SBB und Regionalbahnen bauen ausAm Sonntag ist Fahrplanwechsel – das müssen Sie wissen
Schnellere Verbindungen nach Lugano und München, Premieren für BLS und Südostbahn: Dieses Jahr gibt es gewichtige Änderungen auf dem Schienennetz.
Neuer Tunnel: schneller nach Lugano
Die wichtigste Neuerung für den Bahnverkehr in der Schweiz betrifft den Nord-Süd-Verkehr. Nach der Eröffnung des Ceneri-Basistunnels im September verkehren nun Züge fahrplanmässig durch den Tunnel. Auch wenn die geplante grosse Eröffnung ins Wasser fällt: Die Fortschritte für die Verbindung ins Tessin sind gewaltig. Neu ist die Strecke Zürich–Lugano in unter zwei Stunden machbar. Noch wichtiger ist der Ceneri-Basistunnel für den öffentlichen Verkehr im Tessin. Lugano, Bellinzona und Locarno sollen dadurch enger zusammenrücken. Ebenso sind mehr Verbindungen nach Mailand geplant. Doch diese fallen erst einmal Corona zum Opfer. Mit der Inbetriebnahme des Ceneri-Tunnels ist die Neat (Neue Eisenbahn-Alpentransversale) fertig, was vor allem dem Güterverkehr zugute kommen wird.
Neue Züge: schneller nach München
Beim Bahnausbau sind die Deutschen nicht die Schnellsten. Nach drei Jahren Bauzeit ist nun endlich die Strecke Zürich–München vollständig elektrifiziert. Nun können die SBB hier neue Züge des Typs Astoro einsetzen. Das führt zu einer Verkürzung der Reisezeit um 45 Minuten auf nur noch vier Stunden. Zudem verkehren neu doppelt so viele Züge zwischen Deutschland und der Schweiz. Voraussichtlich im nächsten Jahr soll die Strecke dann gar in rund 3 Stunden und 30 Minuten machbar sein. Das soll durch eine Automatisierung der Zugsicherungssysteme beim Überschreiten der Landesgrenzen erreicht werden.
Neue Strecken: weiterkommen mit der BLS
Eine gewichtige Änderung ist, dass neu die BLS die Strecke von Olten nach Bern über Burgdorf fährt. Dieser Neuerung ging ein jahrelanges Hickhack voraus. Die BLS wollte unbedingt in den Fernverkehr einsteigen, die SBB wehrten sich: Sie wollten ihr einträgliches Monopol behalten. Doch der Bund wollte eine Öffnung, so kam es dann zu einem Kompromiss: Die SBB behalten die Konzession für den gesamten Fernverkehr, die BLS fährt aber einige Strecken auf eigene Rechnung. Für die Kunden bringt das nicht den erhofften und auch versprochenen Mehrwert. Augenfälligste Änderung: Sie fahren neu mit dem BLS-Rollmaterial statt mit demjenigen der SBB. Weil die BLS aber nicht alle gewünschten Strecken erhalten hat, wurde bei den versprochenen Leistungen abgespeckt. Auf eine Kundenbegleitung wird, anders als zuerst angedacht, verzichtet.
Neue Bahnbetreiber: mit der SOB über den Gotthard
Nicht nur im Mittelland hat die SBB Strecken abgegeben. Auch über den Gotthard gibt es eine Neuerung. Dort fährt nun die Südostbahn (SOB). Zum Einsatz kommen kupferfarbene Traverso-Züge von Stadler. Für die SOB ist dies – parallel zur BLS – der Einstieg in den Fernverkehr. Die Bahnbetreiberin spricht von 200 Jobs, die sie wegen der neuen Verbindungen schaffen wird. Die SOB konnte bereits vor dem Start des sogenannten Treno Gottardo einen Erfolg einheimsen. Die Strecke wurde vom englischen «Guardian» als eine der besten sechs neuen Zugstrecken im Jahr 2021 gekürt. Im Artikel dazu heisst es: «Es ist in der Tat eine herrliche Bahnstrecke». Fairnesshalber sei erwähnt, dass es auch die Strecke von Zürich nach München auf die Liste schaffte. Die Züge der SOB fahren jeweils jede Stunde alternierend ab Basel über Olten und Luzern sowie von Zürich über Zug in Richtung Süden.
Mehr Fahrten in vielen Regionen
In allen Regionen der Schweiz gibt es Veränderungen, sei es im Fernverkehr oder auch im Regionalverkehr. So gibt es neue Verbindungen von Zürich nach Chur mit mehr Sitzplatzkapazität, mehr Sitzplätze auf der Strecke von Luzern über Zug nach Zürich, und das Mittelland soll dank des neuen Eppenbergtunnels von mehr und besseren Verbindungen zwischen Olten und Aarau profitieren. Eine vollständige Übersicht aller Änderungen findet man auf der Website der SBB.
Bonus: Die Lokführer sind wieder da
Eigentlich ist es keine Neuerung und sollte selbstverständlich sein. Aber: Ab dem 13. Dezember sollen in der Deutschschweiz alle Strecken wieder bedient werden, die wegen Lokführermangel gestrichen worden waren. Die SBB hatten bereits seit längerem ein Problem mit einem Mangel an Lokführerinnen und Lokführern. Nun kam es wegen Corona – wie die SBB festhalten – zu Verzögerungen bei der Ausbildung. In der Folge war der Druck offenbar so gross, dass die SBB Verbindungen ausfallen liessen. Ganz zum Unmut der betroffenen Kundinnen und Kunden und deren Vertreter im Parlament.
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