Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Alpiq verliert kräftig Kohle mit Kohlewerken

Unter der Führung von Verwaltungsratspräsident Jens Alder verkauft Alpiq zwei Kohlekraftwerke.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Nun also doch noch: Nach einem fehlgeschlagenen Anlauf verkauft der Energiekonzern Alpiq seine beiden Kohlekraftwerke in Tschechien. Doch das Geschäft bringt der Alpiq einen Verlust in Millionenhöhe ein.

Bereits in den Jahren 2012 und 2013 wollte Alpiq die beiden Werke verkaufen. Doch niemand war bereit, den Wunschpreis des Stromkonzerns zu bezahlen. Im vergangenen Herbst hatte Alpiq dann einen neuen Anlauf angekündigt. Doch sollte ein Verkauf nur über die Bühne gehen, wenn Preis, Transaktionssicherheit und die vertraglichen Konditionen stimmen, hiess es damals.

Ausgehend von diesen Kriterien scheint der Verwaltungsrats der Alpiq unter der Führung von Jens Alder offenbar bescheiden geworden zu sein. Denn neue Eigentümerin der beiden Kraftwerke in Kladno und Zlin, die tschechische Sev.en Energy Group, zahlt für die Produktionsstätten rund 310 Millionen Franken.

Macht unter dem Strich für die Alpiq ein Minus von 200 Millionen Franken, schreibt die Alpiq in der Mitteilung. Denn das Unternehmen hat die beiden Kraftwerke mit einem höheren Wert in den Büchern, den wollen die Käufer aber nicht bezahlen. Wie hoch am Ende der Verlust tatsächlich ist, sei noch nicht bezifferbar, heisst es bei Alpiq auf Nachfrage.

Unter anderem könnten Währungsschwankungen bis zum Abschluss des Verkaufs den Wert noch verändern. Der Verlust werde aber nicht 200 Millionen Franken betragen, versichert Alpiq. Dennoch: Der Konzern wird wohl einen dreistelligen Millionenbetrag verlieren.

Weniger Wert wegen CO2

Schuld für den Verlust seien die gestiegenen CO2-Preise. Diese machen Kohlekraftwerke generell weniger attraktiv, daher verlieren sie an Wert. Das habe Alpiq im Zuge der Verkaufsverhandlungen korrigiert.

Doch warum wurde der Wert erst jetzt beim Verkauf nach unten korrigiert? Alpiq erklärt das so: Im Laufe des Jahres 2018 seien die CO2-Preise im Vergleich zum Strompreis überproportional stark gestiegen. Dies sei dann auch 2019 so geblieben. Dennoch will der Konzern Ende 2018 noch keine Anzeichen gesehen haben, dass beim Kraftwerk Kladno ein Wertminderungsbedarf bestehe.

Enstprechend sind die Analysten der Zürcher Kantonalbank überrascht von der Höhe des Buchverlustes von 200 Millionen Franken. Dennoch glauben auch sie, dass Alpiq auf die Kohlekraftwerke einen Abschreiber in diesem Jahr hätte vornehmen müssen, auch ohne Verkauf.

Doch warum verkauft Alpiq zu diesem Preis überhaupt? «Ein Verkauf ist gegenüber eigenem Weiterbetrieb das geringere ökonomische Risiko für Alpiq», sagt die Sprecherin. Alpiq erziele mit der Transaktion den optimalen Wert hinsichtlich der eigenen Verkaufskriterien.

Mit dem Verkauf senke Alpiq den CO2-Ausstoss ihres Kraftwerk-Portfolios um mehr als 60 Prozent, schreibt das Unternehmen. Die Stossrichtung ist klar: der Konzern will weg von fossilen Energieträgern. Denn Kohle sei nicht die Technologie, auf die Alpiq in Zukunft setzen werde.

Mit dem Verkauf fliessen der Alpiq rund 250 Millionen Franken zu. Diese sollen dazu eingesetzt werden, um weiter Schulden abzubauen. Noch immer hat die Firma 1,5 Milliarden Bruttoschulden. In den vergangenen Jahren hat der Konzern diese bereits deutlich reduzieren können. Zudem soll das Geld in Wachstumsmärkte wie etwa digitale Lösungen fliessen.

Reste früherer Expansion

Freude am Verkauf dürften die neuen Aktionäre der Alpiq haben. Ein Infrastrukturfonds der Credit Suisse übernimmt schon bald 25 Prozent der Aktien am Konzern. Dieser sieht vor allem in den Grosswasserkraftwerken von Alpiq eine sinnvolle Investition. Da sind die Kohlekraftwerke ein Klotz am Bein.

Die beiden Kraftwerke in Kladno und Zlin gehörten einst der Alpiq-Vorgängerfirma Atel. Sie hatte sich in den 2000er-Jahren aufgemacht, um international zu wachsen und ein grosser Player im Energiegeschäft zu werden.

Mit dem Verkauf schrumpft die Alpiq. Bereits im vergangenen Jahr hat man das Dienstleistungsgeschäft verkauft. Jens Alder übernahm danach als operativer Leiter, zusätzlich zu seinem Mandat als Verwaltungsratspräsident. Er will die Alpiq in ruhigere Wasser führen. Die weiter geschrumpfte Alpiq soll in diesem Jahr von der Börse genommen werden.