Todestag von iranischem GeneralMindestens 95 Tote nach Explosionen nahe dem Grab von General Soleimani
In der Stadt Kerman hat es zwei Explosionen an einer Gedenkfeier des von Regimetreuen verehrten Generals gegeben. Behörden gehen von einer Terrorattacke aus. Wie reagiert Teheran – und wie die Hizbollah?
Am Todestag des mächtigen iranischen Generals Qasem Soleimani sind in dessen Heimatstadt Kerman bei zwei Explosionen mindestens 95 Menschen in den Tod gerissen worden. Staatsmedien hatten die Zahl der Todesopfer zuerst mit 103 angegeben. Gesundheitsminister Bahram Eynollahi begründete die Korrektur damit, dass einige Namen der Opfer zuvor doppelt gezählt worden waren. Immer noch befänden sich rund 30 Patienten im kritischen Zustand, sagte der Minister. Insgesamt wurden laut Eynollahi 211 Menschen verletzt. Die iranische Regierung sprach von einer Terrorattacke. Es war der tödlichste Anschlag in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik.
Der Hintergrund für die Explosionen war zunächst unklar. Zunächst reklamierte keine Gruppe den mutmasslichen Anschlag für sich. Terrorangriffe mit diesem Ausmass sind im Iran äusserst selten. Der Zustand vieler Verletzter war laut Medienberichten kritisch. Die Sorge war gross, dass die Zahl der Opfer noch weiter steigen könnte. Der iranische Gesundheitsminister Bahram Eynollahi machte sich auf den Weg, um die Versorgung der Verletzten persönlich zu überwachen. Derweil liess Irans Regierung eine landesweite Staatstrauer ausrufen.
Irans Staatsoberhaupt Ayatollah Ali Khamenei hat eine scharfe Reaktion angekündigt. «Sie sollen wissen, dass diese katastrophale Tat eine harte Antwort nach sich ziehen wird, so Gott will», sagte der Religionsführer am Mittwoch laut einer Mitteilung, die in den Staatsmedien veröffentlicht wurde. Den Opfern und Familien sprach der 84-Jährige sein Mitgefühl aus. Innenminister Ahmad Wahidi sagte, die meisten Menschen seien bei der zweiten Explosion ums Leben gekommen. Die genauen Hintergründe werden demnach untersucht.
Regimetreue sehen Soleimani als Märtyrer
Kerman ist die Heimat von Qasem Soleimani, dem früheren Kommandanten der Auslandseinheiten der iranischen Revolutionswächter (IRGC). Die USA hatten ihn am 3. Januar 2020 im Irak durch einen Drohnenangriff getötet. Von systemtreuen Regierungsanhängern wird Soleimani als Märtyrer verehrt. Propagandabilder des Generals prangen auch an Hauswänden in der Hauptstadt Teheran.
Kerman liegt in der gleichnamigen iranischen Provinz, umgeben von weiten Wüstengebieten. Auch am Mittwoch pilgerten Menschenmassen durch die Strassen der Provinzhauptstadt zu Soleimanis Grabstelle. Nur wenige Hundert Meter entfernt sollen sich die Explosionen ereignet haben. In einem live im Staatsfernsehen übertragenen Ausschnitt waren ein Knall und Schreie zu hören. In den Videos war zu sehen, wie Panik ausbrach und Menschen vom Ort der Explosionen flüchteten.
Vor mehr als einem Jahr hatte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einen Anschlag auf ein schiitisches Heiligtum in der Kulturmetropole Schiras für sich reklamiert. Bei der Attacke im Oktober 2022 kamen mehr als ein Dutzend Menschen ums Leben.
Nasrallah hält sich noch zurück
Anlässlich des Todestags Soleimanis hielt der Generalsekretär der libanesischen Schiitenorganisation Hizbollah, Hassan Nasrallah, am Mittwochabend eine Rede. Er machte dabei Israel für die Tötung des Hamas-Anführers Saleh al-Aruri verantwortlich. «Israel hat versucht, durch die Ermordung von Al-Aruri ein Siegesbild zu vermitteln», sagte Nasrallah.
Vor dem Hintergrund der Tötung Al-Aruris und der Explosionen in Kerman war seine Rede mit Spannung erwartet worden. Es gibt Sorgen, dass es zu einer weiteren Eskalation des Konflikts mit Israel kommen könnte. Nasrallah kündigte an, sich am Freitag erneut an die Öffentlichkeit wenden zu wollen. «Bestimmte aktuelle Themen werde ich am Freitag statt heute Abend besprechen», sagte er.
DPA/pash
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