Ein unzertrennliches LiebespaarRomy Schneider und Alain Delon: Ihre Romanze abseits der Leinwand
Sie waren einmal verlobt. Und obwohl es nie zur Hochzeit kam und sie beide immer wieder andere Lebenspartner hatten, führte sie das Leben immer wieder zusammen.
Er nannte sie «die Liebe seines Lebens», dabei war sie bei weitem nicht die einzige Frau, die darin eine Rolle spielte. Trotzdem schienen sie nie ganz übereinander hinweggekommen zu sein. Die Rede ist vom Traumpaar des europäischen Films: Alain Delon und Romy Schneider.
Romy Schneider war längst ein Star
Sie lernten sich kennen, da war sie 19 und er 22 Jahre alt. Romy Schneider war nach den erfolgreichen Sissi-Filmen bereits international berühmt, seine Schauspielkarriere steckte noch in den Anfängen. Am Set des Liebesfilms «Christine» hat es 1958 zum ersten Mal gefunkt zwischen den beiden. Die Rolle erhielt er, weil Romy aus einem Ordner voller Fotos von Darstellern das seine aussuchte.
1959 feierte «Christine» Premiere in Brüssel, und sie zeigten sich zum ersten Mal öffentlich als Paar. Ansonsten hielten sie ihre Beziehung lieber privat. Sie zogen in ihre erste gemeinsame Wohnung in Paris. Auf Druck von Romys Eltern, die von Anfang an gegen die Beziehung waren, verlobten sie sich nach nur acht gemeinsamen Monaten.
Ein Jahr später gelang Delon der Durchbruch mit «Plein soleil» und «Rocco et ses frères». Innerhalb weniger Monate wurde er so vom unbekannten Schauspieler an Romys Seite zum Weltstar. Während es bei ihrem Verlobten steil bergauf ging, erhielt Romy in Frankreich eine Zeit lang keine Jobangebote mehr.
Dann folgte die Anfrage, in Luchino Viscontis «Schade, dass sie eine Hure ist» neben ihrem Verlobten auf der Theaterbühne zu stehen. Obwohl das Stück in der Presse auch kritisiert wurde, erkannten die Franzosen Romys Talent. Visconti besorgte ihr anschliessend eine Rolle in «Bocaccio 70», und Romy schaffte es so zurück auf die grosse Leinwand. Das Paar zog in ein vornehmes Pariser Viertel um, und es ging für Romy beruflich wieder bergauf. Nach ihrer Hauptrolle in «Der Kampf auf der Insel» bekam sie noch mehr Anfragen und ging schliesslich auf Theatertournee.
Es folgte ihr erster Film in den USA: «Good Neighbour Sam». Währenddessen berichtete die französische Presse unablässig davon, wie sich ihr Verlobter mit einer gewissen Nathalie, die mit bürgerlichem Namen Francine Canovas heisse, treffe. Im Dezember 1963 kam Romy aus den Staaten zurück, fand die gemeinsame Wohnung leer vor. Auf einem Tischchen stand ein Strauss roter Rosen und ein Zettel, auf dem stand: «Romy. Die Vernunft zwingt mich, dir Lebewohl zu sagen. Wir haben unsere Ehe gelebt, bevor wir verheiratet waren. Unser Beruf würde uns jede Chance für eine glückliche Ehe nehmen. Ich gebe dir deine Freiheit zurück, indem ich dir mein Herz überlasse. Ich bin mit Nathalie gegangen. Bitte verzeih mir.»
Das kommende Jahr war schwierig für Romy. In einem ihrer Tagebücher habe sie es einmal als das härteste Jahr ihres Lebens bezeichnet. Im Sommer 1964 heiratete Alain Delon dann Nathalie, die wenig später ihren gemeinsamen Sohn Anthony zur Welt brachte. Auf dem gleichen Landsitz, auf dem er früher oft mit Romy war, verbrachte er mit seiner neuen Familie nun viel Zeit.
Inzwischen war Romy nach Berlin zurückgekehrt, wo sie zurück auf die Theaterbühne wollte. Sie lernte den Regisseur Harry Meyen kennen und verliebte sich in ihn. Und so wurde sie in den darauffolgenden Jahren Mutter und schlüpfte in die Rolle der Haus- und Ehefrau. In einem Interview sagte sie später, dass sie auch zu dieser Zeit nie mit der Schauspielerei abgeschlossen habe. Angebote aus Deutschland hätten sie jedoch nicht interessiert. Die Beziehung zu Meyen war schwierig, und sie lebten sich auseinander. Meyen trank viel Alkohol und griff auch immer wieder zu Tabletten.
