wie Shanghai, Chengdu, Chongqing, Wuhan, Nanjing, Xi’an und Guangzhou. Sie richteten sich gegen die strikten Massnahmen der chinesischen Null-Covid-Politik wie wiederholte Lockdowns, Corona-Massentests und Zwangsquarantäne.
Die Demonstrationen dauerten bis in die Nacht zum Montag an. Auch an Hochschulen wie der Tsinghua-Universität in Peking regt sich Unmut. Wie viele Menschen festgenommen wurden, war unklar. In China herrschte praktisch eine Nachrichtensperre. Soziale Medien waren voll mit Videoaufnahmen, die von der Zensur aber schnell wieder gelöscht wurden. In den frühen Nachtstunden ging ein Grossaufgebot der Polizei in Peking noch gegen Hunderte nahe dem Diplomatenviertel vor.
Weitere Protestaktionen waren angekündigt. Doch hat die Regierung starke Sicherheitskräfte mobilisiert. Augenzeugen berichteten unter anderem von grosser Polizeipräsenz an neuralgischen Punkten in Shanghai.
SDA/chk
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