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Nachfolge für Albert Rösti
Absage um Absage bei Auto Schweiz – und der Prädestinierte bleibt ungefragt

Sie alle geben Auto Schweiz einen Korb: Franz Grüter (LU), Gregor Rutz (ZH), Benjamin Giezendanner (AG), Christian Wasserfallen (BE).
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Eigentlich will der vierköpfige Vorstand von Auto Schweiz Mitte Mai der Hauptversammlung einen neuen Präsidenten oder eine neue Präsidentin zur Wahl vorschlagen. Der bisherige Präsident Albert Rösti wurde nach Ende des vergangenen Jahres zum Bundesrat gewählt; er gab seine Führungsfunktion bei der Vereinigung der Auto-Importeure deshalb nach wenigen Monaten wieder ab. Auto Schweiz ist im Umfeld des Bundes eine der einflussreichsten Lobbying-Organisationen.

Mit Röstis Wahl landete der Verband einen Coup, denn nun hat Auto Schweiz einen Mann im Bundesrat, der für die Anliegen der Autobranche ein besonders offenes Ohr hat. Aber die Besetzung seiner Nachfolge bereitet dem Verband nun mehr Schwierigkeiten als erwartet. Anwärterinnen und Anwärter sind nicht besonders zahlreich. Der grösste Teil von ihnen hat abgewunken, weil man die politische Führungsfunktion bei den Autoimporteuren nicht will. 

Sie alle winken ab

Nachfragen zeigen: Mit den SVP-Nationalräten Franz Grüter (LU), gelernter Lastwagenmechaniker und IT-Unternehmer, Benjamin Giezendanner (AG), Transportunternehmer, Gregor Rutz (ZH), Berater und Unternehmer, sowie FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen (BE), Maschineningenieur, haben die letzten Tage und Wochen vier nationale bürgerliche Politgrössen abgesagt. Sie alle sind beruflich und politisch bereits vollständig ausgelastet, sagen die vier auf Anfrage. 

Andreas Burgener, Geschäftsführer von Auto Schweiz, sagte zur «Automobilrevue» aber: «Wir hätten gerne wieder eine Parlamentarierin oder einen Parlamentarier an unserer Verbandsspitze.»

Zurzeit führen die beiden Auto-Schweiz-Vizepräsidenten Donato Bochicchio (Ford) und Marcel Guerry (Emil Frey) das Präsidium interimsweise. Sie engagierten für die Neubesetzung des Präsidiums mit Christian Watts einen renommierten Headhunter. Ob dieser trotz prominenter Absagen bisher fündig wurde, sagt Auto Schweiz nicht.

Marcel Guerry, Schweiz-Chef beim europaweit grössten Autoimporteur Emil Frey, führt das Präsidium interimsweise …
… zusammen mit Donato Bochicchio von der Ford Motor Company (Switzerland) SA.

Nach all den Absagen stellt sich die Frage, ob Verband und Headhunter auf der nationalen Politbühne bereits alle kontaktiert haben, die infrage kommen. 

Ein prominenter Abwesender fällt bei näherer Betrachtung auf. Es handelt sich dabei um SVP-Nationalrat Roland Büchel, der Mitinhaber zweier Autogaragen im St. Galler Rheintal ist. Er führt dort mit seinen Brüdern die Tradition seines Vaters weiter, der schweizweit Toyota-Händler der ersten Stunde war. Büchel sagt: «Ich bin für die Nachfolge Röstis nicht angefragt worden, würde das Telefon aber abnehmen, wenn sich Auto Schweiz oder ein Headhunter meldet.»

Ein weiterer SVP-Politiker, welcher der Branche ebenfalls nahesteht, ist der Schaffhauser SVP-Ständerat Hannes Germann. Dieser hat zusammen mit FDP-Nationalrätin Petra Gössi jeweils Ratskolleginnen und -kollegen zu den Lobby-Abenden von Auto Schweiz eingeladen.

Diese Treffen, die nicht öffentlich sind, gehören seit Jahren zu den bestbesuchten Lobby-Anlässen während Sessionen. Dem Vernehmen nach geht es dabei jeweils weniger um politische Indoktrination, sondern mehr um Aufklärung über technische Neuerungen und um Rahmenbedingungen, innerhalb derer die Autoimporteure arbeiten müssen.

Verbrenner oder Staatssubventionen?

Germann versteht nicht, warum Büchel bisher nicht angefragt wurde. «Er wäre prädestiniert für diesen Job», sagt der Ständerat, «ihm würde man die Anliegen der Branche im Bundeshaus abnehmen.» Büchel sei mehrsprachig, habe früher in Afrika und Lateinamerika für die Fifa Grossanlässe aus dem Boden gestampft, sei national bekannt und selbst Autohändler.

Roland Rino Büchel, Sportmanager und Garagist aus Oberriet, wurde bisher nicht angefragt, neuer Präsident von Auto Schweiz zu werden.

Wer das Präsidium übernehmen wird, ist gegenwärtig also noch offen. Dasselbe gilt auch für die künftige politische Ausrichtung der Vereinigung: Will Auto Schweiz zum Beispiel Einfluss auf eine möglichst rasche Dekarbonisierung des Strassenverkehrs nehmen, etwa via Erhöhung von Subventionen? Oder will man in der Schweiz den Verbrennungsmotoren eine Überlebenschance geben, trotz EU-Verbot ab 2035?

Die Wahl eines neuen Auto-Schweiz-Präsidenten verspricht darum Spannung über die reine Personalie hinaus.