AboPrävention von PolizeigewaltAm Boden droht der Erstickungstod
Festnahmen können rasch eskalieren, so wie bei George Floyd in den USA. Schweizer Polizisten lernen jedoch, wie sie Personen «neutralisieren» können, ohne jemanden in Erstickungsgefahr zu bringen. Zu Dramen kommt es dennoch.
Jeder Griff muss sitzen. Die Hand des Polizisten geht auf den stabilen Schultergürtel. Nicht an den Hals. «Neutralisieren» nennen es Polizisten, wenn sie auf der Strasse jemanden physisch ausser Gefecht setzen. Festnahmetechniken werden Schweizer Polizeiaspiranten in ihrer zweijährigen Ausbildung noch und noch eingebläut. Und auch, wo Gefahren lauern. Gewarnt wird vor dem «lagebedingten Erstickungstod», also wenn die festgenommene Person bäuchlings auf dem Boden liegt und im Verhaftungsstress nach Luft ringt. «I can’t breathe.» Das widerfuhr dem Afroamerikaner George Floyd, als er am 25. Mai bei einem gewaltsamen Polizeieinsatz in Minneapolis getötet wurde. Die Videosequenz der brutalen Verhaftung dürfte an Schweizer Polizeischulen künftig zu Schulungszwecken dienen. Bei vielen Polizistinnen und Polizisten in der Schweiz lösten die Bilder des umstrittenen Einsatzes Unverständnis oder gar Entsetzen aus. Viele sagen, sie hätten es nicht ertragen, einem Menschen beim Sterben unter Polizeigewalt zuzusehen. Sie sahen, wovor die Instruktoren permanent warnen: vor dem lagebedingten Erstickungstod.