Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Betrug und Manipulation
Als sie sich verletzte, schickte sie die Zwillingsschwester ins Rennen

Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Die Schachwelt ist in Aufruhr. Magnus Carlsen, der langjährige Weltmeister, zog sich kürzlich von einem Turnier zurück. Er bezichtigt seinen Gegner Hans Niemann des Betrugs, was ungewöhnliche Spekulationen mit sich bringt. Die Untersuchungen laufen noch, sind aber in der Welt des Sports nichts Neues. Denn wo ein Wettkampf ausgetragen wird, gibt es auch immer wieder Betrug. Und dieser kann mitunter auch sehr skurrile Formen annehmen. 

Ein Muttermal wird ihnen zum Verhängnis

Die puerto-ricanischen Zwillinge Madeline und Margaret de Jesus überlisteten an den Olympischen Spielen von Los Angeles 1984 beinahe die gesamte Sportwelt. Madeline erlitt beim Weitsprung eine Verletzung, war aber eigentlich auch für die 4×400-m-Staffel vorgesehen. So schickte sie kurzerhand ihre eineiige Zwillingsschwester Margaret an den Start.

Kaum zu unterscheiden: Die beiden Profiathletinnen Madeline und Margaret de Jesus.

Fast hätte niemand den Unterschied bemerkt, wäre da nicht ein puerto-ricanischer Sportjournalist gewesen, der die beiden anhand eines Muttermals genau unterscheiden konnte – er enthüllte die Wahrheit. Für Puerto Rico bedeutete dies das Ende der Spiele. Als der Delegationschef vom Betrug erfuhr, zog er die gesamte Delegation ab.

Dabei sein ist alles – oder doch nicht?

Sie waren das Mass aller Dinge. Die Spanier dominierten bei den Paralympics 2000 das Turnier im Basketball ID – Basketball für Menschen mit geistiger Behinderung. Sie gewannen die Vorrundenspiele, den Halbfinal und den Final. Doch die Goldmedaillen behielten sie nicht.

Ein spanischer Journalist machte zusammen mit einem Spieler des Teams publik, dass die meisten Athleten der spanischen Mannschaft gar nicht geistig beeinträchtigt waren. Wie sich herausstellte, waren zehn der insgesamt zwölf Spieler gar nicht benachteiligt und deshalb eigentlich nicht zulässig für die Paralympics gewesen. 

Das spanische Basketballteam freut sich über den (unrechtmässigen) Sieg an den Paralympics 2000 in Sydney.

Der Verband erklärte den Betrug damit, für das Heimatland Medaillen gewinnen zu wollen und mehr Sponsorengelder zu sichern. Der Skandal führte dazu, dass das Internationale Paralympische Komitee (IPC) die Wettkämpfe für Menschen mit geistiger Behinderung aus den Spielen von Athen 2004 und Peking 2008 strich. Erst ab 2012 wurde die Kategorie wieder aufgenommen.

Per Knopfdruck zum (Miss-)Erfolg

An den Olympischen Spielen von 1976 waren die Gegner des Sowjets Boris Onischtschenko besonders frustriert: Der angesehene Fünfkämpfer schien sie im Degenfechten immer in einer solchen Geschwindigkeit zu treffen, dass sie das gar nicht spürten. Wie konnte der Athlet nur so geschickt sein?

Wie sich herausstellte, konnte er das gar nicht. Onischtschenko benutzte am Turnier einen speziell präparierten Degen, der die Trefferlampe auf Knopfdruck aufleuchten liess, als hätte er seinen Gegner getroffen. Nachdem ein Fechtrichter den Betrug bestätigte, wurde der Athlet disqualifiziert und musste sich sogar vor dem damaligen sowjetischen Staatschef Leonid Breschnew verantworten, bevor er endgültig von der Kommunistischen Partei und den Olympischen Spielen ausgeschlossen wurde. 

Ein Fechtrichter untersucht die Waffe des Fünfkämpfers Boris Onischtschenko. Dieser wurde daraufhin von der weiteren Teilnahme an den Olympischen Spielen disqualifiziert. 

Der Fall sorgte beim Fechtverband für grossen Wirbel. Die Regeln wurden geändert, mehr Kontrollen vor den Wettbewerben eingeführt und Griffe verboten, hinter denen sich Drähte oder Schalter verbergen könnten.

Der Nichtangriffspakt von Gijón

Während die De-Jesus-Zwillinge, die spanischen Basketballer und auch Onischtschenko ihre Betrügereien zumindest zu verheimlichen versuchten, war dies zwei Fussballmannschaften an der WM 1982 den Aufwand nicht wert. Das Gruppenspiel zwischen Westdeutschland und Österreich war das letzte der Gruppe 2 – und da Algerien am Vortag Chile mit 3:2 geschlagen hatte, wussten beide europäischen Mannschaften, welches Ergebnis sie brauchten, um sich für die nächste Runde zu qualifizieren: einen Sieg Westdeutschlands mit einem oder zwei Toren.

Was folgte, wird auch als «Die Schande von Gijón» bezeichnet. Das Spiel endete, wenig überraschend, mit einem 1:0-Sieg zugunsten der Bundesrepublik Deutschland – und halt auch zugunsten der Österreicher. Beide Mannschaften wurden der Spielmanipulation beschuldigt, da sich nach dem ersten Tor in den ersten zehn Minuten des Spiels, beide Teams weigerten, ernsthaft weiterzuspielen. 

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Die Zuschauer im Stadion straften die Teams mit einem Pfeifkonzert und wedelten wie bei den Matadoren mit weissen Taschentüchern, um ihre Missgunst zu signalisieren. Ein österreichischer Kommentator war so empört, dass er den TV-Zuschauern live in der Sendung riet, ihre Fernseher auszuschalten.

Für die Mannschaften hatte der Skandal neben dem Vermerk in den Geschichtsbüchern keine Folge – aber für die Fifa. Denn dieses Spiel ist der Grund, warum seither die letzten Spiele der Gruppenphase bei jeder Weltmeisterschaft gleichzeitig angepfiffen werden.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.