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Breitensport-Training trotz Corona
Auflagen, Aussetzer und Absperrband

Die Zonenaufteilung: Ein Hauptbestandteil bei Training unter Corona-Bedingungen, auch beim Fussball.
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Gross war die Erleichterung im Schweizer Sport, als der Bundesrat Ende April verkündet hatte, dass ab Mitte Mai wieder Trainings erlaubt sein würden. Doch nur wenige Vereine und Clubs wagten den Schritt. Zu hoch waren die gesetzlichen Hürden: Einhaltung der Hygieneregeln des Bundesamts für Gesundheit (BAG), Wahrung des Mindestabstands von zwei Metern, Trainieren in einer Gruppe von maximal fünf Personen ohne Körperkontakt. Sportartenspezifische Schutzkonzepte mussten erstellt werden, um eine schrittweise Rückkehr in die Normalität zu ermöglichen. Wir zeigen, wie vier Vereine aus Bern und Zürich diese Konzepte in den vergangenen Wochen umgesetzt haben.

Unihockey – Schwierige Integration

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Obwohl es kein normales Training ist, freuen sich die Spielerinnen, ihren Sport wieder ausüben zu können.
Corona-Training bei Floorball Lioness: Letzte Besprechung des vierköpfigen Trainer-Staffs, bevor das Training des Damen-Erstliga-Teams beginnt.
Nur in 5er-Gruppen und mit desinfizierten Händen dürfen die Spielerinnen die Turnhalle betreten.

Eigentlich müssten es die Spielerinnen des Erstliga-Teams von Floorball Lioness nach drei Wochen besser wissen. Wissen, dass sie erst fünf Minuten vor Trainingsbeginn auf der Sportanlage erscheinen dürften. Doch bereits eine Viertelstunde bevor das Training anfängt, trudeln die ersten ein. Es sollte an diesem Dienstag die einzige Verfehlung gegen das vom Verband erstellte Schutzkonzept sein. In Gruppen betreten sie anschliessend die Halle, gehen in ihre Zone, wahren über 90 Minuten immer Abstand, unterlassen jedes Abklatschen bei schön erzielten Toren.

Als einer der wenigen Unihockey-Vereine haben die Zürcherinnen direkt nach den ersten Lockerungen des Bundesrats in der Woche vom 11. Mai den Trainingsbetrieb wieder aufgenommen – und das von den Kleinen bis zu den Grossen. Zu verdanken ist das vor allem dem Präsidenten, der sich für eine rasche Umsetzung des Schutzkonzepts starkgemacht hatte.

Dieses sieht auch im Unihockey das Trainieren in Kleingruppen vor. «Dadurch, dass wir ein so grosses Kader mit 25 Feldspielerinnen und 3 Goalies haben, können nie alle gleichzeitig trainieren», nennt Kym Bähni einen negativen Aspekt der Auflagen. Für die 21-jährige Johanna Diyenis liegt der aber auch woanders: «Mir fehlt das Zusammensein in der Garderobe, der Austausch mit meinen Kolleginnen, wenn die Trainer nicht dabei sind.» So sei es auch schwierig, neue Spielerinnen ins Team zu integrieren.

Voller Motivation sind alle im Training dabei, ihre Freude ist zu spüren. Ungewiss bleibt aber die Zukunft. «Es wird sicher merkwürdig sein, wenn wir dann wieder mit Körperkontakt spielen dürfen», erzählt Diyenis. «Was machen wir, wenn eine Spielerin sagt, dass sie keinen Kontakt will und ich weiss, eigentlich darf ich sie jetzt nicht berühren, muss es aber im Zweikampf tun», fragt sie sich schon jetzt.

Handball – Individuellere Übungen

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Immerhin: Durch die kleineren Gruppen kann nun individueller trainiert werden.
Handball ohne Körperkontakt: Bei den Erstliga-Damen von Rotweiss Thun sollen immerhin die Dummies etwas Gegenwehr leisten.
Trainer Arne Lorenzen muss manchmal etwas lauter werden als gewohnt. Durch die Zwei-Meter-Abstandsregelung bilden sich bei Besprechungen grosse Distanzen.

Ein Ball verspringt, rollt in die andere Hallenhälfte, wird von einer Spielerin aufgehoben und zurückgeworfen. Eine Situation, wie es sie in jedem Handballtraining haufenweise gibt – so auch in jenem des Frauen-Erstliga-Teams von Rotweiss Thun. Bloss: Gemäss dem Schutzkonzept des Verbandes ist genau dies nicht mehr erlaubt.

Pro Hallenhälfte dürfen bis zu fünf Spielerinnen trainieren, dabei hat jede Trainingsgruppe eigene, speziell markierte Bälle. Rollt ein Ball in die andere Hälfte, darf dieser, um das Infektionsrisiko kleinzuhalten, nur mit dem Fuss zurückgespielt werden.

Es ist ein Automatismus, den sich die Spielerinnen kurzerhand abgewöhnen müssen – einer von vielen. «Die Massnahmen einzuhalten, ist nicht immer einfach», sagt Trainer Arne Lorenzen. Aber ein Blick ins Training zeigt: Es klappt erstaunlich gut, der Fauxpas bleibt eine Ausnahme.

Am 13. Mai haben die Thunerinnen in Gruppen à maximal fünf Personen wieder begonnen zu trainieren – seither finden wöchentlich zwei Einheiten statt. Dass sich das Training stark vom gewohnten unterscheidet, ist selbsterklärend. Weil Körperkontakt in der sonst so körperbetonten Sportart nicht erlaubt ist und die Abstandsregel gilt, lautet das Motto: Technik statt Taktik, Würfe statt Spielzüge. «Das ist sicher nicht optimal», sagt Lorenzen, «aber immer noch besser als kein Training.» Und die Spielerinnen gewinnen der aktuellen Situation sogar etwas Gutes ab. Durch die kleineren Gruppen seien die Übungen individueller gestaltet.