Währenddessen drehte Alain Filme wie am Laufband. 1968 wurde ihm eine Rolle im Film «Der Swimmingpool» angeboten. Obwohl andere Schauspielerinnen für die weibliche Hauptbesetzung im Gespräch waren, schlägt Alain Romy vor und rief sie an. Er machte es zur Bedingung, dass sie an seiner Seite spielen darf, und setzte sich durch. Sieben Jahre nach ihrer letzten Zusammenarbeit standen die beiden also wieder gemeinsam vor der Kamera. Alain war nicht mehr mit Nathalie zusammen, die neue Frau an seiner Seite hiess Mireille Darc. Mit ihr wird er insgesamt 15 Jahre lang zusammen sein.
Der Regisseur Claude Sautet war begeistert von Romys Leistung und engagierte sie gleich für seinen nächsten Film: «Die Dinge des Lebens». So fand sie den Weg zurück in den französischen Film und bekam die Chance, vor der Kamera unterschiedliche Charaktere zu spielen. Sie erhielt zweimal die Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin des französischen Filmpreises. Bei den Dreharbeiten für «Das Mädchen und der Mörder» trafen Romy und Alain zum dritten Mal beruflich aufeinander.
Romys Liebesleben war während dieser Jahre geprägt von gescheiterten Affären. Oftmals begannen diese auf dem Filmset, wie beispielsweise mit Jean-Louis Trintignant, mit dem sie für «Nur ein Hauch von Glück» vor der Kamera stand. Oder bei den Arbeiten für den Film «Nachtblende», bei denen sich Romy und Jacques Dutronc ineinander verliebten.
1975 liess sich Romy von Harry Meyen scheiden und heiratete ein halbes Jahr später in Berlin Daniel Biasini. Der elf Jahre jüngere Franzose war zuvor ihr Privatsekretär, sie hatten sich während der Dreharbeiten von «Nur ein Hauch von Glück» kennen gelernt. Wenige Monate nach der Hochzeit brachte sie die gemeinsame Tochter Sarah zur Welt.
Romy und Alain trafen immer wieder bei Filmpremieren aufeinander und feierten ihre Erfolge zusammen. Als Delon im Oktober 1980 die Premiere von «Killer stellen sich nicht vor» zelebrierte, war Romy auch dabei. Der Produzent Alain Terzian erzählt, wie Romy ihn während einer Party nach der Gala gebeten habe, Alain zu sagen, dass sie mit ihm tanzen wolle. Romy und Alain tanzten zu Frank Sinatras «Strangers in the Night», und allen Anwesenden sei der Atem weggeblieben, darunter auch Alains Freundin Mireille. Besonders, als Alain und Romy sich in die Arme fielen und damit begannen, sich zu küssen «wie zwei frisch Verliebte».
Im Februar 1981 trennte sich Romy von ihrem zweiten Ehemann, Daniel Biasini. Sie musste zu jener Zeit einige Schicksalsschläge verkraften: Ihr erster Ehemann Harry Meyen nahm sich 1979 das Leben. Und ihr gemeinsamer Sohn David kam im Alter von 14 Jahren bei einem Unfall ums Leben. An dessen Beerdigung im Juli 1981 stand ihr Alain Delon zur Seite.
Für den Film «Die Geliebte des anderen» hätten die beiden nochmals gemeinsam vor der Kamera stehen sollen. Doch dann verstarb Romy Schneider am 29. Mai 1982 überraschend an Herzversagen, in ihrem Blut wies man Alkohol und Beruhigungsmedikamente nach. Eine der ersten Personen, die vor Ort um die Verstorbene trauerten, war Alain Delon. Er war es dann auch, der die Beerdigung organisierte. Er schrieb ihr einen letzten Brief und legte ihn in ihr Grab: «Ich sehe dich schlafen. Ich bin bei dir an deinem Totenbett. Ich sage dir Adieu. Das längste aller Adieus, mon puppelé. So habe ich dich immer genannt. Ich glaube, dass ich dich das erste Mal in meinem Leben so heiter, so friedlich sehe.»
Als Romy 2008 mit einem César-Ehrenpreis ausgezeichnet wird, hält Delon die Ansprache. Auch 26 Jahre nach ihrem Tod vermisse er sie noch, sagte er. Am 18. August 2024 ist nun auch Alain Delon im Alter von 88 Jahren verstorben.
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