50 Jahre alte Eiche stirbt abIn Oberrieden haben Unbekannte einen stattlichen Baum vergiftet
An der Seestrasse in Oberrieden steht eine Eiche, die schon seit Monaten aussieht, als wäre es bereits Herbst. Nun herrscht traurige Gewissheit: Der Baum wurde vergiftet.
Seit etwas mehr als einem halben Jahrhundert steht die Eiche auf der kleinen Wiese zwischen der See- und Bahnhofstrasse in Oberrieden. Jahr für Jahr wurde sie grösser. Nun aber gibt sie ein trostloses Bild ab: Die Blätter des Baumes sind braun und vertrocknet. Die Ungarische Eiche sieht aus, als wäre es bereits Herbst. Sie ist abgestorben.
«Viel zu schnell», um von einer natürlichen Ursache auszugehen, erklärt Oberriedens Liegenschaftenvorsteher Urs Klemm (parteilos). Seit diesem Frühling habe die Gemeinde beobachtet, dass der Baum nicht mehr fit sei. Auch aus der Bevölkerung habe es Hinweise dazu gegeben.
Baustelle als Problem?
Gleich neben dem Baum – er war ein Geschenk der Baumschule Rusterholz an die Gemeinde – wächst ein Neubau in die Höhe. Die Inizia Holding AG baut an jener Stelle eine Siedlung mit acht Eigentumswohnungen. «Eine erste Vermutung war, dass Vibrationen der Baustelle den Baum geschädigt haben könnten», sagt Klemm.
Laut dem Revierförster habe die Baustelle jedoch genug Abstand zum Baum eingehalten, erklärt Urs Klemm. Auch seien keine äusseren Schäden festgestellt worden.
Verschiedene Giftstoffe
Die Gemeinde Oberrieden hat deshalb ein Unternehmen, das auf Baumpflege spezialisiert ist, zurate gezogen. Dieses hat die Blätter des Baumes auf Giftstoffe untersuchen lassen. Nun sind die Ergebnisse da: In den Proben wurden verschiedene Giftstoffe wie Fungizide und Insektizide festgestellt.
«Für das Ableben des Baumes war jedoch das Herbizid Glyphosat verantwortlich», erklärt Stefan Rütten von der Treedata GmbH, welche die Proben entnommen hat.
Unklar sei, wie das Gift dem Baum zugeführt wurde. «Wir haben keine Bohrlöcher am Stamm festgestellt.» Auch eine Zufuhr über die Wurzeln sei ausgeschlossen, da die Wiese um den Baum noch intakt sei. Deshalb vermutet Rütten, dass das Gift gesprüht wurde und so über die Blätter in den Baum eingedrungen ist.
Gemeinderat Urs Klemm sagt: «Über die Täterschaft lässt sich nur mutmassen.» Jemand habe dem Baum schaden wollen. Die Gemeinde reicht laut Klemm Anzeige gegen unbekannt ein. Im September wird zudem die kranke Eiche gefällt. «Klar ist, dass wir am selben Ort einen neuen Baum setzen werden», sagt Klemm.
«Schade um den Baum»
Dass der Baum tatsächlich vergiftet wurde, bewegt, wie ein Augenschein vor Ort zeigt: «Es ist so schade um den wunderschönen Baum», sagt eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte. Ihre Tränen kann sie kaum zurückhalten. Die Vermutung, dass Gift im Spiel sein könnte, habe im Dorf die Runde gemacht. «Ich ging jedoch davon aus, dass die Baustelle für das Ableben des Baumes verantwortlich war», sagt ein weiterer Oberriedner.
Eine Ahnung, wer den Baum vergiftet haben könnte, haben beide nicht. «Wer macht denn so etwas?», fragen sich die Bewohner der Bahnhofstrasse. Dabei ist es nicht das erste Mal, dass an der Seestrasse Bäume vergiftet wurden: Erst in diesem März wurden vier Säuleneichen in Thalwil mit einer unbekannten Substanz, die über Bohrlöcher in den Baum gelangte, krank gemacht.
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