Trainerknall beim FC Basel2022 reloaded: Frei muss gehen, Vogel übernimmt
David Degen & Co. haben sich nach nur vier Spielen im neuen Kalenderjahr entschieden, ohne Wunschtrainer Alex Frei weiterzumachen. Der FCB bleibt ein Club im Unruhezustand.
Am Schluss war es die eine Niederlage zu viel: Zweieinhalb Tage nach dem 0:1 beim Grasshopper Club Zürich hat sich der FC Basel im Verlauf des Montags dazu entschieden, sich nach nur vier Pflichtspielen im neuen Kalenderjahr per sofort von Trainer Alex Frei zu trennen. Dies teilte der Club am frühen Dienstagmorgen in einem Communiqué auf seiner Website mit. Der Trainer selbst soll bereits am späteren Vorabend informiert worden sein.
Begründet wird der Schritt natürlich mit den ungenügenden Resultaten in der laufenden Meisterschaft. Sieben Niederlagen. Sieben Unentschieden. Nur fünf Siege. Damit zuletzt auf Platz sieben in der Tabelle abgerutscht, nur noch drei Punkte vom letzten Rang entfernt, der die Barrage bedeutete. Und damit gefühlt um einiges weiter weg vom zweiten Platz und der Qualifikation zur Champions League entfernt, als es die sechs Punkte Rückstand auf den dort gerade ansässigen FC St. Gallen faktisch aussagen.
Es fehlen Perspektive und Glaube
All dies, in Paarung mit dem bis dahin schlechtesten FCB-Punkteschnitt (1,16 Zähler pro Partie) seit Einführung der Super League, sind Fakten und Argumente, die schwer wiegen. Offensichtlich so schwer, dass sich die Clubführung – bestehend aus AG-Präsident David Degen und den Verwaltungsräten Ursula und Andreas Rey-Krayer sowie Dan Holzmann – zur Ergreifung dieser sowohl schwierigen wie auch nächstliegenden aller Massnahmen veranlasst sah. Im Communiqué heisst es denn auch, dass dieser Clubführung in der bisherigen Konstellation die Perspektive und der Glaube auf zeitnahe Besserung fehlte.
Dabei ist anzunehmen, dass Degen, der unter dem Titel «Chief Football Officer» die oberste Verantwortung über den Sport trägt, nicht als Erster den Daumen nach unten hielt: Bei aller Kritik, die in der Emotion eines Spiels auf Tribünen oder in Logen aus ihm herausplatzte, war Alex Frei seine Trainerwahl, die er mit Überzeugung durchzusetzen vermochte. Dass dieses Projekt nun nach nur sieben Monaten endet, bedeutet für alle Beteiligten eine Niederlage – aber neben Alex Frei ist es Degen, den das am stärksten belastet.
Kommt ein Neuer – oder bleibt Vogel?
Bis auf weiteres wird Heiko Vogel die Geschicke interimistisch leiten und in dieser Funktion erst am Freitag zu den Medien sprechen. Im Communiqué ist er es, der – seinem Titel als Sportdirektor entsprechend – zur Entlassung von Alex Frei das Zitat liefert: «Dieser Entscheid fällt uns allen selbstverständlich enorm schwer – das kann sich jeder vorstellen, der unsere besondere Zusammensetzung kennt. Wir müssen aber an den FCB und seine Entwicklung denken, deshalb kommen wir nicht drumherum, zu handeln und der Mannschaft neue Impulse zu verleihen. In der aktuellen Situation war das 0:1 gegen GC am Wochenende leider diese eine Niederlage zu viel.»
Der FCB teilt weiter mit, dass er schnellstmöglich die Neubesetzung des Cheftrainer-Postens anstrebe. Was das allerdings bedeutet, wird sich weisen: Schon als Vogel im Dezember als Sportdirektor verpflichtet wurde, konnte dies als als vorzeitiger Ersatz gedeutet werden, falls Alex Frei im neuen Jahr nicht liefert. Schliesslich hatte Vogel bis dahin nur Erfahrung als Trainer, nicht aber als Sportchef vorzuweisen. Und jene Namen, die nun unweigerlich gedroppt werden – André Breitenreiter, Alfred Schreuder –, könnten sich nur dann als realistische Lösungen erweisen, sollte man ihnen bei ihrer Entlassung in Hoffenheim respektive Ajax Amsterdam gleich auch den weiterlaufenden Vertrag ausgezahlt und aufgelöst haben. Da liegen andere Namen wie jener eines Thomas Stamm – Schweizer U23-Trainer des SC Freiburg – womöglich näher. Klar ist, dass nur eine Lösung Sinn macht, die finanzierbar ist und alle überzeugt.
Wie mit Rahmen/Abascal
Im Moment sieht es jedenfalls so aus, dass sich beim FCB die Ereignisse wiederholen: Bereits 2022 kam es nach nur vier Pflichtspielen im neuen Kalenderjahr zu einem Trainerwechsel. Damals trennte man sich am 21. Februar von Patrick Rahmen. Darauf folgte mit Guillermo Abascal eine interimistische Lösung bis zum Saisonende, die ebenfalls bereits zum Jahreswechsel als neuer Assistenzcoach den Weg nach Basel gefunden und auf der Bank Platz genommen hatte.
Damals war es eine Lösung, die sich trotz zweitem Schlussrang nicht auszahlte. In Kombination mit sechs Winterzugängen, die nicht einschlugen und von denen heute nur noch Emmanuel Essiam im Kader steht, erwies sich die zweite Saisonhälfte als verlorenes Halbjahr. Und nun, mit einer ebenfalls schwierig zu moderierenden Spielermischung, sind gewiss Zweifel da, dass das nun anders wird.
Sicher ist: Inzwischen ohne finanzielle Reserven, aber noch immer mit einem schwer zu verkleinernden, strukturellen Defizit unterwegs, bleibt die Unruhe die grösste Konstante im und um den Club. Sie besteht bereits seit der Ära von Bernhard Burgener und ist bis heute nie wirklich verschwunden.
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