Sänger von Iron MaidenAltrocker wird klimafreundlich
Die grosse Leidenschaft des Heavy-Metal-Sängers Bruce Dickinson war das Fliegen. Doch plötzlich regt sich sein ökologisches Gewissen – er will nicht mehr ins Flugzeug steigen.
Wenn Bruce Dickinson mit Iron Maiden auf der Bühne steht, dann gibt er immer alles. Schon sein muskulöser Gesang ist eine Form Vokalgymnastik, parallel dazu turnt Dickinson auf allerlei Podesten und Treppen herum und schwingt dazu noch etliche Bühnenrequisiten. Entspannung sieht anders aus.
Das sind nur die bekanntesten Exzesse und Strapazen, die Dickinson auf sich genommen hat. Ausserhalb der Gruppe Iron Maiden, der er 1981 zum ersten Mal beitrat, hat der heute 63-Jährige sich schon als Einzelunterhalter, Fechtmeister, Schriftsteller, Firmengründer, Gelegenheitsschauspieler und Filmemacher versucht. Nicht alle diese Unterfangen haben überzeugt. Kommerziell erfolgreich waren sie aber fast immer.
Der Pilot steigt auf den Bus um
Dickinsons grösste Leidenschaft neben der Musik ist das Fliegen. Und er begnügt sich nicht etwa damit, in Kleinstmaschinen herumzuflitzen oder Luftschlachten aus der Zeit des Ersten Weltkriegs zu rekonstruieren. Mittlerweile darf Dickinson sogar Linienjets fliegen. So dient er Iron Maiden auch als Pilot, der im Cockpit der eigens für die Band umgebauten Transportmaschinen Marke Boeing sitzt.
Auf Iron Maidens nächster Tournee wird Dickinson seine Pilotenuniform nicht mehr dabei haben. Aus ökologischen Überlegungen will er nicht mehr ins Flugzeug steigen. Zukünftig wird der kommune Tourbus sein bevorzugtes Transportmittel sein. Wenn man den ökologischen Fussabdruck einer grossen Band wie Iron Maiden bedenkt, mag dieser Entscheid aber auch nicht mehr als Symbolpolitik sein.
Jüngst haben Iron Maiden mit «Senjutsu» ein neues Album veröffentlicht. Man hört es den zehn lustvoll gesungenen und gespielten Songs nicht an, dass sie bereits vor zwei Jahren eingespielt wurden. «Senjutsu» gehört nämlich zu den wenigen Alben von Iron Maiden, die die ganze Live-Energie dieser Heavy-Metal-Institution im Studio wiedergeben.
«Eine Covid-Erkrankung kann zu Erektionsproblemen führen.»
Grund für die lange hinausgezögerte Veröffentlichung von «Senjutsu» war die Corona-Krise, die auch an Iron Maiden nicht spurlos vorbeigegangen ist. Trotz Covid-Impfung verschlug es Dickinson diesen Sommer ins Bett.
In aktuellen Interviews warnt Dickinson, der sich vollständig von seiner Durchbruchinfektion erholt hat, die Impfverweigerer vor Corona. «Nach zehn Tagen war ich wieder auf den Beinen», berichtet er, «aber ohne Impfschutz hätte es mich viel schlimmer erwischen können.» Dickinson kennt einen weiteren Grund, sich impfen zu lassen: «Eine Covid-Erkrankung kann zu Erektionsproblemen führen», sagt er.
Brexit schädigt britische Rockmusik
Dickinson steht auch wegen seiner politischen Überzeugungen im Rampenlicht. Weil er sich schon früh als Brexit-Verfechter outete, wird er in einigen Kreisen mit Hohn überschüttet. Jetzt ist nämlich klar, wie stark Londons Austritt aus der EU die britische Musikindustrie schädigen wird. Viele kleinere und mittlere Bands können sich die enormen administrativen Kosten nicht leisten, die seit Anfang Jahr mit einer Europatournee verbunden sind.
Der Kritik zum Trotz ist Dickinson nicht von seiner Haltung zum Brexit abgerückt. Dafür rügt er die Volksvertreter, die Rachepolitik betreiben, anstatt die Sorgen der Bürger zu beheben. «Sie respektieren die Tatsache nicht, dass die Menschen immer noch Tür an Tür wohnen und einander weiterhin besuchen wollen.»
Bruce Dickinson mag sehr wohl ein EU-Gegner sein, aber er ist auch ein Weltbürger: Schliesslich lebt er seit vielen Jahren in Frankreich.
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