Grossbrache am ZürichbergGemeinderat wünscht sich Alterswohnungen auf dem ehemaligen Kinderspital-Areal
Die Stadt Zürich redet bei der Zukunft des früheren Kispi mit. Alle Parteien fordern eine Neuplanung ohne Abbrüche. Mit einer Ausnahme.
- Das ehemalige Kinderspital in Zürich steht momentan leer.
- Eine breite Mehrheit im Gemeinderat fordert den Erhalt der Gebäude für Alterswohnungen.
- Einzig die FDP unterstützt die ursprünglichen Abriss- und Neubaupläne des Kantons.
Es passiert äusserst selten, dass ein 20’000 Quadratmeter grosses Areal an bester Zürichberg-Lage einfach leer steht.
Eine solche Ausnahme-Brache stellt seit Anfang Monat das frühere Kinderspital (Kispi) in Hottingen dar. Wann und ob überhaupt dort ein geplanter Neubau realisiert wird, bleibt vorerst unklar. Auch eine Zwischennutzung sieht der Kanton nicht vor. Ihm gehört das Grundstück. Bis auf weiteres sollen ein rund 600 Meter langer Bauzaun sowie Sicherheitsleute eine Besetzung verhindern.
Nun möchte der Zürcher Gemeinderat die Zukunft des Areals mitprägen. Eine breite Mehrheit von 86 Ja- zu 16 Nein-Stimmen unterstützte am Mittwochabend ein dringliches Postulat von SVP und AL. Dieses fordert den Stadtrat auf, sich beim Kanton dafür einzusetzen, die bestehenden Kispi-Bauten zu bewahren, statt sie wie vorgesehen abzureissen. In diesen sollen Alterswohnungen eingerichtet werden sowie Gesundheitsdienstleistungen für ältere Menschen.
Nur die FDP steht zum kantonalen Projekt
Die Erhaltung der bestehenden Kinderspital-Bauten sei eine wirksame Massnahme zum Klimaschutz, sagte Karen Hug (AL). Bei einem Abbruch würde sehr viel graue Energie vernichtet. Zudem eigneten sich die Gebäude für die Altersmedizin. «Dort, wo Kinder gepflegt wurden, können sich auch alte Menschen wohlfühlen», sagte Hug.
Reto Brüesch (SVP) sagte, dass das Zentrum für Zahnmedizin, für das der Kanton den Neubau plante, weniger Platz brauche als vorgesehen. «Dafür fehlen uns Alterswohnungen, und die Zürcher Bevölkerung wird immer älter.»
Vertretende von SP, GLP und die Mitte betonten, dass niemand eine Brache wolle in Hottingen. Zudem würde eine Weiternutzung der Gebäude deutlich weniger kosten als ein Neubau.
Einzig die FDP lehnte das Postulat ab. Zuständig für das Areal sei der Kanton, daher müsse man auf dieser Ebene ansetzen, sagte Deborah Wettstein (FDP). Und nicht im Stadtparlament. Das Postulat komme zudem viel zu spät im bereits langjährigen Planungsprozess. Wettstein verteidigte das bestehenden Projekt. Der Neubau biete dem Zentrum für Zahnmedizin und dem Comprehensive Cancer Center Zurich (CCCZ) viel Entwicklungspotenzial. An den bisherigen Standorten sei dies nicht der Fall. «Zürich braucht mehr solcher Forschungsplätze.»
Gewünscht ist auch eine Asylunterkunft
Daneben gibt es weitere Vorschläge für das alte Kispi. Im Kantonsrat, der über die Zukunft des Grundstücks bestimmen wird, setzen sich SP und GLP für die Erstellung von günstigen Wohnungen ein. Die SVP fordert zudem eine rasch realisierbare Zwischennutzung als temporäre Asylunterkunft. Ein Raumplaner wiederum schlägt einen offenen Ideenwettbewerb vor.
Der Stadtrat nahm am Mittwoch das Postulat entgegen. Man handle bereits in diesem Sinne, sagte der zuständige Gesundheitsvorsteher Andreas Hauri (GLP). Der Regierungsrat sei bereit, zumindest einen Teil der Gebäude an die Stadt für Alterswohnungen zu verkaufen. Hauri warnte gleichzeitig: «Je mehr Vorstösse hineinkommen, desto schwieriger wird es, rasch vorwärtszumachen.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.