Wie das Corona-Training für eine Direktbeteiligte ist, erklärt Sabrina Steiner: «Zu Beginn war es gewöhnungsbedürftig», sagt die Flügelspielerin. «Aber mittlerweile ist es fast schon zur Normalität geworden.» Wären da nicht diese Automatismen.

Fussball – Fehlende Spielpraxis

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Auch Bälle und Hütchen müssen vor und nach dem Training desinfiziert werden.
Endlich wieder Fussball: Auch beim FC Oberrieden wird unter Schutzvorkehrungen trainiert.
Klare Aufteilung der Fünfergruppen: Das Absperrband trennt die Zonen voneinander.

Pep Guardiola tut es schon lange, an Trainerakademien wird es unermüdlich gepredigt: den Fussballplatz in Zonen aufteilen. Das beherzigen sie auch beim FC Oberrieden. Der Dorfclub geht sogar so weit, dass diese Zonen mit rot-weissem Absperrband markiert werden. Dieser taktische Kniff am linken Zürichseeufer heisst «Schutzkonzept» und ist in Corona-Zeiten Grundvoraussetzung, um trainieren zu dürfen. Wobei, das rot-weisse Band ist nicht Pflicht, wie Mirco Baumann betont. «Aber gerade für die jüngeren Kinder ist eine visuelle Absperrung hilfreich», sagt der Vereinspräsident.

Für ihn und seine Vorstandskollegen sei es nie eine Frage gewesen, ob sie einen Trainingsbetrieb anbieten würden. Die Frage war nur: «Wie?» An einem Dienstagabend tüftelten sie ihr Konzept aus, am Mittwoch gab die Gemeinde schnell grünes Licht.

Rund zwei Stunden brauchten die Vereinsverantwortlichen, um den Sportplatz Cholenmoos coronakonform zu gestalten, zusätzlich fertigte ein Schreiner, der bei den Senioren mitkickt, zwei Holzschachteln an, in denen Desinfektionsmittel gelagert wird – am Zaun neben dem Fussballplatz und im Materialraum hängt je eine Flasche. Vor und nach dem Training müssen Spieler und Trainer die Hände und Bälle desinfizieren. Auf den Platz darf nur ein Team, pro Zone sind jeweils fünf Personen (inklusive Trainer) erlaubt. «So kommt jedes Team auf ein Training pro Woche», erklärt Baumann.

Dass die Bälle nicht in die Hände genommen werden dürfen, ist im Fussball durchaus verkraftbar. Neben Pass-, Lauf- und Kraftübungen gibt es auch Torschusstraining – also fast eine komplette Einheit. «Nur das beliebte Abschlussmätchli fehlt», sagt C-Junioren-Trainer Lukas Schumacher. Damit nicht auch die Tore nach jedem Training desinfiziert werden müssen, werden sie einfach nicht weggeräumt und bleiben an Ort und Stelle. Ob Guardiola auch auf diese Idee gekommen wäre?

Volleyball – Erschwerte Teambildung

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Die Bälle müssen gemäss Schutzkonzept vor und nach dem Training gründlich desinfiziert werden.
Volleyballtraining in Zeiten von Corona: Pro Feldhälfte dürfen maximal vier Spielerinnen trainieren, wie hier bei den Juniorinnen von Volley Köniz.
Weil bei allen Übungsformen die Zwei-Meter-Abstandsregelung garantiert werden muss …

Anders als im Fussball, Unihockey oder Handball gehören im Volleyball Körperkontakte nicht zum Spielablauf. An ein normales Training ist aber auch in dieser Sportart nicht zu denken.

Pro Feldhälfte dürfen sich gemäss Schutzkonzept des Verbandes zwar bis vier Personen aufhalten, allerdings müssen alle Übungsformen den Zwei-Meter-Abstand garantieren. Und wie sich beim Training der Juniorinnen von Volley Köniz zeigt, ist dies gar nicht so einfach umzusetzen. Am Netz darf beispielsweise weder angegriffen noch verteidigt werden. Sprich: Smash und Block sind nicht möglich.

Das schränkt das Training natürlich drastisch ein. «Das ist wie Fussball ohne Tore, so können keine Treffer erzielt werden», sagt Daniel Matti, Sportchef von Volley Köniz. Bei den Spielerinnen geniesst dies allerdings auch nicht Priorität. Sie freuen sich, können sie überhaupt wieder trainieren.

Denn das ist alles andere als selbstverständlich. Die Gemeinde Köniz hat entschieden, dass die kommunalen Sporthallen erst mit dem nächsten Lockerungsschritt am 8. Juni geöffnet werden. Somit mussten sich die Verantwortlichen nach Alternativen umsehen – und haben sich in Anlagen der Stadt Bern eingemietet. Trainiert wird in der Sporthalle Weissenstein und in der NMS Bern. Zufriedenstellend sei die Situation aber nicht, sagt Matti. Vor allem deshalb, weil die Hallen begrenzt verfügbar sind: Nur ein Drittel der Trainings finden statt.

Dies stärkt auch nicht gerade die Teambildung, die nach den Kaderveränderungen im Hinblick auf die neue Saison wichtig wäre. Die neuen Spielerinnen könnten sich nicht richtig integrieren, fühlten sich verloren, so Matti. Etwas Körperkontakt würde ihnen vielleicht ganz gut tun.

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