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Vorwurf der Vetternwirtschaft
Ein 800’000-Pfund-Darlehen wird dem BBC-Chef zum Verhängnis

Der Ex-Banker hatte mögliche «Interessenkonflikte» nicht offengelegt: Richard Sharp bei einer Befragung in London. 

Weil er umstrittene Mittlerdienste für den früheren Premierminister Boris Johnson nicht ordnungsgemäss deklariert hatte, hat der Vorsitzende der BBC, Richard Sharp, jetzt seinen Rücktritt einreichen müssen. Ein just veröffentlichter Untersuchungsbericht hält Sharp vor, Johnson durch persönliche Kontakte zu einem grösseren Darlehen verholfen zu haben, kurz bevor der Regierungschef ihn als neuen BBC-Vorsitzenden empfahl. Nach Ansicht seiner Kritiker hatte sich Sharp den Top-Posten bei der britischen Medienanstalt «erkauft» mit Gefälligkeiten für Johnson. Der Premier habe ihn für seine Hilfe mit dem BBC-Vorsitz belohnt.

Aufgedeckt hatte den Fall Londons «Sunday Times» im Januar dieses Jahres. Das Blatt fand heraus, dass Sharp im September 2020 bei einem privaten Abendessen im Haus des kanadischen Geschäftsmanns Sam Blyth – eines entfernten Cousins von Johnson – mit diesem über Johnsons damalige finanzielle Probleme sprach und dabei erfuhr, dass Blyth bereit war, Johnson mit einem 800’000-Pfund-Darlehen aus der Klemme zu helfen.

In der Folge arrangierte Sharp ein Treffen Blyths mit Kabinettssekretär Simon Case, um die Hilfe in die Wege zu leiten. Über dieses Arrangement informierte er Boris Johnson – während er dem Premier zugleich deutlich machte, dass er seinerseits interessiert war an der Übernahme des damals gerade frei gewordenen Postens des BBC-Vorsitzenden. Im November 2020 bewarb sich Sharp offiziell für die Stelle. Im Februar 2021 erhielt er sie, als der einzige von der Regierung empfohlene Kandidat.

Wie sich nach der Veröffentlichung der «Sunday Times herausstellte», hatte Sharp im Laufe des Bewerbungsverfahrens aber auf den offenkundigen Interessenkonflikt nicht hingewiesen. Damit habe er gegen die Vorschriften verstossen, hiess es im jetzt veröffentlichten Untersuchungsbericht. Sharp habe zugelassen, dass nun der Eindruck entstehe, er sei wegen seiner Hilfsaktion für den damaligen Premierminister an den BBC-Posten gekommen beziehungsweise er habe Johnson entsprechend «zu beeinflussen» gesucht.

Sharp selbst räumte ein, dass er das Ganze hätte deklarieren müssen. Das sei allerdings «nur übersehen» worden, also ein reines Versehen gewesen, sagte er. Bei der Bereitstellung des Geldes selbst habe er keinerlei Rolle gespielt. Er lege sein Amt auf Juni nieder, damit die Sache die Anstalt nicht unnötig belaste und damit die Regierung Zeit habe, einen neuen BBC-Vorsitzenden zu ernennen.

Sharp beriet auch Rishi Sunak

Sharp hatte schon lange Argwohn erweckt in britischen Oppositionskreisen und bei vielen BBC-Mitarbeitern. Der vormalige JP-Morgan- und Goldman-Sachs-Banker ist der Sohn Lord Eric Sharps, des von Margaret Thatcher geadelten Besitzers eines in den 80er-Jahren privatisierten Telecomunternehmens namens Cable & Wireless.

Der 67-jährige Richard Sharp, zeitlebens ein Tory-Mitglied, soll seinerseits über ein Vermögen von mindestens 200 Millionen Pfund verfügen. Er hat der Konservativen Partei, als einer ihrer loyalsten Gönner, über die Jahre rund 400’000 Pfund an Spenden zukommen lassen. Ein enges Netz persönlicher Beziehungen verbindet den Brexiteer Sharp mit führenden Tory-Politikern.

Bei Goldman Sachs war er Vorgesetzter des heutigen Premierministers Rishi Sunak, als dieser ebenfalls für die Bank arbeitete. Und als Sunak während der Pandemie Schatzkanzler war, holte er sich regelmässig Rat bei Richard Sharp. Johnson wiederum kannte Sharp aus dessen Zeit als Londoner Bürgermeister. Er stand ihm damals als offizieller Berater zur Seite.

Unterdessen hat Sunak die Forderung abgelehnt, den BBC-Vorsitz zur Abwechslung einem Kandidaten oder einer Kandidatin ohne Parteizugehörigkeit anzubieten. Die Mediensprecherin der Labour Party, Lucy Powell, erklärte dazu, Sharps Regelverstösse hätten «dem guten Namen und der Unabhängigkeit der BBC unsäglichen Schaden zugefügt». Sunak hätte «Sharp schon vor Wochen absetzen sollen», sagte sie.