Stab-Meeting der WeltbestenAuf der Suche nach dem richtigen Trainer-Mix
Stabspringerin Angelica Moser übertrumpfte als Juniorin weltweit alle, nach vielen Verletzungen ist sie zurück und will am Mittwoch bei Athletissima in Lausanne hoch hinaus.

Wenigstens einmal die grosse Bühne, wenigstens einmal in dieser speziellen Saison an einem Diamond-League-Meeting springen: Angelica Moser ist dankbar für die Einladung, die sie aus Lausanne erhalten hat. Athletissima-Direktor Jacky Delapierre hat es fertig gebracht, nach den Impossible und Inspiration Games von Oslo und Zürich noch einmal eine neue Event-Form zu kreieren. So verwandelt sich am Mittwoch (ab 18 Uhr) die Place de l’Europe oben in der Altstadt Lausannes in eine grosse Stabhochsprung-Anlage. Zugelassen sind unter grossen Sicherheitsvorkehrungen 1000 Zuschauer, die kostenlos das Spektakel der Weltbesten verfolgen können.
Für die 22-jährige Zürcherin ist es der erst vierte Start der Saison – nach solchen im intimen Rahmen in Frauenkappelen, La Chaux-de-Fonds und Riehen einer in schon fast mondäner Umgebung. Und ja, es ist eine Saison, die auch ohne Corona ganz anders geplant gewesen wäre. Angelica Moser, die in ihrer Juniorinnenzeit Weltmeisterin und mehrmals Europameisterin wurde, steht vor einer wichtigen Entscheidung: Wie weiter? Ihr Trainer, Herbert Czingon, der sie auf diesen erfolgreichen Weg führte, wäre Ende August pensioniert worden, macht die Saison bis nach den Meisterschaften in zwei Wochen aber noch fertig. Und dann?
Magglingen statt Kanada und die USA
Vier Tage vor dem Lockdown in der Schweiz, Mitte März, sass die Studentin auf fertig gepackten Koffern. Die Reise sollte erst nach Kanada und dann in die USA nach Atlanta und Phoenix gehen. «Ich wollte überall ein paar Tage bei anderen Stabhochspringerinnen im Training schnuppern und herausfinden, was mir zusagen würde», sagt sie. Dann gingen die Grenzen zu, und die Reise führte einzig nach Magglingen ins Training, «und da blieben wir zwei Wochen, fast eingesperrt».
Ein Trainerwechsel in einer hochkomplexen technischen Disziplin, wie sie der Stabhochsprung ist, ist eine schwierige Angelegenheit. Weiter ist sie auf ihrer Suche auch heute nicht, «was mir blieb, war, Gespräche mit Trainern zu führen, die in die Schweiz kommen würden», sagt sie. Und dabei geht es nicht nur um sie, sondern um eine ganze Trainingsgruppe, deshalb ist auch der LCZ involviert.
Bei Angelica Moser könnte leicht der Eindruck entstehen, sie habe in den letzten beiden Jahren stagniert. Doch widerlegt ist dies schnell, weil sie schon 2017 als 19-Jährige über 4,61 m sprang – zu einem Zeitpunkt, da andere sich erstmals an die 4-Meter-Marke wagen. Moser steigerte sich in der Folge nicht mehr im gleichen Mass, wurde im letzten Jahr mit ihrer Besthöhe von 4,65 m in der Halle aber EM-Vierte und erreichte an der WM in Doha mit 4,60 m den Final. «Als Juniorin wurde von mir erwartet, dass ich jeweils gewinne, dieser Druck lastete schon auf mir», sagt sie rückblickend. Selber habe sie sich immer an den Elite-Springerinnen orientiert. «An der WM habe ich gezeigt, dass ich mich an dieses Umfeld gewöhnt habe», findet sie.
Sie ist schon als 19-Jährige über 4,61 m gesprungen – dann, wenn andere sich erstmals an die 4-Meter-Marke wagen.
Dass die Schritte nach oben kleiner geworden sind, hängt auch mit langwierigen Verletzungen seit 2018 zusammen. Erst war es der Fuss, der sie behinderte und nur noch im Wasser trainieren liess, vergangenen Sommer plagten sie Rückenprobleme, bei denen jeweils der Chiropraktiker Hand anlegen musste. Und als sie im Juni nicht mit einem Stab-Wettkampf in die Corona-Saison startete, sondern mit einem Hürdensprint, verletzte sie sich an der hinteren Oberschenkelmuskulatur.
Eine Konsequenz jedoch hatten die Jahre 2018 und 2019: Seit November arbeitet sie mit einem neuen Krafttrainer zusammen, der den Fokus nicht auf möglichst hohe Gewichte, sondern mehr auf Schnelligkeit legt. Der Weg scheint der richtige. Ihre bisherigen drei Meetings gleichen einem «Steigerungsspringen»: 4,40, 4,55, 4,60. Und Moser sagt: «Mit der jetzigen Form könnte mir in Lausanne einiges gelingen.» Im Mittelpunkt aber dürften andere stehen: Der Schwede Armand Duplantis, der Anfang Jahr die Weltrekordhöhe von 6,18 m gesprungen ist, strebt seinen zwölften Sieg in Serie an.
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