Umstrittene FCZ-PersonalieAncillo Canepa verteidigt seinen gewagten Entscheid
Der FC Zürich verabschiedet Sportchef Marinko Jurendic und verpflichtet einen Spielervermittler, um den Club zu durchleuchten. Der Präsident versteht die Aufregung darüber nicht.
Ein bisschen ins Feuer redet er sich schon, FCZ-Präsident Ancillo Canepa. Eigentlich soll es an diesem Termin auf dem Trainingsgelände in Schwamendingen um Marinko Jurendic gehen. Der 45-jährige Sportchef wechselt per Anfang August zum FC Augsburg in die Bundesliga. Es geht in diesem Augenblick auch um Jurendic, allerdings nur indirekt. Und deshalb spricht zuerst Canepa.
Um die Zeit nach Jurendic zu planen, hat der FCZ einen Berater engagiert, der sich diverse interne Abläufe anschauen soll. Dieser Berater heisst Milos Malenovic und ist eine überraschende Wahl – um es zurückhaltend zu formulieren.
Im Normalfall verdient der frühere Profi Malenovic (38) sein Geld damit, dass er für seine Spieler möglichst gute Verträge aushandelt und die Clubs möglichst hohe Saläre und Handgelder zahlen lässt. Nun wechselt er also für einige Wochen die Seiten, bekommt Einsicht in die Geschäftsvorgänge beim FCZ, soll Vorschläge zur idealen Ausbildung der grössten Talente machen, den Club im Scouting weiterbringen, Tipps für die Verhandlungstaktik bei Transfers geben, vielleicht sogar die Transferstrategie der nächsten Jahre festlegen. Und am Ende seiner Arbeit soll auch klar sein, welche Qualitäten der nächste FCZ-Sportchef mitbringen soll.
Ein Spieleragent als FCZ-Berater? Canepa sieht kein Problem
Ziemlich eigentümlich? Ein kleiner Wahnsinn, sagen Fussball-Insider. Alles kein Problem, findet Canepa. Der FCZ habe einen externen Berater dazugeholt, weil sich die Ansprüche ständig veränderten und Jurendics Abgang die Möglichkeit biete, sich bei einzelnen Abläufen weiter zu verbessern. «Vor allem ein Bereich wird immer komplizierter», sagt Canepa auch: «Transfers abzuwickeln.» Es gehe um ein hochkomplexes Geschäft.
Interessenkonflikte bei Malenovic schliesst der 70-Jährige aus. In seinem Berufsleben war Canepa selbst ein höchst erfolgreicher Wirtschaftsprüfer und Berater. Da habe er sich auch immer wieder andere Hüte aufgesetzt, «das musst du klar trennen können». Malenovic brauche Kompetenz, Erfahrung und Integrität, um die Aufgabe beim FCZ zu erfüllen. Alles schreibt Canepa ihm zu, «hundert Prozent».
Per 1. Oktober will der Club seinen nächsten Sportchef einsetzen. Malenovic soll es nicht werden, dessen Mandat sei zeitlich begrenzt, sagt Canepa und schliesst auch aus, dass der FCZ in der laufenden Transferperiode noch einen Malenovic-Spieler verpflichtet.
«Nur weil ein neuer Club kommt, laufe ich hier nicht einfach davon.»
Jurendic war fünf Jahre im Club, zuerst als U-21-Trainer, dann als Sportchef. Mit Arbeitsbeginn am 1. August verpasst er beim FC Augsburg fast die gesamte Planung der neuen Saison. Er findet, das spiele keine entscheidende Rolle, weil er beim neuen Club niemanden ersetze, sondern als Sportdirektor eine Position übernehme, die es bisher noch gar nicht gegeben habe. Wenn er aber mit der Arbeit beginnt, wird Jurendic gleich für vieles verantwortlich sein vom Profiteam bis zum Scouting.
Andere hätten vielleicht versucht, nach dem Angebot auf einen sofortigen Wechsel zu drängen und alles andere liegen zu lassen. Für Jurendic kam das nicht infrage. «Der FCZ ist mir viel zu wichtig, als dass ich hier einfach davonlaufe, nur weil ein neuer Club kommt. Bei allem Erfolgsstreben: Es braucht Werte wie Loyalität. Das ist keine Plattitüde. So, wie es gelaufen ist, ist es für mich normal.»
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