Sitzverschiebungen im BundeshausBasel verliert einen Nationalratssitz – ausgerechnet an seinen Lieblingsfeind
Ab 2023 hat der Kanton Basel-Stadt nur noch vier statt fünf Sitze in der grossen Kammer. Noch bitterer für die Basler: Der Sitz wandert zu einem Kanton in Richtung Osten.
Es ist wieder so weit: Wie alle vier Jahre wird der Bundesrat demnächst bekannt geben, welche Kantone bei den eidgenössischen Wahlen 2023 Macht verlieren beziehungsweise gewinnen werden. Kantone mit schnell wachsender Bevölkerung können auf einen zusätzlichen Sitz im Nationalrat hoffen. Kantone, die langsam wachsen oder sogar Einwohner verlieren, riskieren einen Sitzverlust.
Denn die Sitzzahl in der grossen Kammer bleibt konstant bei 200. Entscheidend für die Sitzverteilung ist nur ein Kriterium: die Bevölkerungszahlen, die das Bundesamt für Statistik (BFS) per Ende 2020 für jeden einzelnen Kanton ausgewiesen hat.
Doch einer hat schneller gerechnet als die ganze Bundesverwaltung: Claudio Kuster. Der Schaffhauser ist persönlicher Mitarbeiter von Ständerat Thomas Minder (SH); im Nebenamt amtiert er als inoffizielles Orakel für die Nationalratssitze. Schon vor den beiden Wahlen 2015 und 2019 hat Kuster die Sitzverschiebungen gestützt auf die BFS-Zahlen als Erster berechnet. Er lag dabei immer richtig.
Welche Partei verliert den Sitz?
Dieses Mal, so sagt Kuster jetzt voraus, trifft es Basel-Stadt: Der Stadtkanton wird ab 2023 nur noch vier Nationalräte nach Bern entsenden statt wie bisher fünf. Das berichtet Kuster in seinem Polit-Blog «Napoleon’s Nightmare». Der Grund: Die Bevölkerung ist in den letzten vier Jahren im Stadtkanton nur um 1,9 Prozent gewachsen, während es im nationalen Durchschnitt rund 3 Prozent waren.
Damit stellte sich die Frage, welche Partei den Sitz verlieren wird.
Derzeit setzt sich die Stadtbasler Nationalratsdeputation so zusammen: zweimal SP (Mustafa Atici und Sarah Wyss, nachgerutscht für Beat Jans), einmal Grüne (Sibel Arslan), einmal Liberaldemokratische Partei (Christoph Eymann) und einmal GLP (Katja Christ). Welche der vier Parteien den Sitz am ehesten verlieren wird, ist wegen der Listenverbindungen schwer vorauszusagen. Am meisten zittern muss aber voraussichtlich die GLP, die ihren Sitz 2019 nur dank einer Super-Listenverbindung im bürgerlichen Lager erobert hatte.
Das selbstbewusste Basel verliert so also weiter an Einfluss in Bundesbern. Doch noch bitterer für das Basler Selbstverständnis dürfte die Tatsache sein, dass ausgerechnet Zürich den Sitz erben wird – jener Kanton also, mit dem viele Basler seit je in einer Hassliebe verbunden sind.
Schon heute hat Zürich 35 Sitze, mehr als jeder andere Kanton. Künftig werden es 36 sein, falls Claudio Kuster sich nicht verrechnet hat. Dass Zürich profitiert, erklärt sich dadurch, dass hier das Bevölkerungswachstum in den letzten vier Jahren mit 4,4 Prozent überdurchschnittlich war. Bei einem grossen Kanton schlägt sich ein solches Wachstum rascher in einem Sitzgewinn nieder als in einem kleinen Kanton.
2027 muss Bern zittern
Kuster wagt auch eine Sitzprognose für die Wahlen 2027. Diese ist allerdings mit deutlich mehr Unsicherheit behaftet. Dafür hat Kuster das aktuelle Bevölkerungswachstum der einzelnen Kantone in die Zukunft prognostiziert.
Gemäss seinen Berechnungen könnte es 2027 bis zu drei Sitzverschiebungen geben: Je einen Sitz verlieren dürften Bern (heute 24 Sitze), Graubünden (5) und eventuell Basel-Landschaft (7). Je einen Sitz gewinnen würden mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Thurgau (6) und Freiburg (7) plus eventuell Luzern (9). Luzern würde damit seinen zehnten Sitz zurückholen, den es 2019 abgeben musste.
Besonders hart ist diese Prognose für Bern, das schon 2015 und 2019 je einen Sitz abgegeben musste. Verantwortlich ist das vergleichsweise schwache Bevölkerungswachstum. Mittelfristig wird der Kanton Bern zudem durch den Kantonswechsel von Moutier weitere gut 7000 Einwohner verlieren. Dieser Effekt dürfte aber erst für die Sitzverteilung bei den Wahlen 2031 wirksam werden.
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