Eklat beim Zürcher KammerorchesterAufmüpfige Mitglieder wollen Vorstand des Gönnervereins abwählen
Es brodelt im Zürcher Kammerorchester. Der Vorstand der Gönner kommt unter Beschuss. Er soll sofort zurücktreten, weil er den Ruf des Orchesters beschädigt habe.
Am 22. November kommt es zum Showdown. Dann findet die Generalversammlung der Gesellschaft der Freunde des Zürcher Kammerorchesters (GFZKO) statt. Eine Gruppe von oppositionellen Mitgliedern beantragt die Abwahl des gesamten Vorstands, wie aus der Einladung an die Versammlung hervorgeht.
Der Antrag zur Abwahl wurde von sechs langjährigen Mitgliedern der Gönnervereinigung eingereicht. Prominenter Mitunterzeichner ist Thomas Wagner, der frühere Stadtpräsident von Zürich. Als eigentliche Anführerin des Gönner-internen Aufstandes gilt Regula Pfister, die ebenfalls mitunterzeichnet hat. Auf Anfrage sagt sie, dass sie sich in den Medien dazu nicht äussern möchte.
«Krasse Meinungsverschiedenheiten befeuert»
Als Begründung nennt die Gruppe einen Artikel dieser Zeitung, der «just einen Tag von Saisoneröffnung» dem Zürcher Kammerorchester einen «empfindlichen Reputationsschaden beschert» habe. Der Artikel sei durch «Informationen und Dokumente aus dem Vorstand des GFZKO» veranlasst worden.
Ziel sei es gewesen, die «offensichtlich krassen Meinungsverschiedenheiten» zwischen dem Gönnerverein und dem Orchesterverein ZKOV mit «massivem Druck von aussen zu befeuern». Damit habe der aktuelle Vorstand der GFZKO «gegen die Interessen und Ziele» des Gönnervereins und seiner Mitglieder gehandelt. «Das Vertrauen ist zerstört.» Ein «unbelasteter Neuanfang» sei nötig, indem der «bisherige Vorstand in globo abberufen» werde.
Der angegriffene Vorstand wiederum schreibt in einem Gegenantrag «von nicht belegten Behauptungen», die nicht zutreffen würden. Er verwahrt sich gegen den Vorwurf, irgendwelche Dokumente an die Medien weitergegeben zu haben. Gleichzeitig hält er daran fest, die festgestellten Mängel in der Rechnungslegung des Zürcher Orchesters aufklären zu wollen, wie vier Mitglieder des Vorstands am Freitag an einem Mediengespräch darlegten.
Dabei geht es um fragwürdige Aufwertungen von Bilanzpositionen im Jahr 2017/18, unter anderem einer Stradivari-Geige und Musiknoten, an deren Werthaltigkeit erhebliche Zweifel bestehen. Die buchhalterischen Hintergründe gelte es hell auszuleuchten, um den Verdacht der Bilanzfälschung ausräumen zu können.
Vorstand hat einen gewichtigen Fürsprecher
Doch die Geschäftsleitung und der Vorstand des Orchestervereins, welche die Vorwürfe stets deutlich zurückgewiesen haben, verweigern den Gönnern das Gespräch. Ein eindringlicher Appell an die Präsidentin des ZKOV, Kathrin Martelli, gemeinsam und unter Beizug einer qualifizierten Mediatorin oder eines Mediators «die verhängnisvolle Eskalationsspirale zu durchbrechen», blieb bisher unbeantwortet.
So kommt es am Montag in einer Woche zum Showdown.
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