Inhaberaktien haben ausgedientAktientausch läuft auf vollen Touren
Der Gesetzgeber verlangt von den Firmen die Umwandlung von Inhaber- in Namensaktien. Davon sind unter anderem auch die ZSG betroffen.

Die Abschaffung der Inhaberaktien in der Schweiz ist ein Politikum. Die Umwandlung in Namensaktien soll verhindern, dass die Schweiz auf einer schwarzen Liste der EU landet. Von den knapp 190’000 Aktiengesellschaften hierzulande sind einige Zehntausend von der Abschaffung der Inhaberaktien betroffen.
Bei börsenkotierten Firmen bestehen bereits heute strenge Transparenzvorschriften, wie die Meldepflicht. Die wenigsten von ihnen – etwa die Bieler Uhrenfirma Swatch – haben noch Inhaberpapiere gelistet. Auch die Publikumsgesellschaften am Zürichsee führen samt und sonders Namensaktien in ihren Büchern.
Nach Auskunft von Bisnode D&B gibt es in den beiden Bezirken Meilen und Horgen insgesamt 3968 Aktiengesellschaften. Davon führen 543 Gesellschaften Inhaberaktien, 1115 Namensaktien und 2310 vinkulierte Namensaktien, deren Eigentumsübertragung von der Zustimmung der jeweiligen Aktiengesellschaft abhängig ist.
Registrierung ausgelagert
Zu den bekanntesten Firmen am See, welche bisher auf Inhaberaktien gesetzt haben, gehört die Zürichsee Schifffahrtsgesellschaft (ZSG) mit ihren rund 2000 Aktionären und einem Aktienkapital von 11 Millionen Franken. Zu den wichtigsten Aktionären zählen die Seegemeinden, der Kanton und die Stadt Zürich. Die Generalversammlung hatte Ende Juni beschlossen, die Inhaber- in Namensaktien umzuwandeln. Nach Angaben von ZSG-Mediensprecherin Elena Stadelmann sind bisher rund 90 Prozent der Aktien umgetauscht worden.
Allerdings geht Stadelmann davon aus, dass nicht alle Aktionäre bis zum Ablauf der Frist Ende April 2021 von dem Angebot Gebrauch machen werden. Für die ZSG als Unternehmen ändere sich mit diesem Schritt grundsätzlich nichts: «Wir haben lediglich die komplette Aktienregistrierung, inklusive Umwandlung, extern ausgelagert.» Zum politisch motivierten Hintergrund der Abschaffung der Inhaberaktien meinte Stadelmann, die ZSG habe den Auftrag, diese Umstellung zu vollziehen: «Die Gründe dafür haben wir nicht zu hinterfragen.»
Grosser Rücklauf
Auch bei der Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn (SZU) AG und der Luftseilbahn Adliswil Felsenegg (LAF) AG bestand das Aktienkapital bisher zu 100 Prozent aus Inhaberaktien. Die Felseneggbahn wird seit ihrer Eröffnung 1954 von der SZU im Auftrag der Eigentümer betrieben. Der Bereichsleiter Finanzen bei der SZU, Jens Osswald, stellt bei beiden Gesellschaften seit der kürzlichen Zustimmung zur Umwandlung einen grossen Rücklauf an Aktien zum Umtausch fest, der derzeit in Bearbeitung sei. Für eine konkrete Aussage zum aktuellen Stand sei es aber noch zu früh.
Die SZU geht laut Osswald davon aus, dass sämtliche bereits bisher registrierten Titel fristgerecht umgetauscht werden. Allerdings gebe es noch immer eine grosse Anzahl nicht registrierter Titel, «welche aber auch nach dieser Frist noch eingetauscht werden können». Nicht registrierte Titel können allerdings wie schon in der Vergangenheit ihre Aktionärsrechte nicht in Anspruch nehmen.
Zu den Kosten der ganzen Übung wollte sich Osswald nicht äussern. Auch das Motiv für das Aus der Inhaberaktien – als mögliches Mittel zur Steuerhinterziehung und Geldwäsche beziehungsweise eben deren Verhinderung – liess er unkommentiert. Die SZU halte sich einfach an die Vorgaben gemäss dem neuen Bundesgesetz.
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