6 Einsätze, 12 Punkte – und eine ganze Wand aus Hass
Granit Xhaka ist bei Arsenal Captain. Arsenal ist in der Premier League Vierter. Und doch gibt es nur ein Thema rund um den Verein: Granit Xhaka.
Montag. Montag bedeutet im Fussball: Kritik, Analyse, Überarbeitung. Für Granit Xhaka, Aufbauer im Mittelfeld, Captain bei Arsenal und im Schweizer Nationalteam, bedeutet Montag auch: die dicke Haut anziehen. Der 27-jährige Basler wird zuweilen harsch kritisiert. Seine Leistung ist dabei nicht immer massgebend.
Und an diesem Montag, seinem sechsten als Spielführer des Londoner Grossclubs, steht er mit Arsenal sogar im Einsatz. Ein regnerischer Abend in Manchester, ein Gegner, der wie die derzeit erfolglose United mit Wut im Bauch antritt. Es gibt einfacheres Terrain. Xhaka wühlt und grätscht, sieht Gelb, wie so oft, 1:1 steht es am Ende. Kurz vor der Pause erhält Arsenal das Gegentor, Manchesters McTominay schiesst, Teamkollege Sokratis lenkt den Schuss leicht ab, Xhaka ist mit dem Kopf in der Nähe. Wenn man will, kann man seine Bewegungen so deuten, als würde er sich ducken.
Ganz viele wollen das. Ganz viele Fans von Arsenal sehen in Xhaka den falschen Captain für ihr Team, fordern seine Absetzung, gar seinen Rauswurf aus dem Team. Trainer Unai Emery stellt sich Woche für Woche den kritischen Fragen, Xhaka selbst schweigt meist.
Vor einer Woche spielt Arsenal zu Hause gegen Aston Villa, Xhaka sieht Gelb, wie so oft, für einmal schon früh im Spiel. Emery nimmt ihn beim Stande von 1:2 rot-gefährdet vom Feld, Arsenal dreht das Spiel und gewinnt 3:2. Der Jubel ist überschaubar, die Wut auf Xhaka riesig.
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Noch eine Woche zuvor, Tottenham empfängt Arsenal, Derby im Wembley, einer der wichtigsten Termine der Vorrunde für die «Gunners». Beim Stand von 0:1 geht Xhaka gegen Heung-Min Son stümperhaft zu Werke, und das im Strafraum. Penalty, Kane trifft zum 2:0, Arsenal schiesst noch zwei Tore und kann ausgleichen. Xhaka entschuldigt sich nach dem Spiel auf Instagram: «Ich bin wütend über den Fehler, aber ich werde niemals aufgeben.»
Die Presse geht mehr auf Xhakas Foul als auf den gewonnenen Punkt gegen den Champions-League-Finalisten ein. «Ein weiterer fataler Fehler», schreibt die «Daily Mail» am nächsten Tag. Und zieht eine Statistik aus der Schublade, wonach kein anderer Spieler in der Premier League seit 2016 so viele Gegentore verschuldet wie Xhaka – nämlich sieben Stück.
Der perfekte Sündenbock
Xhaka ist der perfekte Sündenbock. Er sieht zu viele Gelbe (und Rote) Karten, schon immer in seiner Karriere. Er grätscht gerne und oft, nicht selten bringt er seine Tacklings mit suboptimalem Timing an. Er spielt im defensiven Mittelfeld, ist dort selten direkt an Toren beteiligt, die meisten seiner Fehler aber lassen die Abwehr alt aussehen. Wer dort spielt, wo Xhaka spielt, fällt nur auf, wenn er patzt.
«Ich kann von den Fans nicht verlangen, dass sie einen Spieler unterstützen», sagte Coach Emery nach dem Villa-Spiel. «Aber er ist für mich ein wichtiger Spieler, ich werde ihn weiter unterstützen. Er verhält sich grossartig.» Dass Emery seinen Captain offenbar per Abstimmung in der Mannschaft wählen liess und das vor allem auch noch öffentlich machte, beruhigt die Diskussion um das Captainamt bei Arsenal nicht unbedingt. Wie zynisch es daneben wirkt, dass Xhaka in der Nationalmannschaft die Binde grossmütig dem beleidigten Shaqiri anbietet, ist in den englischen Medien freilich kein Thema.
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Verloren hat das Team in sechs Spielen einzig gegen das derzeit unbesiegbare Liverpool. Im Sommer kamen viele neue, 12 Punkte und Rang 4 sind vor diesem Hintergrund keine allzu schlechte Bilanz.
Die Fans sind indes nicht die einzigen, welche Xhaka harsch kritisieren. Ex-United-Verteidiger und TV-Experte Gary Neville nannte ihn «lernresistent», auch Ex-Arsenal-Spieler Ian Wright liess kein gutes Haar an ihm. Mit Kritik muss umgehen, wer in der Premier League spielt und dort eine Captainbinde trägt. Aber die Kritik der Fans konzentriert sich momentan nur auf Xhaka – und zielt auch mal unter die Gürtellinie. An jedem Montag aufs Neue.
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