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«Auch Schweizer Plastikmüll könnte die Meere verschmutzen»

Gefährlicher Müll: Zum Schutz der Ozeane und ihrer Lebewesen führt die Organisation Ocean Care unter anderem Strandsäuberungen durch.
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Der Hauptsitz von Ocean Care liegt in Wädenswil. Nicht gerade der Ort, an dem man eine international tätige Meeresschutz­organisation erwartet.Silvia Frey: Das stimmt. Aber das Meer hat einen grösseren Einfluss auf das Leben der Schweizer als viele denken. Zudem ist die Schweiz in vielen internationalen Gremien vertreten, die sich mit dem Artenschutz beschäftigen. Der Schweizer Hintergrund erweist sich in internationalen Verhandlungen vielfach als hilfreich. Dass der Hauptsitz von Ocean Care sich in Wädenswil befindet, hat jedoch einen pragmatischen Grund. Die Gründerin Sigrid Lüber ist in Wädenswil zu Hause.

Sie selbst engagieren sich seit 1997 für Ocean Care. Woher rührt Ihre Faszination für die Welt der Ozeane?Mein Interesse für den Tier- und Umweltschutz wurde mir von zu Hause vermittelt. Mir war schon als Kind klar, dass ich mich für Tiere einsetzen will. Die Faszination für die Meereswelt entdeckte ich durch Familienferien am Mittelmeer. Ich habe viel Zeit damit verbracht, schnorchelnd und tauchend die Unterwasserwelt zu entdecken. Die Vielfalt unter Wasser ist magisch. Die Ozeane bilden den grössten Lebensraum der Welt und üben auf unser aller Leben einen bedeutenden Einfluss aus, etwa durch die Schifffahrt oder die Fischerei. Die nachhaltige Nutzung wird dabei aber oft vernachlässigt.

Verschiedene Umweltprobleme stellen die Überlebensfähigkeit der Ozeane und ihrer Lebewesen vor grosse Herausforderungen. Jährlich gelangen rund 9 Millionen Tonnen Plastik in die Meere. Was bedeutet diese Verschmutzung für die Unterwasserwelt?Die Unmengen Plastikmüll, die jährlich im Meer landen, haben tragische Folgen für die Meerestiere. Delfine, Robben oder Wale können sich in Plastiknetzen und -seilen verfangen, was leider oft tödlich endet. Aber auch sogenannter Mikroplastik — also Granulate oder kleine Plastikstücke — können Meerestieren schaden. So kann es etwa sein, dass sie den Abfall mit Nahrung verwechseln und ihn fressen. Verstopfungen des Verdauungstraktes oder das Gefühl eines vollen Magens können dazu führen, dass die Tiere verhungern. Schätzungen zufolge sterben jährlich rund eine Million Seevögel aufgrund von Plastikablagerungen. Zudem fallen jährlich rund 100 000 Meerestiere den Abfällen zum Opfer.

«Der zunehmende Unterwasserlärm führt zu Strandungen von Walen und Delfinen.»

Silvia Frey

Wie findet der Plastik den Weg in die Ozeane?Der Grossteil des Mülls gelangt vom Festland über Abwasserkanäle und Flüsse von Landesinnern oder über Abfall an den Stränden ins Meer. Theoretisch könnte also auch Schweizer Mikroplastik die Meere verschmutzen. Nur 20 Prozent der Plastikabfälle stammt von Schiffen.

Wie können die Meere vor der Verschmutzung geschützt werden?Unsere Kampagne gegen die Vermüllung der Ozeane basiert auf folgenden drei Pfeilern: Vermindern, entfernen, retten. Wichtig ist es, den eigenen Konsum zu überdenken. Einwegplastik wie etwa die Plastiksäckli in Lebensmittelladen sollten nach Möglichkeit vermieden und durch Alternativen ersetzt werden. Gemeinsam mit einem jungen Schweizer Unternehmen haben wir erfolgreich Früchte- und Gemüsebeutel als Ersatz für die gängigen Plastiktüten auf den Markt gebracht. Neben der Sensibilisierung und Bildung der Bevölkerung veranstaltet Ocean Care zudem Strandsäuberungen, um den Eintrag in die Meere zu reduzieren. Solche Sammel- und Aufräumaktionen regen viele Privatpersonen zur Nachahmung an. Zudem engagieren wir uns in der Rettung von verhedderten oder durch Plastik gefährdeten Tieren.

Zusätzlich zu der Plastikverschmutzung beschäftigt sich Ocean Care auch mit dem Unterwasserlärm. Was hat es damit auf sich und was sind die Auswirkungen auf die Meereslebewesen?Viele Leute wissen nicht, dass es unter der Meeresoberfläche sehr laut ist. Das Bild der stillen Ozeane ist leider oftmals eine Utopie. Druckluftkanonen zur Sondierung von Öl- und Gasvorkommen, Militärsonare, die benutzt werden, um U-Boote zu erkennen und der Schiffverkehr sorgen für ohrenbetäubendes Getöse unter Wasser. In den letzten sechzig Jahren hat sich der von Schiffen verursachte Unterwasserlärm alle zehn Jahre verdoppelt. Dies bleibt nicht ohne Folgen für die Meerestiere, die für die Orientierung, Kommunikation und Beutefang auf ihr Gehör angewiesen sind. Durch den steigenden Unterwasserlärm kommt es vermehrt zu Strandungen von Walen und Delfinen. Auch Schädigungen des Gehörs und eine höhere Anfälligkeit für Krankheiten wurden beobachtet. Um den Tieren zu helfen, fordern wir, gewisse Unterwassertests zu unterbinden, sowie Lärmgrenzwerte für die Meere einzuführen.

Ein wichtiges Anliegen von Ocean Care ist auch der Tier- und Artenschutz. Neben Transportverboten für Haifischflossen und dem Schweizer Importverbot auf Robbenprodukte erreichte Ocean Care, dass bei den Olympischen Winterspielen von Sotschi darauf verzichtet wurde, Delfine als Fackelträger einzusetzen. Wie wichtig sind solche Erfolgserlebnisse?Solche Erfolge sind eine Bestätigung unserer Arbeit. Als junge Umweltschützerin wollte ich die grossen Veränderungen herbeibringen. Mittlerweile weiss ich jedoch, dass es die kleinen Schritte sind, die einen voranbringen. Die Hoffnung, etwas zu verbessern, habe ich nie aufgegeben. Allerdings musste ich lernen, dass es oft keine schnelle Lösung für die Probleme im Tier- und Umweltschutz gibt. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass wir zur Verbesserung der Situation beitragen können.

Vortrag «Mehr Meer mit Ocean Care»: Mittwoch, 25. Januar, 14.30 Uhr, Gemeinderatssaal, Schulhaus Untermosen, Gulmenstrasse 6, Wädenswil. Unkostenbeitrag 10 Franken inkl. Kaffee.