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Angriff auf AfD
Tino Chrupalla wurde gestochen – aber von wem?

BERLIN, GERMANY - OCTOBER 11: Tino Chrupalla, co-leader of the far-right Alternative for Germany (AfD) political party, speaks to the media about an alleged attack he endured on October 11, 2023 in Berlin, Germany. Chrupalla attended an election campaign event in the state of Bavaria on October 4, where shortly after his arrival he was in pain and felt dizzy, and was taken to a hospital. The AfD claims Chrupalla was the victim of an assault and cites a puncture on his upper arm, possibly from a needle. The hospital that tended to him reported that doctors found nothing suspicious in his blood. (Photo by Sean Gallup/Getty Images)
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Vor einer Woche war Tino Chrupalla vor einer Wahlveranstaltung in Bayern zusammengebrochen und musste notfallmässig ins Spital gebracht werden. Die AfD sprach kurz danach bereits von einem «Anschlag». Der Parteichef sei in den Oberarm gestochen worden. Nun hat der 48-Jährige den Vorfall erstmals aus eigener Sicht geschildert.

Kern von Chrupallas Darstellung war der Befund einer Dresdener Klinik, welche die mutmassliche Einstichstelle untersuchte. Die Pathologen stellten einen «Einstich» von mindestens 4 Millimetern Tiefe fest – laut Chrupalla wahrscheinlich durch eine feine Nadel. Für den Stich eines Tiers, so der Bericht, sei die Stelle jedenfalls «eher untypisch».

Suche nach Gift kann noch Wochen dauern

Chrupalla wertete den Stich als Beleg dafür, dass ein «Anschlag» gegen ihn verübt worden sei. Zwar seien in seinem Blut bisher keine Gifte gefunden worden; diese Suche könne aber noch Wochen dauern. An Spekulationen über die Täter wolle er sich nicht beteiligen. Dies herauszufinden, sei Sache von Justiz und Polizei in Ingolstadt.

Die zuständige Oberstaatsanwältin Veronika Grieser teilte am Mittwoch auf Anfrage mit, man gehe mittlerweile ebenfalls davon aus, dass Chrupalla gestochen worden sei. Erwiesen sei auch, dass der Blutfleck auf dessen Kleidung vom Politiker selbst stamme.

Die Behörden vernehmen weitere Personen

Die Justiz ermittelt bereits seit letzter Woche wegen des Verdachts auf Körperverletzung. Bis jetzt sei, so Grieser, nicht bekannt, wie die Verletzung entstanden sei oder wer sie dem Politiker beigebracht habe. Um diese Frage zu klären, würden weitere Zeugen vernommen und Videoaufzeichnungen gesichtet. Einen konkreten Verdacht habe man bis anhin nicht.

Chrupalla erzählte erstmals selbst, wie er den Vorfall erlebt hatte. Er habe mit zahlreichen Leuten für Fotos posiert und sei dafür auch an der Schulter umfasst worden, habe aber zu keinem Moment einen Stich verspürt. Auch habe niemand, auch nicht seine Personenschützer, einen Stich beobachtet. Sieben, acht Minuten später sei er auf einmal zusammengebrochen. Sein Oberarm habe geschmerzt, an einem Ort, an dem ein Blutfleck zu sehen gewesen sei, habe er einen Schmerz wie nach einem Stich gespürt.

«Wie kann man als Politiker in Deutschland künftig noch sicher öffentlich auftreten?»

Tino Chrupalla

Der Angriff gegen ihn, zog Chrupalla Bilanz, betreffe nicht nur ihn selbst oder seine Partei. Die gesamte Politik habe Anlass, alarmiert zu sein: «Wie kann man als Politiker in Deutschland künftig noch sicher öffentlich auftreten?» Vielleicht sei man mit den Gefahren bisher «zu leichtsinnig» umgegangen – auch die AfD. Chrupalla kündigte am Rande der Medienkonferenz an, er und Co-Chefin Alice Weidel würden aus Sicherheitserwägungen bis Ende Jahr an keinen politischen Freiluftveranstaltungen mehr teilnehmen.

Seit dem Vorfall wird in Deutschland um dessen Deutung gestritten. Katrin Ebner-Steiner, Spitzenkandidatin der AfD im bayerischen Wahlkampf, hatte sogleich von einem «Attentat» gesprochen und «Merkel, Söder und Konsorten» für die Hetze gegen ihre Partei und für den Anschlag verantwortlich gemacht. Die Polizei tue nichts, um die AfD zu beschützen.

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nannte die Vorwürfe «infam und hinterfotzig» und warf der AfD vor, den Vorfall im Wahlkampf zu instrumentalisieren, statt die Ermittlungen von Polizei und Justiz abzuwarten.