Jüngster Bundesliga-TorschützeAn seinem grössten Tag erntet er Kritik
Florian Wirtz ist eines der Top-Talente im deutschen Fussball und wurde am Samstag zum Rekordmann. Sein Trainer hatte danach für ihn nicht nur Lob übrig.
Bei Florian Wirtz geht alles schnell, immer. Vor sechs Monaten spielte er noch für den 1. FC Köln in der deutschen U-17-Bundesliga. Am Samstag machte sich der erst 17-Jährige Offensivmann von Bayer Leverkusen mit seinem Tor (2:4) gegen Weltmeister-Goalie Manuel Neuer und den FC Bayern zum jüngsten Torschützen der Bundesliga.
Experten prophezeien ihm eine grosse Zukunft. Und sein Coach Peter Bosz übte nach Wirtz’ viertem Bundesliga-Spiel öffentlich Kritik: «Dieser Junge hat heute seine beste Lektion bekommen, seit er Fussball spielt. Bei den ersten drei, vier Ballkontakten hat er den Ball immer verloren.» Aber Wirtz, so Bosz, sei «ein guter und intelligenter Spieler. Er nimmt das an und wird daraus lernen, dass man in der Bundesliga wenig Zeit hat».
Doch Bosz’ Kritik hat Konzept: Sind die grossen Talente in Hochform holt er sie auf den Boden zurück, durchlaufen sie ein Formtief lobt er sie hoch und redet sie stark. Dass der Niederländer damit Erfolg hat, beweist die Entwicklung von Kai Havertz. Seit der 56-jährige Bosz im Dezember 2018 das Team von Bayer übernommen hat, machte der zuvor bereits starke Offensivspieler den nächsten Schritt und wurde zur absoluten Führungsfigur und zum Goalgetter. Und das mit gerade einmal 20 Jahren. Mit seinen 28 Bundesliga-Toren und 9 Vorlagen in den letzten beiden Saisons spielte sich Havertz in die Bücher der europäischen Topclubs, über einen Wechsel im Sommer für eine dreistellige Millionensumme wird fast täglich spekuliert. Und dies in Zeiten der Corona-Krise.
Wirtz gar besser als Havertz?
Genau mit diesem Havertz wird nun schon der junge Wirtz verglichen: «Wenn er gesund bleibt, ist er mindestens ein Spieler der Kategorie Havertz.» Die Worte stammen von Jörg Jakobs, ehemaliger Sportchef, Nachwuchsleiter und Wirtz’ Entdecker beim 1.FC Köln. Gegenüber dem «Kicker» beschreibt er seinen Zögling: «Florian kann alles, hat enormen Spielwitz, starke Technik, unglaubliche Spielintelligenz, ist schnell mit dem Ball, kann dribbeln – und alles mit Feuer.»
Gerne hätten die Kölner ihren U-17-Captain behalten, doch Ende letzten Jahres winkte Bayer Leverkusen mit einem Profivertrag. Wirtz folgte dem Ruf und wechselte Ende Januar nicht ohne Nebengeräusche über den Rhein. Für den Wechsel zu Leverkusen soll er gar den grossen Bayern abgesagt haben. Zunächst sollte der Nachwuchs-Nationalspieler bei Bayer erst einmal Spielpraxis in der U-19 sammeln. Drei Einsätze dort folgten. Dann kam die Corona-Pause und Wirtz’ grosse Chance.
Seit dem Neustart der Bundesliga Mitte Mai stand er bei jedem Spiel von Bayer im Profikader. Sein Debüt beim 4:1-Sieg gegen Werder Bremen machte ihn mit 17 Jahren und 15 Tagen zum drittjüngsten Spieler der Bundesliga-Geschichte und sein Tor vom Samstag zum Rekordmann. Auch Teamkollege Havertz hält so einige Bundesliga-Rekorde: Er ist unter anderem der jüngste Spieler mit 50 und 100 Bundesliga-Einsätzen. Sollte die Entwicklung weiter so schnell gehen, kann Wirtz seinen Teamkollgen auch in diesen Kategorien ablösen – und von Trainer Bosz noch viel Kritik ernten.
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