Corona-Bürokratie in Down UnderAustralische Bürger werden an Einreise gehindert
Ein schweizerisch-australischer Doppelbürger möchte in seine zweite Heimat zurückkehren. Doch das will einfach nicht klappen.
«Das ist ja himmeltraurig»: Beat Erismann ist verärgert. Er kenne kein anderes Land, das seine eigenen Bürger an der Einreise hindere, sagt der 69-jährige Schweizer, der seit 1977 auch australischer Staatsbürger ist.Er möchte in seine zweite Heimat zurückreisen, nach Darwin im Norden Australiens, wo er seit Jahren lebt. «Ich besitze dort ein Haus, ich zahle dort auch meine Steuern.» Seit drei Wochen versucht er täglich, an ein Flugticket für Australien zu kommen. Bisher ist ihm das nicht gelungen.
Australien verfolgt seit Beginn der Pandemie eine rigide Corona-Politik. Entsprechend restriktiv sind die Regeln für die Einreise, immer noch, selbst für Menschen mit australischem Pass. Derzeit lässt Australien pro Woche nur gerade 3000 eigene Staatsbürgerinnen und -bürger einreisen. Das Problem ist das Quarantäne-Regime Australiens. Das Land ist offenbar nicht in der Lage, in Hotels und Camps mehr Plätze für die zweiwöchige Quarantäne bereitzustellen, sodass mehr Landsleute einreisen könnten.
Australien-Flüge sind sehr schnell ausgebucht
Flüge nach Australien gibt es zuhauf, doch die Fluggesellschaften müssen sich an die Einreisekontingente halten. Emirates Airlines zum Beispiel fliegt mehrmals in der Woche nach Down Under. Pro Flug dürfen aber nur 25 Passagiere, die in Australien einreisen wollen, transportiert werden. Die Flüge nach Australien sind schon Wochen im Voraus ausgebucht.
Eine Alternative wären die Repatriierungsflüge, die das australische Ministerium für Innere Angelegenheiten zweimal pro Monat, zum Beispiel ab Frankfurt und London, organisiert. Vorgesehen wären diese Flüge eigentlich für Notfälle, etwa bei familiären Angelegenheiten. Doch auch die Repatriierungsflüge sind innert Minuten ausgebucht, wie Erismann erklärt.
Für ihn ist nicht nachvollziehbar, dass die australischen Behörden keine Wartelisten führen, damit man irgendwann mit Sicherheit an die Reihe kommt. Erismann hat Australiens Botschaft und Konsulat in der Schweiz kontaktiert. Doch sie hätten ihm auch nicht helfen können.
Das australische Department of Home Affairs versendet ab und zu Mails an registrierte Bürgerinnen und Bürger im Ausland, in denen diese über verfügbare Einreiseplätze informiert werden. Vergeben werden die Plätze gemäss der Devise «first come, first served». Wer zu spät reagiert, hat Pech gehabt. Rund um den Globus gebe es Zehntausende Australierinnen und Australier, die zurück in ihre Heimat wollten, erklärt Erismann.
Mögliche Lockerung des Einreiseregimes
«Doch es kommt Bewegung in die Sache. Es steigt der Druck auf die Regierung, das Einreiseregime zu lockern», sagt Erismann. Möglicherweise könne ab November die Quarantäne im eigenen Zuhause verbracht werden. Dann würden mehr Quarantäneplätze in Hotels und Camps frei, was mehr als 3000 Australiern pro Woche die Einreise erlauben würde. Davon könnte auch Erismann profitieren.
Der pensionierte Fotograf und Kameramann hält sich über die Website von «NT News» auf dem Laufenden. «NT News» ist die Zeitung aus Darwin, bei der Erismann in den 1970er-Jahren als Fotograf zu arbeiten begann, nachdem er auf einer Weltreise in Australien hängen geblieben war. Später wechselte er zum TV-Sender Channel 9 und bildete sich zum Kameramann weiter. Nach der Rückkehr in die Schweiz arbeitete er für das Schweizer Fernsehen, zum Einsatz kam er vor allem in Krisen- und Kriegsgebieten.
Der Doppelbürger pendelt seit vielen Jahren zwischen Australien und der Schweiz. Den Sommer verbringt er in der Schweiz, wo seine Partnerin lebt. Danach zieht es ihn aus klimatischen Gründen wieder nach Australien. Im Corona-Jahr 2020 musste er eine Ausnahme machen und ein Jahr länger auf der Nordhalbkugel bleiben. Ihm geht es gut hier, wie er sagt, er lebt mit seiner Partnerin im gemeinsamen Haus. Doch jetzt möchte er wieder zurück: «Ich vermisse Australien, das ist meine zweite Heimat.»
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