Ab aufs GlatteisWie eine Fussballlegende zum Eishockeygoalie wurde
Mit Chelsea gewann Petr Cech die Champions League, nun hütet er das Tor in der dritthöchsten englischen Hockeyliga. Sogar in Brasilien sorgt das für Schlagzeilen.
Wohl fühlt er sich offenbar nur zwischen zwei Pfosten. Zwei Jahrzehnte lang war Petr Cech Fusballgoalie, er gewann mit Chelsea die Champions und viermal die Premier League, war Welttorhüter. Im Frühling 2019 machte er Schluss – das dachte man zumindest.
Schon vier Monate später stand Cech wieder im Kasten. Wobei sich der Rahmen änderte: Er hatte nicht mehr 7,32 mal 2,44 Meter abzudecken, es waren nur noch 1,83 mal 1,22. Aus dem Fussball- ist ein Eishockeygoalie geworden – und wer dachte, der Tscheche würde sich aufs Glatteis begeben und sich blamieren, sah sich getäuscht. Zunächst spielte er in der vierten englischen Liga, mittlerweile ist er in der dritten Division angelangt – seine Fangquote hat 90 Prozent nie unterschritten.
Bei den Oxford City Stars ist er der Star, seit seiner Ankunft «explodierte» der Zuschauerschnitt von 350 auf 600, das Kleinstadion ist nun zur Hälfte ausgelastet. Ein Freund des Keepers hat den Transfer im Juni eingefädelt, der Clubpräsident berichtet, er habe seither Extraschichten einlegen müssen wegen Medienanfragen aus dem In- und Ausland. Sogar Journalisten aus Finnland und Brasilien hätten sich gemeldet.
Dank Cech sind vier neue Sponsoren an Bord, der Club verkauft so viele Fanartikel wie nie zuvor. Schon als Bub spielte der 41-Jährige Eishockey, während seiner Zeit als Profi war ihm dies aufgrund der Verletzungsgefahr untersagt, wobei sich Cech Gerüchten zufolge nicht immer ans Verbot gehalten haben soll. Im Januar durfte er mit den NHL-Cracks der Chicago Blackhawks trainieren, nun absolviert er eine Einheit pro Woche mit Oxfords Amateuren.
Während seine Teamkollegen ein paar Pfund für Reisen und Material erhalten, spielt der Multimillionär gratis und franko. Als Tribut an seine Wahlheimat London ist eine seiner Goaliemasken mit Big Ben, Tower Bridge und Union Jack dekoriert. In einem Interview meinte er unlängst witzelnd, der Wechsel vom Rasen aufs Eis sei ihm nicht schwergefallen, er habe ja schon vorher nicht «oben ohne» gespielt. 2006 erlitt er nach einem Zusammenstoss mit einem Feldspieler einen Schädelbruch und befand sich in Lebensgefahr – fortan hechtete er nur noch mit Helm auf dem Kopf.
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