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Satellitenbilder zeigen «beispiellose» Waldbrände in der Arktis

Ausnahmezustand in der Arktis: Waldbrände verheeren Teile Alaskas und Kanadas am 22. Juli 2019. Foto: Nasa Worldview, bearbeitet von Pierre Markuse/Flickr/cc
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Wer Arktis hört, denkt automatisch an Eis und Kälte. Doch diesen Sommer erlebt die Region um den Nordpol eine Hitzewelle, die ihresgleichen sucht. Mit Temperaturen von 30 Grad und mehr bricht unter anderem der US-Bundesstaat Alaska alle bisherigen Rekorde. Schon im Juni war es so warm wie noch nie in diesem Monat, auch der Juli ist bislang deutlich heisser als üblich.

Die Hitzewelle hinterlässt ausgetrocknete Wälder, die leicht Feuer fangen. Zwar sind Brände im Sommer auch in der Arktis normal, sie gehören zum natürlichen Zyklus des Ökosystems dazu. Aber dass sie auf so grossen Flächen auftreten, so früh im Jahr und so weit nördlich, macht Wissenschaftler fassungslos.

Allein in Alaska wurden in diesem Jahr schon Hunderte Feuer erfasst, mehr als 6400 Quadratkilometer Land sind bereits verbrannt. Grönland ist ebenfalls betroffen. Und auch in Sibirien ist die Lage extrem, insbesondere in der Republik Jakutien im Nordosten Russlands.

Stark betroffen: Die Republik Jakutien im Nordosten Russlands am 21. Juli 2019. Foto: Nasa Worldview, bearbeitet von Pierre Markuse/Flickr/cc.

Es handelt sich um die schlimmsten Wald- und Tundrabrände, die diese Region jemals erlebt hat – wobei die Arktis als Region nicht eindeutig definiert ist. Früher wurde oft nur das Gebiet nördlich des arktischen Polarkreises so bezeichnet. Heute wird die Region eher anhand klimatischer und vegetationsgeografischer Kriterien festgelegt und reicht je nach Ansatz weit in die nördlichen Landesteile der Kontinente Nordamerika (Alaska und Kanada), Europa (Skandinavien) und Asien (Russland) hinein.

Seit Anfang Juni brennt es an immer neuen Orten, teils deutlich innerhalb des Polarkreises. Viele Feuer sind zudem in Gebieten ausgebrochen, welche die AMAP-Arbeitsgruppe (Arctic Monitoring and Assessment Program) zur Arktis-Region zählt.

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«Die arktischen Feuer im Juni waren beispiellos und auch im Juli waren sie viel stärker als im langjährigen Schnitt», sagt Mark Parrington vom europäischen Mittelfrist-Wettervorhersagezentrum ECMWF. Im Rahmen des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus verfolgt er mit Satelliten Vorgänge in der Atmosphäre, unter anderem die Emissionen von Wald- und Buschbränden.

Die Satelliten messen dabei die Oberflächentemperatur, anhand von Modellen wird daraus berechnet, wie viel CO2 freigesetzt wird. Seit 17 Jahren gibt es dieses Programm. In dieser Zeit, sagt Parrington, habe man immer wieder Brände innerhalb des Polarkreises gesehen, aber nie so früh im Jahr und in diesem Ausmass.

In den vergangenen Wochen ist einiges an CO2 zusammengekommen, zumal teils torfreiche Böden betroffen sind, in denen viel Kohlenstoff gespeichert ist. Wie viel CO2 genau frei wird, wenn dort ein Oberflächenfeuer brennt, ist schwer zu beziffern. Sicher ist, dass es deutlich mehr Emissionen gibt als in den letzten Jahren.

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Die Copernicus-Forscher kamen mit ihren Modellen auf 50,7 Megatonnen CO2, die allein diesen Juni durch die Feuer frei wurden. Weitere 52 Megatonnen kamen bis am 21. Juli dazu.

Damit haben die Waldbrände in der Arktis in nur sieben Wochen fast gleich viel Emissionen verursacht wie das Land Belgien im ganzen Jahr 2017. Die Schweiz kam nicht einmal auf die Hälfte dieses Werts.

Das muss die globale CO2-Bilanz noch nicht komplett verhageln, zumal die Pflanzen derzeit auch voll in der Wachstumsphase sind und viel CO2 aufnehmen. Aber es ist spürbar – umso mehr, wenn solche Brände in der Arktis künftig häufiger werden.

Hinzu kommt ein sich selbst verstärkender Effekt: Der Rauch der Brände zieht um die Welt, selbst in Europa konnten ihn die Copernicus-Forscher nachweisen. Vor allem in der ohnehin rasant wärmer werdenden Arktis verteilen die Feuer Russpartikel, die sich auf die verbleibenden Schnee- und Eisflächen legen. Das führt dazu, dass diese mehr Sonnenstrahlung absorbieren und noch schneller schmelzen, was die Arktis zusätzlich erwärmt.

Von Alaska über Kanada bis zum Lake Superior im Osten der USA: So stark hat sich der Rauch der Waldbrände bis am 23. Juli ausgebreitet. Foto: Nasa Worldview, bearbeitet von Pierre Markuse/Flickr/cc.

«Die Rekordhitze in Alaska ist ein Fingerzeig, was noch kommt und was schon jetzt geschieht», sagte der US-Klimawissenschaftler Michael Mann in einem auf Youtube verbreiteten Interview. «Wir sehen jetzt wirklich gefährliche Folgen des Klimawandels im Alltag.»

Und noch ist es nicht vorbei. Das globale Waldbrand-Informationssystem des ECMWF prognostiziert für Jakutien und Alaska weiter ein hohes Risiko. Die hohen Temperaturen treiben die Waldbrände noch zusätzlich an. Der Höhepunkt der Feuersaison ist normalerweise im Juli oder August, erst danach könnte sich die Lage entspannen.