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Steigende Krankenkassenprämien
Als Krisenmanagerin hatte sie sich nicht beworben

Krankenkassenprämien statt Coronavirus: Anne Levy kehrt langsam zu ihrem Kerngeschäft als BAG-Direktorin zurück.
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«Ach, wie ist der Alltag grau: statt Omikron nur AHV, statt Delta bloss noch Krankenkassen, Anne Lévy, sag mir, kannst du jassen?»

So reimte im März zur jüdischen Fasnacht Purim die Zeitschrift «Tachles». Anne Levy, Direktorin des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), ist in der jüdischen Schweiz gut vernetzt, war jahrelang in der Gemeinde in Basel und im Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund aktiv. Der Öffentlichkeit wurde die 50-jährige Levy in den letzten zwei Jahren bekannt als offizielle Pandemiebegleiterin, die erklärte, was es mit den Omikron- und Delta-Varianten des Coronavirus auf sich hatte und wie das BAG diese unter Kontrolle bringen wollte. Vorausgesetzt, ihr Chef, Bundesrat Alain Berset, übernahm diese Rolle nicht selbst (was oft der Fall war).

Bis zu 10 Prozent

Corona ist derzeit etwas in den Hintergrund getreten. Stattdessen ereilt den Gesundheitsminister und seine Direktorin diese Woche der graue Alltag – und der Unmut der Bevölkerung. Am Dienstag kündigt Berset, begleitet von Levy, die Krankenkassenprämien für 2023 an. Es ist mit einer Erhöhung zu rechnen, wie es sie seit Jahren nicht mehr gab: Von bis zu 10 Prozent ist die Rede.

Vor einem Jahr hatte die Bekanntgabe der Prämien hingegen für gute Stimmung gesorgt. Inmitten der Sorgen um Pandemiewellen, Impfkampagnen und Anti-Corona-Massnahmen sanken die Prämien zum ersten Mal seit 2008, um 0,2 Prozent. Ein Grund dafür waren die zahlreichen Behandlungen, die wegen der Pandemie verschoben oder abgesagt werden mussten.

Ungleichheiten beseitigen, Kosten dämpfen

Dass das Schweizer Gesundheitssystem bezahlbar bleiben müsse, hatte Levy als eines ihrer wichtigsten Ziele hervorgehoben, als sie im Oktober 2020 die BAG-Leitung übernahm. Sie wolle allen Zugang zum System ermöglichen und Ungleichheiten beseitigen, sagte sie dem Portal «Medinside». Die Kosten zu dämpfen und gleichzeitig vom medizinischen Fortschritt zu profitieren, sei allerdings ein Konflikt, der wohl nie ganz zu überwinden sei.

Dabei spielen auch die Medikamentenpreise eine zentrale Rolle – aber die Preisgestaltung der Pharmakonzerne kommentiert Levy nicht. Es heisst, sie sei durchaus kritisch eingestellt gegenüber einer Branche, die sie aus ihrer Zeit in Basel gut kennt: Dort arbeitete die gebürtige Bernerin von 2009 bis 2020, erst im Gesundheitsdepartement der Stadt Basel, dann als Chefin der Universitären Psychiatrischen Kliniken.

Fehlende Digitalisierung

Das BAG stand während der Pandemie im Zentrum des Sturms, wurde oft kritisiert, etwa wegen seiner mangelhaften Kommunikation oder der anfangs völlig unzureichenden Daten zum Ausmass der Infektionen. Das war auch ein Ergebnis der fehlenden Digitalisierung im BAG, das noch auf Faxgeräte angewiesen war und dafür geradezu ausgelacht wurde. Levy räumte die Mängel ein, stellte sich aber hinter ihr «extrem kompetentes Team», dessen enormen Einsatz sie immer wieder lobte.

2020 sagte Levy, sie freue sich auf die Arbeit an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und Regierung, zwischen Bundesbern und den Kantonen. Ob sie sich jetzt ausschliesslich auf Reformen des BAG und des Gesundheitswesens konzentrieren kann, bleibt offen. Aber selbst wenn eine Herbstwelle des Coronavirus auftreten sollte – Fortschritte bei der Digitalisierung wären umso dringender.