Corona-Streitfall im VolleyballAufstieg gestrichen – da zieht Jacobi vor Gericht
Swiss Volley schliesst Auf- und Abstiege aus – aber der umtriebige Volero-Chef Stav Jacobi will unbedingt in die Nationalliga A. Nun müssen Richter darüber entscheiden.
28 Seiten dick ist das Gesuch, das das Regionalgericht Bern-Mittelland in diesen Tagen per Einschreiben empfangen wird. Absender hinter den formellen Absendern, zwei Anwälten einer Zürcher Kanzlei: die Volero Zürich AG und der VBC Züri Unterland. Zwei Schwergewichte im Schweizer Volleyballsport. Es riecht nach Zunder.
Zusammen mit sechs Spielerinnen ihres gemeinsamen Nationalliga-B-Teams Volero Züri Unterland beantragen die beiden Clubs dem Gericht die Anordnung einer vorsorglichen Massnahme. Heissen die Berner Richterinnen und Richter das Ansinnen gut, müsste Swiss Volley auf seinen Entscheid zurückkommen, auf Auf- und Abstiege im Schweizer Spitzen-Volleyball zu verzichten.
Kommuniziert worden war dieser Schritt Anfang Dezember. Der Meisterschaftsausschuss des Verbands hatte beschlossen, dass in den Ligen unterhalb der Nationalliga A der Spielbetrieb fortgesetzt werde, sobald es die epidemiologische Lage und die Behörden zuliessen. Weil diese Spielklassen als Amateursport gelten, ruht in ihnen seit den Bundesratsbeschlüssen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie vom 28. Oktober der Ball. Also auch bei Volero Züri Unterland. Und falls die Saison im Frühjahr wieder losgehen sollte, sind Auf- und Abstiege nicht vorgesehen. Swiss Volley begründet das unter anderem damit, die Planbarkeit zu erhöhen.
Wieder viel Geld investiert
Stav Jacobi, der emsige Macher und Präsident der Volero Zürich AG, sieht das aber ganz anders. «Für einige Vereine mag es in Ordnung sein, wenn sie fest damit rechnen können, am Ende einer Saison nicht abzusteigen», sagt er. «Aber es gibt auch Clubs, die Vorkehrungen treffen, um einen sportlichen Aufstieg zu schaffen. Für sie bedeutet Planbarkeit, sich darauf verlassen zu können, dass das Reglement nicht mitten in der Saison geändert wird.»
Vor dieser Saison hatte Jacobi zwei serbische, eine kroatische und drei Schweizer Nationalspielerinnen verpflichtet. Im Verbund mit den ambitioniertesten Spielerinnen des bisherigen NLB-Teams des VBC Züri Unterland sollte das neue Volero Züri Unterland den ersten Schritt in Richtung nationale Spitze schaffen. Diese hatte Volero Zürich mit 13 Meistertiteln und 14 Cupsiegen bis zum Jahr 2018 dominiert.
Die Investitionen, die Jacobi für sein in der NLB bis anhin konkurrenzlos scheinendes Team tätigte, sind beträchtlich. Gemäss seinen Angaben liegen sie im hohen sechsstelligen bis niedrigen siebenstelligen Bereich. «Es geht mir aber jetzt noch nicht darum, den Schaden erstattet zu erhalten», betont der 54-Jährige via Zoom-Meeting, «wir wollen nur das Recht bekommen, um den Aufstieg zu spielen.»
Auf die Frage, ob er angesichts der offenen Pandemie-Entwicklung nicht damit hätte rechnen müssen, dass die Saison 2020/21, wie schon die vorherige, abgebrochen und der Weg in die NLA verbaut werden könnte, antwortet Jacobi: «Mit einem Unter- oder Abbruch musste ich rechnen, aber nicht mit dem Wegfall des im Reglement zugesicherten Aufstiegsrechts.» Darum hätte der Verband vor dem Saisonbeginn Szenarien festlegen müssen, was in solchen Fällen passiere, fügt er an.
Keinen Kompromiss gefunden
Stav Jacobi und Vassilios Koutsogiannakis, Präsident des VBC Züri Unterland, versuchten, mit Swiss Volley eine einvernehmliche Lösung zu finden. Nach einer Aussprache mit der Verbandsspitze Mitte Januar schien sich eine solche abzuzeichnen: Aufstiege sollen möglich sein, aber keine Abstiege. Doch nach einer ausserordentlichen Sitzung des Zentralvorstands bekamen die Zürcher die Auskunft, dass Swiss Volley am Entscheid festhalte. Daher gelangen sie nun ans Gericht, das aufgrund des Verbandssitzes in Bern als Erstinstanz zuständig ist.
Nora Willi, Präsidentin des Zentralvorstands von Swiss Volley, möchte sich mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht äussern. Im Dezember habe der Zentralvorstand so entschieden, weil kantonal unterschiedliche Regelungen im Trainingsbetrieb gegolten hätten und so keine sportlich faire Meisterschaft habe gewährleistet werden können.
Auf den Vorwurf, ihr Verband habe vor der Saison keine Szenarien bezüglich Auf- und Abstiege entwickelt, entgegnet sie: «Noch Anfang Oktober hat der Bundesrat Grossveranstaltungen über 1000 Zuschauer zugelassen. Das zeigt, wie unberechenbar die Pandemie ist. Eine Glaskugel besitzt leider niemand.»
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