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Seeabfluss gestaut
Biber sorgt für Hochwasser am Türlersee

Der Biber hat auch den Spazierweg rund um den Türlersee unter Wasser gesetzt.
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Fast jeden Tag ist Bruno Heinzer aus Hausen am Albis am Türlersee, im Sommer hauptsächlich zum Schwimmen, im Winter zum Joggen. Auch Anfang November war Heinzer auf dem Türlersee-Rundweg unterwegs. Dabei fiel dem ehemaligen Landwirt auf, dass das Wasser im See jeden Morgen etwas höher stand, obwohl es teils gar nicht so heftig geregnet hatte.

Erst war im Strandbad eine Stufe unter Wasser, dann waren es zwei und schliesslich war auch das Sprungbrett auf dem Steg überflutet und am Südende hatte sich der See ins Ried ausgeweitet.

Heinzer kam ins Grübeln: «Ich weiss, dass es sehr viel Regen braucht, damit sich der Pegel nur minim erhöht», sagt er in einem am Dienstag erschienenen Artikel des «Anzeigers von Affoltern».

Hochwasser ohne Starkregen? Es war klar, das Seewasser konnte nicht mehr richtig abfliessen. Und genau so war es.

Schon vor drei Jahren wurden in der Nähe des Türlersees erste Biberspuren festgestellt. Nun hat das scheue Nagetier ausgerechnet am Abfluss aus dem See einen Biberdamm gebaut, wie Christof Elmiger von der Biberfachstelle auf Anfrage bestätigte.

Das Bächlein am Abfluss aus dem Türlersee ist zu einem Fluss geworden.

Mit diesem Bauwerk hat das Tier maximale Wirkung erzielt. Der Pegelstand des viertgrössten Zürcher Sees mit einer Fläche von einem halben Quadratkilometer war auf einen Schlag um 17 cm angestiegen.

Doch der Biber baute seinen Damm weiter aus, und der Pegel stieg Anfang November um weitere 16 cm. Damit hatte der Türlersee einen Wasserstand, der 30 cm über dem normalen Winterpegel lag und üblicherweise nur an wenigen Tagen pro Jahr erreicht wird.

Damm wurde abgebaut

Schon Ende Oktober fand wegen des Biberdamms eine erste Begehung von Fachleuten am Türlersee statt. Damals waren die Experten noch zum Schluss gekommen, dass es keinen Handlungsbedarf gebe.

Als dann das Wasser auch noch den Bootssteg der Fischer und Heinzers Joggingstrecke überschwemmte, kam es am 8. November zu einer eilends einberufenen zweiten Begehung mit dem Fischereiverein. Diesmal entschieden die Fachleute anders.

Ausnahmsweise sollte die Biberburg entfernt werden – um Schäden an der Seeinfrastruktur abzuwenden. Bei Eisbildung im Winter würden etwa die eben erst erneuerten Stege der Sportfischer stark in Mitleidenschaft gezogen.

Am letzten Freitag hat das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) den Biberdamm mit einem auf einem Traktor montierten Kran abgebaut, wie Katharina Weber von der kantonalen Baudirektion mitteilt. Der Damm sei etwa 40 cm hoch und drei Meter lang gewesen. Biber seien beim Entfernen des Bauwerks keine gesichtet worden.

«Wir tun das äusserst ungern», sagt Christof Elmiger von der Biberfachstelle, «denn der Biber bewirkt sehr viel Positives.» Als emsiger «Baumeister der Natur» gestalte er die Landschaft mit und sorge für artenreiche Lebensräume, heisst es auf der Website der Biberfachstelle.

So ist der Biber mitverantwortlich für die Rückkehr des Eisvogels, der Geburtshelferkröte, der Ringelnatter oder von Wattvögeln und Rallen.

Neuer Biberdamm auch an der Jonen

Die Biberfachstelle habe schon lange damit gerechnet, dass sich der Biber entlang der Reppisch und an der Jonen ausbreite, sagt Elmiger weiter. Nun sei dies offensichtlich der Fall. So hat der Biber inzwischen auch den Jonenbach beim Sportflugplatz Hausen gestaut. Laut Elmiger wird jener Biberdamm vorderhand nicht entfernt.

Biberdamm in der Giesse. Thema: Biber. Vermehrt reichen Gemeinden beim Kanton Gesuche ein, um in Biberbauten eingreifen zu dürfen um Schäden zu verhindern. Münsingen ist eine davon. Biberdämme und angenagte Bäume an der Giesse. Foto: Beat Mathys / Tamedia AG.

Es habe zwar auch hier schon eine Begehung stattgefunden, da die Landwirte befürchteten, die Drainagen in den angrenzenden Feldern und beim Flugplatz könnten geflutet werden. Später hat der Biber aber den Damm bachabwärts verlegt, sodass sich die Situation laut Elmiger entspannt hat.

Inzwischen gilt der Biber im Kanton Zürich nicht mehr als gefährdet. Im Norden des Kantons leben mehrere Hundert Exemplare, und laut den aktuellen Zahlen der Biberfachstelle stagniert dort sein Bestand.

Den Bibern gefällt es im Westen von Thun und die Nagetiere halten die Behörden auf Trab.

Es gibt zwar noch immer neue Reviere, aber es wurden auch Reviere verlassen. «Im Norden des Kantons gibt es kaum mehr freie Lebensräume für den Biber, ganz im Unterschied zum Süden», so Elmiger. Gemäss der aktuellsten Zählung gibt es derzeit 133 Biberreviere im Kanton Zürich.

Am Türlersee ist der Pegelstand um etwa 15 Zentimeter gesunken, seit der Biberdamm weg ist, wie die Baudirektion am Mittwoch mitteilte.