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Start in die neue Saison
Auf diese Eishockey-Stars kann sich die Schweiz freuen

Den Puck und den Erfolg fest im Visier: Mikkel Boedker will mit Lugano an alte Glanzzeiten anknüpfen.
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Plötzlich wurde er intern mit einem Übernamen geadelt. Nicht etwa «Danish Dynamite», auch nicht «Scandinavian Scorer» sondern: Quadzilla. In Anlehnung an die kompakte Maschine, die sich unaufhörlich durch Dreck oder sandigen Untergrund kämpft. Der Teamkollege kam darauf wegen der kräftigen Beine von Mikkel Boedker. 95 Kilogramm sind auf 182 Zentimeter verteilt.

«Nicht viele wissen von diesem Übernamen», sagt Boedker. Er sitzt nach Trainingsende in der Corner-Arena und schmunzelt, «man muss auch über sich selber lachen können, und darin bin ich ziemlich gut.» Er bestätigt, dass ein Kern Wahrheit darin steckt: «Meine Beine erfüllen ihren Job.» Tatsächlich machen sie das: 12 Jahre NHL, 743 Spiele, 337 Punkte.

Und nun also Lugano. Heinz Ehlers, zuletzt Langnau-Trainer und Boedkers Coach in der Nationalmannschaft, ermutigte ihn, und nach Gesprächen mit seiner Familie war für ihn der Wechsel in die Sonnenstube klar: «Wenn dir eine Chance entgegenleuchtet, musst du sie packen.» Für zwei Jahre hat er unterschrieben, ganz aufgegeben hat er die NHL aber noch nicht: «Es ist die beste Liga der Welt. Kein Eishockeyspieler auf der Welt schliesst die NHL-Tür hinter sich zu. Aber jetzt bin ich sehr froh, hier zu sein.»

Spielte von 2013 bis 2016 für die Arizona Coyotes und könnte sich eine Rückkehr in die NHL vorstellen: Mikkel Boedker, hier jubelnd nach einem Tor gegen Nashville.

Der 30-Jährige hat das Zeug zur Liga-Bereicherung. Er ist schnell, besonders bei Konterangriffen. Ein Gratistipp für die Gegner: Als letzter Mann sollte man den Puck gegen ihn nicht verlieren. Dazu verfügt er über einen guten Schuss, kann das Spiel lesen und kassiert nur wenige Strafminuten.

Und der Däne kann auf den Punkt da sein, wenn es zählt. Ganz besonders bewies er dies 2012 im Playoff mit Arizona gegen Chicago. In zwei Spielen hintereinander erzielte er in der Verlängerung den Siegtreffer, als erst elfter Spieler in der Ligageschichte und nach Koryphäen wie Maurice Richard, Jacques Lemaire und Joe Sakic. «Es braucht Entschlossenheit, etwas Glück und Willensstärke», blickt er auf jene Tage zurück.

Der HC Lugano war auch einmal Synonym für Entschlossenheit und Willensstärke. Es sind Qualitäten, die seit dem letzten Meistertitel 2006 schleichend abhandengekommen sind, auch wenn die Bilanz seit 2015 mit zwei Finalteilnahmen wieder auf eine Verbesserung hindeutet.

Die Traumlinie lockt

Boedker kennt die Ausgangslage: «Diese Erfahrungen mit Niederlagen beeinflussen die Fanbasis und eine Stadt, die das Eishockey leidenschaftlich lebt. Umgekehrt gibt es dir aber auch eine Chance, etwas aufzubauen, und darauf arbeiten wir hin.» Für Boedker ist klar, wo er sich am meisten einbringen kann: «Mit meiner Erfahrung in vielen unterschiedlichen Situationen, mit Tempo, Intensität und harter Arbeit. Natürlich wäre es schön, wenn die Mitspieler mich in den wichtigen Momenten suchen würden.» Die Vorbereitung lässt die Lugano-Supporter jedenfalls träumen – eine Linie mit Boedker, Mark Arcobello und Luca Fazzini wäre vielleicht ligaweit unerreicht.

«Wenn dir jemand wie Wayne Gretzky etwas sagst, stehst du da und nickst.»

Mikkel Boedker, HC Lugano

In den Conference-Finals der NHL stand er, ein anderer Höhepunkt seiner Karriere ist der Draft. Wayne Gretzky höchstpersönlich stand auf dem Podium und verkündete seinen Namen. «The Great One» beeinflusste ihn auch später: «Er war mein Trainer, ein wirklich netter Mann und ein grossartiger Lehrer. Seine Kenntnisse des Eishockeys und wie er das Spiel sieht, sind praktisch unerreicht.»

Wegen Gretzky trägt Boedker bis heute die 89. Eigentlich ist die 8 seine Lieblingszahl, diese Nummer war aber bei seiner ersten Station in Kitchener besetzt, und sein Vater schlug ihm vor, die Zahl seines Geburtsjahrs zu wählen. Als er dann gedraftet wurde, riet ihm Gretzky zur Kontinuität. Er lacht: «Wenn dir jemand wie er etwas sagt, stehst du da und nickst. Es war bisher eine gute Nummer für mich.»

Was er sich im Südtessin vorgenommen hat, mag er nicht erläutern: «Persönliche Ziele sollen persönlich bleiben.» Bei den Zielen für die Mannschaft wird er wieder klarer: «Du willst das beste Team der Liga sein, um die Meisterschaft kämpfen und dir die beste Chance geben, das letzte Spiel der Saison zu gewinnen.»

Auch dieses Trio verspricht Spektakel

Linus Omark: Servette

Wiedersehen macht in diesem Fall ganz besonders Freude: Sieben Jahre, nachdem er den EV Zug mit 75 Punkten aus 60 Partien verzauberte, kehrt der Schwede in die Schweiz zurück. Sieben Jahre älter zwar, aber wie ein Blick auf die Statistiken und Highlightvideos zeigt, hat er in den letzten fünf Saisons in der KHL bei Ufa nichts von seiner Klasse eingebüsst, am Ural totalisierte er einen Skorerpunkt pro Spiel. Omark ist die sprichwörtliche Unberechenbarkeit auf Schlittschuhen, ein Element, das in Genf bisher oft fehlte.

Steve Moses: Rapperswil-Jona

Der Start in Rapperswil verlief für den Zuzug von Jokerit Helsinki harziger als erwartet: Wegen Visa-Problemen musste der Amerikaner länger als erwartet in Massachusetts bleiben, wo er den Corona-Sommer verbrachte. Warten ist sonst nicht die Spezialität des 31-Jährigen, vielmehr geht er wenn immer möglich in den Abschluss, ein Jahr war er sogar KHL-Rekordtorschütze. In Nordamerika setzte er sich wegen seiner Körpergrösse von 175 Zentimetern nie durch, in Europa kann er aber seine technischen und schlittschuhläuferischen Vorzüge voll ausspielen.

Julius Nättinen: Ambri-Piotta

Die Erwartungen sind gross, dass Sportchef Paolo Duca mit dem Finnen nach Dominik Kubalik und Dominic Zwerger ein weiteres Ass aus dem Ärmel schüttelt. Nättinen, der für ein Jahr unterschrieben hat, ist 23, gewann einst Gold an der U-20-WM und war letzte Saison in Diensten seines Stammclubs Jyväskylä Liga-Topskorer. Tore werden von ihm auch in der Valascia erwartet, er will aber vor allem ein guter Allround-Spieler sein: «Der Trainer soll sich in jeder Situation auf mich verlassen können.»