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Swiss-Indoors-Final
Auger-Aliassime zeigt in Basel, dass er die Nummer 1 werden kann

Emotional wie selten: Félix Auger-Aliassime feiert den 3. Turniersieg innerhalb von drei Wochen.
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Zwei hochklassige Gegner allein reichen nicht immer, um eine spektakuläre Show zu bieten. Das zeigte sich im Endspiel der Swiss Indoors, in dem sich Félix Auger-Aliassime überlegen zum ersten kanadischen Sieger in Basel kürte. So talentiert er auch ist, so risikoreich er auch spielte: der 19-jährige dänische Finalgegner Holger Rune (ATP 25) war an diesem Sonntag beim 6:3, 7:5 einen Tick zu wenig solide, etwas zu müde auch, um den dritten Turniersieg des Nordamerikaners innerhalb von drei Wochen (nach Florenz und Antwerpen) zu verhindern. 

«Ich bin stolz, dass ich meinen Namen hinzufügen kann zu dieser grossartigen Liste früherer Champions, allen voran Federer»

Félix Auger-Aliassime

«Es war eine Traumwoche, eine fantastische Woche. Ich bin stolz, dass ich meinen Namen hinzufügen kann zu dieser grossartigen Liste früherer Champions, allen voran Federer», sagte Auger-Aliassime, über den an der Siegerehrung ein goldener Konfettiregen niederging. Er dankte dem Publikum für den Support, «ihr habt mich gepuscht, alles zu geben.» Und sagte zu Rune, sie würden bestimmt noch viele grosse Kämpfe ausfechten. 

Der Nordamerikaner entschuldigte sich beinahe dafür, nach dem Matchball grosse Emotionen gezeigt zu haben. «Das mache ich normalerweise nicht, aber in diesem Moment brach alles aus mir heraus.» Sein Wochenlohn waren 399’200 Euro Preisgeld und 500 ATP-Punkte. Auger-Aliassime hatte seine ersten acht Endspiele alle verloren. Er sei irgendwie froh, diese harte Finalserie erlebt zu haben, sagt er: «Sie hat mich abgehärtet.» Seinen ersten Turniersieg, Anfang Jahr in Rotterdam, bezeichnet er deshalb als einen schönsten, «aber dieser folgt gleich dahinter. Es ist ein prestigeträchtiges Turnier mit vielen grossen Champions, und hier schlug ich die Nummer 1.» An diese Woche werde er sich immer erinnern.

51 Aufschlagspiele, 0 Breaks

Der 22-Jährige hatte sich in Basel nach dem verlorenen Startsatz gegen Marc-Andrea Hüsler (6:7, 6:4, 6:4) in eine Topform gesteigert. Er gab keinen Satz mehr ab, verlor keines seiner 51 Aufschlagspiele und musste dabei lediglich vier Breakbälle abwehren. Seine Siege über Miomir Kecmanovic (6:1, 6:0), Alexander Bublik (6:2, 6:3), Carlos Alcaraz (6:3, 6:2) und Rune wurden zu einer Demonstration seiner Stärke, wie sie ihm wohl noch nie gelungen ist und die irgendwann reichen könnte, sein Ziel, Rang 1 der Weltrangliste, zu erreichen.

Der von Toni Nadal beratene Mann aus Montreal qualifizierte sich mit diesem Erfolg erstmals für das ATP-Finale in Turin (13. bis 20. November), nach Carlos Alcaraz, Rafael Nadal, Casper Ruud, Stefanos Tsitsipas und Daniil Medwedew (der Russe schlug im Final von Wien am Sonntag seinen kanadischen Kollegen Denis Shapovalov). In der Weltrangliste stösst der Basel-Sieger um eine Position auf Rang 8 vor, in der Jahreswertung ist er Sechster – und mit einer Bilanz von 24:4 der erfolgreichste Indoorspieler der Saison. 

«Wohl noch niemand hat gegen mich so gut aufgeschlagen wie er. »

Holger Rune

Auch für Rune waren die Swiss Indoors ein Erfolg, nach seinem grössten Final rückt er erstmals in die Top 20 vor – und das als Teenager. «Es war eine grossartige Atmosphäre, und ich kann es kaum erwarten, 2023 wieder hier zu spielen», sagte er. Der Däne anerkannte die Überlegenheit des Kanadiers neidlos: «Wohl noch niemand hat gegen mich so gut aufgeschlagen wie er. Ich kam zwar zu drei Breakchancen, kann mir aber nichts vorwerfen, denn er schlug zu gut auf.» 

Die neue Generation hat in Basel eingeschlagen: Holger Rune (19) und Félix Auger-Aliassime (22).

Nachdem er im zweiten Satz zum 5:6 sein zweites Break erlitten hatte, echauffierte sich Rune derart, dass ihn Schiedsrichter Mohamed Lahyani verwarnen musste. Der Grund für den Ärger des Dänen war die Tatsache, dass während eines Ballwechsels die Werbebande geflackert hatte, wodurch er sich irritiert fühlte.  Auger-Aliassime liess sich nicht beeindrucken, verschaffte sich im nächsten Game drei Matchbälle und gewann nach 100 Minuten seinen vierten Titel des Jahres. 

Die Nagelprobe folgt 2023

Trotz des etwas einseitigen Finals war 2022 ein grosses, wichtiges Jahr für die Swiss Indoors, das erste der Nach-Federer-Ära. Die Stimmung erinnerte an die Zeiten vor ihm, als jedes Turnier zu einer Entdeckungsreise für das Publikum wurde, zumal sich die Basler Organisatoren seit je bemühen, ein möglichst attraktives Feld mit Stars und jungen Spielern zu verpflichten. Roger Brennwald und den Swiss Indoors dürfte es helfen, dass sie sich schon früh um diese jüngste Generation von Spitzenspielern bemüht haben, allen voran Carlos Alcaraz.

Die Chancen, dass die Zugkraft und Qualität der Swiss Indoors auch ohne Federer reichen, die Halle zu füllen, dürften gut stehen – umso mehr, wenn die besten Schweizer die erhofften Fortschritte machen. Die Nagelprobe wird aber erst 2023 kommen, wenn niemand mehr ein Ticket kaufen wird in der Annahme, Federer spielen zu sehen.