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Ölpreis-Crash: Investoren setzen auf Schweizer Franken

Das Ölkartell Opec und seine Kooperationspartner konnten nicht auf eine weitere Beschränkung der Rohölproduktion einigen und haben stattdessen einen Preiskrieg eröffnet. Foto: Reuters/Nick Oxford
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Im Zuge der weltweit taumelnden Börsen wegen der Coronavirus-Krise sowie aufgrund eines Streits der Ölförderländer fallen die Ölpreise zum Wochenbeginn in den Keller. Am Montag erlitten die Rohöl-Kurse den stärksten prozentualen Einbruch seit fast 30 Jahren. Die Notierungen für Rohöl aus der Nordsee und für US-Öl fielen zeitweise um mehr als 30 Prozent.

Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Montagmorgen 32,83 Dollar. Damit lag der Preis 12,44 Dollar niedriger als am Freitag. Der Preis für amerikanisches Rohöl der Sorte WTI sackte um 12,44 Dollar auf 28,84 Dollar ab. Ein solcher Absturz war zuletzt beim Ausbruch des Golfkrieges 1991 zu beobachten.

Die grössten Ölpreisstürze der letzten 30 Jahre: Zu Beginn des 1. Golfkriegs im Januar 1991, nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und im Zuge der Finanzkrise 2008.

Im Verlaufe des Morgens erholten sich die Preis kontinuierlich, die Nordseesorte Brent stieg wieder auf über 36 USD, was noch einem Minus von rund 20 Prozent gegenüber dem Vorkurs entspricht.

Benzinpreise fallen aber kaum

Beim Gang an die Tankstelle macht sich der Preiseinbruch bisher aber nur wenig bemerkbar. Laut dem Branchenverband Avenergy Suisse, der die Interessen der Importeure flüssiger Brenn- und Treibstoffe in der Schweiz vertritt, gibt es selbst bei internationalen Krisen keine massiven Preisschwankungen an den Schweizer Zapfsäulen.

«Ob und ab wann die Autofahrerinnen und Autofahrer den Effekt der Ölpreissenkung spüren, lässt sich kaum voraussagen», teilte Daniel Schindler, Leiter Kommunikation bei Avenergy Suisse, am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP mit.

Dass sich die Benzin- und Dieselpreise in der Schweiz nicht sofort bewegen, liegt auch daran, dass der Preis an der Tankstelle nur zum Teil vom Rohölpreis bestimmt wird. Gut die Hälfte des Literpreises bestehen aus der Mineralölsteuer, dem Mineralölsteuerzuschlag sowie Importabgaben.

Hinzu kommen Vertriebs-, Beschaffungs- und Frachtkosten. Zumindest die Beschaffungskosten sind nun aber rapide gesunken. Da der Zapfsäulenpreis aber von zahlreichen weiteren Parametern abhängt, können Konsumenten hierzulande nur mit relativ geringen Spritkosteneinsparungen rechnen.

Ölpreiskrieg verschärft Coronavirus-Panik

Auslöser für den Ölpreis-Crash ist die Nachricht, dass sich das Ölkartell Opec und seine Kooperationspartner nicht auf eine weitere Beschränkung der Rohölproduktion einigen konnten. Eine Absprache zwischen Russland und der Opec wurde nach drei Jahren im Streit aufgekündigt. Russland lehnte eine Drosselung der Produktion wegen der Coronavirus-Epidemie ab. Daraufhin war der Ölpreis an den Märkten gefallen.

Unter dem Druck der Coronavirus-Epidemie hat sich Erdöl seit Jahresanfang um mehr als ein Viertel verbilligt. Das macht vor allem den Opec-Ländern zu schaffen, dazu gehören neben Saudiarabien auch Irak, Iran, Kuwait oder die Vereinigte Arabische Emirate. Russland dagegen gab an, mit dem derzeitigen Preisniveau leben zu können.

Der Ausbruch des Coronavirus drückt auf die Ölnachfrage, weil Flüge gestrichen und Reisen abgesagt wurden, um eine weitere Verbreitung des Erregers zu verhindern und ein Einbruch der Weltkonjunktur befürchtet wird.

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Nach dem Scheitern der Gespräche zwischen der Opec und Russland über eine gemeinsame Förderbremse will Saudiarabien nun seine Produktion hochfahren. Der somit lancierte Preiskrieg zwischen Saudiarabien und Russland hat aber nicht nur die Öl-Preise in die Tiefe sacken lassen.

Auch die Börsen haben deutlich nachgegeben. Der japanische Nikkei schloss am Montag mit einem Verlust von 5,1 Prozent. Der australische Leitindex tauchte gar um 7,4 Prozent – der stärkste Rückgang seit November 2008. Der Schweizer Leitindex SMI brach zum Handelsstart um annähernd 700 Punkte oder knapp 7 Prozent auf 9078 Punkte ein (lesen Sie hier mehr zum «Panik-Modus» an den Börsen).

Die Märkte knüpfen damit nahtlos an die Abgaben der vergangenen Woche an, die sich zum Wochenschluss ebenfalls nochmals verstärkt hatten. «Die Grössenordnung des Zusammenbruchs zeigt, dass jede Hoffnung auf eine vorübergehende Atempause vergebens war», sagte der Währungsstratege Sean Callow von Westpac.

Gold steigt, Euro und Dollar fallen

Vor diesem Hintergrund ist der Preis für die Feinunze Gold auf über 1700 US-Dollar gestiegen. Das war der höchste Stand seit Dezember 2012.

Anleger flüchteten aus Aktien auch in als sicher geltende Staatsanleihen. In Ländern wie Deutschland und den Niederlanden gaben die Renditen deutlich nach. Die Rendite zehnjähriger deutscher Anleihen fiel um 0,13 Prozentpunkte auf minus 0,846 Prozent. Besonders stark stiegen die Kurse von US-Anleihen. Bereits am Freitag hatten die US-Staatspapiere deutlich zugelegt. Insbesondere Anleihen mit einer langen Laufzeit legten weiter kräftig zu.

Dagegen wurden italienische Staatsanleihen zu Beginn der Woche massiv verkauft. Hier stieg die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen um 0,22 Prozentpunkte auf 1,29 Prozent.

An den Devisenmärkten suchen Investoren ebenfalls nach sicheren Häfen. Neben dem japanischen Yen setzen sie auf den Schweizer Franken. Der Euro fiel am Montagmorgen auf bis zu 1,0551 Franken – ein Stand, der zuletzt im Sommer 2015 erreicht wurde. Der US-Dollar notierte mit 0,9252 Franken um mehr als einen Rappen unter seinem Stand von Freitagabend. Kurzzeitig war er im frühen Handel gar bis auf 0,9183 Franken gefallen.

Der US-Dollar notierte am 21. Februar noch bei 0.9838 Franken, ist seither aber um über 5 Prozent eingebrochen. Chart: Finanz und Wirtschaft

Die klare Dollarschwäche erklärten Händler mit dem Zinssenkungsspielraum der US-Notenbank. Zudem wird in den USA viel Schieferöl produziert. Auch weitere Währungen von Ländern, die stark vom Rohöl abhängig sind, gerieten unter Druck. So fielen die norwegische Krone und der kanadische Dollar.

sda/reuters/lop/anf