Private RaumfahrtAstronaut musste Weltraumtouristen auf ISS «stark unterstützen»
Laut dem deutschen Astronauten Matthias Maurer benötigen Weltraumtouristen viel Hilfe und eine einfachere Infrastruktur im All. Trotzdem sei die Raumfahrt der Zukunft kommerziell.
Wenige Tage nach der Rückkehr von seiner ersten Weltraummission auf die Erde hat der deutsche Astronaut Matthias Maurer ein gemischtes Fazit über die Besuche von Touristen auf der Internationalen Raumstation ISS gezogen. Während der Aufenthalt des japanischen Weltraumtouristen Yusaku Maezawa im Dezember «hervorragend» verlaufen sei, hätten die Weltraumtouristen aus den USA viel Hilfe gebraucht, sagte Maurer am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Köln. Zu acht sei es eng geworden auf der ISS.
«Im Endeffekt mussten wir sie sehr stark unterstützen, das hat natürlich für uns bedeutet: Unsere Arbeit blieb liegen», sagte Maurer. Für acht Menschen habe es nicht genug Forschungsmöglichkeiten gegeben, auch eine ausreichende Unterstützung von der Erde aus sei nicht möglich gewesen. Die Touristen bräuchten insgesamt eine «einfachere Infrastruktur, die weniger fehleranfällig ist».
Gleichzeitig habe der Weltraumbesuch der drei Unternehmer unter Leitung eines früheren Astronauten auch eine positive Seite gehabt: «Diese Weltraumtouristen haben natürlich ein ganz anderes Netzwerk dadurch, dass sie einer anderen Bevölkerungsschicht angehören», sagte Maurer.
Auch privat würden die Unternehmer viel Geld für Forschung spenden. Auf der ISS hätten die Astronauten plötzlich Zugang zu Wissenschaftlern und Experimenten gehabt, «die über den klassischen Weg der Raumfahrt nicht so schnell oben angekommen wären». Er sei sich sicher, dass die Raumfahrt der Zukunft kommerziell ablaufen wird.
55 Millionen Dollar für ein Ticket
Die Teilnehmer der ersten vollständig privat organisierten Mission zur Internationalen Raumstation ISS kehrten nach mehr als zwei Wochen im All wieder auf die Erde zurück. Die Dragon-Kapsel des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX mit drei Unternehmern und einem früheren Nasa-Astronauten an Bord landete Ende April vor der Küste des US-Bundesstaates Florida im Atlantik, wie Live-Bilder zeigten.
Der US-Immobilieninvestor Larry Connor, der kanadische Geschäftsmann Mark Pathy, der israelische Unternehmer Eytan Stibbe und der frühere Nasa-Astronaut Michael López-Alegría waren am 8. April ins All gestartet. Ursprünglich sollten sie nur acht Tage auf der ISS verbringen. Schlechtes Wetter auf der Erde zwang sie jedoch zu wiederholten Verzögerungen bei ihrer Rückkehr.
Organisiert wurde die Mission Ax-1 von dem US-Raumfahrtunternehmen Axiom Space in Kooperation mit SpaceX von Tesla-Gründer Elon Musk. Connor, Pathy und Stibbe sollen Medienberichten zufolge jeweils 55 Millionen Dollar für den Flug gezahlt haben.
An Bord der ISS führten die Männer in Zusammenarbeit mit Forschungszentren auf der Erde eine Reihe von Experimenten durch. Dabei ging es laut der US-Raumfahrtbehörde Nasa unter anderem um Herzgesundheit und kognitive Leistungsfähigkeit in der Schwerelosigkeit. Die Bezeichnung «Weltraumtouristen» lehnen die Männer deswegen für sich ab.
Der deutsche Astronaut Maurer war am Freitag nach einem halben Jahr auf der ISS auf die Erde zurückgekehrt. Der 52-Jährige landete mit drei US-Kollegen an Bord einer Dragon-Kapsel des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX vor der Küste Floridas im Meer und flog dann an Bord einer Luftwaffenmaschine nach Deutschland. Maurer war der 600. Mensch und der zwölfte Deutsche im All.
Schauspieler und Milliardäre im All
In der Vergangenheit haben wiederholt Privatleute die ISS besucht. Erst im vergangenen Jahr flog neben dem japanischen Milliardär Yusaku Maezawa auch eine russische Filmcrew zu Dreharbeiten zur Weltraumstation. Sie nutzten dabei aber Sojus-Raketen der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos.
Axiom Space und SpaceX haben insgesamt vier Missionen vereinbart. Die Nasa hat die zweite Mission Ax-2 bereits genehmigt. Axiom Space sieht die Missionen als erste Schritte auf dem Weg zu einem grösseren Ziel: dem Bau einer privaten Raumstation. Das erste Modul soll nach Unternehmensangaben 2024 ins All starten. Es soll zunächst als neues Segment an der ISS andocken. Wenn die ISS gegen Ende des Jahrzehnts ausser Dienst gestellt wird, soll es weiter im All bleiben.
Die Nasa will den sogenannten erdnahen Orbit langfristig dem Privatsektor überlassen, der dort Raumstationen für Forschungs- und Geschäftszwecke betreiben soll. Die Nasa selbst will sich auf die Erforschung des Alls sowie auf Reisen zum Mond und Mars konzentrieren.
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AFP/aru
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