Reisen mit dem E-BikeDas Flitterwochenparadies unter den Rädern
Die pittoreske Insel Mauritius ist für Traumstrände und Romantikferien bekannt. Doch auch Velofahrerinnen und -fahrer finden dort, was ihr Herz begehrt.
Die kleine Insel Mauritius im Indischen Ozean hat durch eine Briefmarke 1847 grösste Berühmtheit erlangt, genannt die Blaue Mauritius. Sie ist die erste der Insel und zählt zu den begehrtesten und wertvollsten Marken der Welt. Beliebt ist Moris, wie das Eiland in der lokalen kreolischen Sprache heisst, heute besonders für das klare blaue Meer und die weissen Strände; nicht umsonst gilt es als Flitterwochenparadies.
Da fühlen wir uns ziemlich exotisch, wenn wir nachmittags verschwitzt und manchmal verdreckt in den schicken Resorts vorradeln. Die dienstbaren Geister sind dann jeweils leicht verwundert und können es nicht verstehen, dass wir nach zwei Tagen in ihrer Wohlfühloase schon wieder weiterreisen.
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Dabei spricht einiges für eine Inselerfahrung oder eben -befahrung per Bike: Land und Leute kann man kaum besser kennenlernen, und wie hätten wir all die winkenden Hände und freundlichen «Bonjour»-Zurufe vermisst. Oder die wechselnden Düfte von Blumen, Gewürzen und Kasuarinenwäldern. Für passionierte Bikerinnen und Biker – also jene mit den breiten und profilierten Reifen – ist Mauritius besonders attraktiv. Im Gegensatz zu den klassischen Gümmeler-Destinationen wie Mallorca ist man hier per Fahrrad nämlich ziemlich exklusiv unterwegs.
Nur: Weshalb muss es ausgerechnet eine derart ferne Destination sein? Wird denn eine an sich ökologische Veloreise nicht zum Widerspruch, wenn man dafür erst einen zehnstündigen Flug auf sich nimmt? Wohlan – Fakt ist, dass wenn eine Gruppe von knapp zwanzig Radelnden auf dem Velo die Insel erkundet statt paarweise per Auto, so ist das mindestens vor Ort ökologischer. Tatsächlich fährt auch bei uns einzig ein Minibus mit Gepäck und Verpflegung mit.
Fakt ist auch, dass Velofahrende offensichtlich eine besondere Vorliebe für Inseln haben. Und mit einer Küstenlänge von 160 Kilometern ist Mauritius ideal – sie lässt sich nämlich gut umrunden. Im Gegensatz zu andern Bikezielen, wo dazu teilweise täglich die Unterkunft gewechselt werden muss, kann der Koffer hier mindestens für zwei Nächte am Stück ausgepackt werden. Es sind für die Rundfahrt auch keine Bustransfers nötig. Zudem gibt es wenige Inseln, wo im Herbst angenehme 25 Grad herrschen und abgesehen von kurzen Schauern in den Bergen kaum Niederschläge drohen.
Und landschaftlich wird die gesamte Wunschliste bedient: von pittoresken Küsten über einen weltberühmten botanischen Garten bis hin zu bizarren Bergen, wilden Schluchten und Wasserfällen in üppiger Vegetation. Und auch die «Traumstrände» haben wir gefunden – allerdings weniger in unseren Beachresorts, wo vulkanisches Gestein das Badevergnügen oft schmälert, sondern eher an den öffentlichen Stränden, die meist mit feinem Sand aufwarten und die wir beim einen oder anderen Picknick mit einem Schwumm geniessen können.
Allerdings erlebt man auf dem Velo auch die Schattenseiten der Insel: erschütternd viel Abfall, insbesondere Plastikflaschen, und stellenweise äusserst starken Verkehr. Auch stimmt einen die Zuckerrohr-Monokultur nachdenklich, die nur ein Prozent der vielfältigen Ursprungsvegetation stehen liess – und heute werden angesichts des tiefen Weltmarktpreises die Fabriken dichtgemacht.
So oder so in der heutigen kriegerischen Welt bietet Mauritius auf jeden Fall die heilsame Erfahrung, dass eine Multikulti-Nation mit einem bunten Gemisch an Völkern (Franko-, Indo- und Sino-Mauritier plus Kreolen) und Religionen (Hindus, Christen und Moslems) in Frieden und Harmonie existieren kann.
Mit und ohne Motor gemeinsam unterwegs
Mauritius und die von Bike Adventure Tours organisierte Etappenreise eignen sich aus sportlicher Hinsicht gut für gemischte Gruppen – heisst für Radler mit und ohne Motor. Denn auf den neun Etappen mit total 340 Kilometern Länge sind moderate 3400 Höhenmeter zu bewältigen. Gleichwohl hat eine Mehrheit der Teilnehmenden unserer Truppe ein E-Bike gewählt, auch wenn sie nicht ihr eigenes Stromvelo mitnehmen konnten (siehe Kasten).
Auf den sandigen Beachtrails, den welligen Küstenstrassen und den teils stotzigen Gravelpfaden durch Zuckerrohrfelder schätzen sie den Komfort einer Motorunterstützung; wenigstens ein Fünftel der Wege führt abseits von Asphaltstrassen. Mehrere Paare profitieren davon, dass sie dank dieser Kombitour wie zu Hause auch «hybrid» unterwegs sein können: die eine Hälfte – und nicht immer die Frauen – elektrisch, die andere mit Muskelkraft.
Da die meisten knackigen Anstiege nur kurz sind, führt diese Dualität auf unserer Tour keineswegs zu einer Zweiteilung des Feldes. Zumal viele Trinkstopps eingeschaltet werden, wo sich die Gruppe jeweils wieder vereint. Ein einziges Mal will Tourguide Alain den Elektrikern die Freude eines kleinen Offroad-Pässchens bieten und teilt die Gruppe.
Übrigens: Die «Blaue Mauritius» ist tatsächlich auf der Insel zu sehen, nämlich im Blue Penny Museum in Port Louis.
Diese Reise wurde ermöglicht durch Bike Adventure Tours.
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