Baustellenrampe für AutobahnenDie 20-Millionen-Brücke erhält eine zweite Chance
Die mobile Überführung für Bauarbeiten verursachte bei ihrem ersten Einsatz auf der A1 ein Verkehrschaos. Nun versucht es der Bund erneut und bezieht diesmal die Branche stärker mit ein.
Eine Weltneuheit, die Lösung für Unterhaltsarbeiten auf Autobahnen schlechthin: Das Bundesamt für Strassen (Astra) gab sich selbstbewusst und nannte das Konstrukt nach ihrem Amtsnamen: Astra-Bridge. Erster Einsatzort: die A1 bei Luterbach (SO). Erste Inbetriebnahme im April 2022.
Die Astra-Bridge ist eine mobile Hilfsbrücke, die für den Einsatz bei Unterhaltsarbeiten gedacht ist. Während der Verkehr über die Brücke geführt wird, können unter der Brücke die Arbeiten ausgeführt werden. Doch die Brücke funktionierte nicht so wie geplant.
Mit der signalisierten Geschwindigkeit von 60 Kilometern könne man nicht auf die Brücke fahren, ohne dass sich die Ladung löse, monierten etwa Lastwagenfahrer. Der Kanton Solothurn war ebenfalls erbost. Denn wegen der starken Staubildung vor der Astra-Bridge kam es zu massivem Ausweichverkehr auf Kantons- und Gemeindestrassen.
Intensiv an Optimierung gearbeitet
Ende Juni kapitulierte das Astra und liess die Brücke abbauen. Da sich der Verkehrsfluss nicht wie gewünscht entwickelt habe, sei entschieden worden, Verbesserungen an den Rampen der Baustellenbrücke vorzunehmen, hiess es damals.
«Wir können und wollen nichts gegen den Willen der Betroffenen und der Benutzer der Strasseninfrastrukturen machen, anderseits werden die Zeitfenster für Nachtarbeiten kontinuierlich kürzer, womit die Sanierungen sehr teuer und ineffizient werden» betont Astra-Direktor Jürg Röthlisberger im Gespräch mit dem «VerkehrsMonitor».
In den vergangenen Monaten sei intensiv an der Optimierung der Astra-Bridge gearbeitet worden, ergänzt Astra-Mediensprecher Thomas Rohrbach. Im Fokus stand dabei insbesondere die Befahrbarkeit. Der Rest müsse nicht nachgebessert werden, als Maschine funktioniere die Bridge einwandfrei, die Arbeiten darunter konnten bereits im ersten Versuch wie geplant durchgeführt werden. Bisher hat der Bund rund 20 Millionen Franken in die Astra-Bridge investiert.
Nun in die Gegenrichtung
Im Gegensatz zum ersten Versuch wurde auch die Zusammenarbeit mit Kanton und Branche verbessert. Der Solothurner Kantonsingenieur Roger Schibler bestätigt: «Mitarbeitende des Kantons können mit unterschiedlichen Fahrzeugen und Geschwindigkeiten Testfahrten über die Astra-Bridge durchführen.» Diese Eindrücke würden dann in die Verbesserung der Brückenkonstruktion einfliessen.
André Kirchhofer, Vizepräsident des Nutzfahrzeugverbandes Astag, ist erleichtert, dass der Bund jetzt die Anliegen der Branche stärker berücksichtige: Denn nicht nur die grossen Lastwagen, sondern selbst Lieferwagen seien von der fehlerhaften Konstruktion betroffen gewesen, daneben auch Fahrzeuge wie Wohnmobile oder Limousinen: «Selbst Motorräder konnten die Brücke nicht durchgehend mit der signalisierten Geschwindigkeit passieren.» Sei man in die Tests vor der ersten Inbetriebnahme nicht involviert gewesen, sei der Astag nun von Beginn weg ins Anpassungsprojekt miteinbezogen worden.
Man gehe davon aus, dass die Astra-Bridge bis zum Start der nächsten Bausaison im Frühling 2024 für den nächsten Einsatz bereit sei, sagt Rohrbach. Der Einsatzort sei mit grosser Wahrscheinlichkeit erneut die A1 bei Luterbach, allerdings in der Gegenrichtung.
Damit es nicht wieder zu einem Chaos auf den umliegenden Strassen kommt, forderte die lokale SVP – anfänglich unterstützt von der Umwelt-, Bau- und Wirtschaftskommission des Kantonsrats –, dass die Astra-Bridge auf dieser Strecke gar nicht mehr zum Einsatz kommt. Das ging der Solothurner Regierung dann doch zu weit, aber sie wendet sich mit einem dringlichen Appell an den Bund: «Der Kanton fordert vom Astra, dass die in Aussicht gestellte Überwachung des Verkehrs auf dem untergeordneten Kantonsstrassennetz konsequent umgesetzt wird, damit allfällige Verkehrsverlagerungen infolge des Einsatzes der Astra-Bridge sofort erkannt werden und diese im Falle solcher Verkehrsverlagerungen unverzüglich wieder abgebaut wird.»
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