Krasser Fall von Tierhortung165 Wellensittiche aus Wohnung im Unterland gerettet
Bei der Wohnungsräumung nach einem Todesfall entdeckt die Kantonspolizei ein Zimmer voller Wellensittiche. Für vier der Vögel kam die Rettung zu spät.

Einen ungewöhnlichen Fund machte die Kantonspolizei Ende Oktober. Sie war ausgerückt, um nach einem Todesfall eine Wohnung im Zürcher Unterland zu räumen. In einem der Zimmer trafen die Einsatzkräfte auf nicht weniger als 165 Wellensittiche.
Die Polizisten boten die 24-Stunden-Notfallzentrale der Stiftung Tierrettungsdienst auf. Drei Tierrettungsfahrerinnen und -fahrer konnten am Donnerstag 81 ausgewachsene und junge Wellensittiche einfangen und vorübergehend im Tierheim Pfötli in Winkel bei Bülach unterbringen. Vier der Wellensittiche befanden sich in einem sehr kritischen Gesundheitszustand und mussten noch am gleichen Abend im Tierspital Zürich eingeschläfert werden. Aufgrund der Stresssituation für die Wellensittiche wurde die zweite Hälfte der Rettungsaktion auf den nächsten Vormittag gelegt. Zu zweit konnten die Rettungsfahrerinnen und -fahrer dabei nochmals 84 Wellensittiche einfangen, welche zum Zürcher Tierschutz, ins Tierwaisenhaus Oberglatt und in die Volieren Zürich und Zürich Seebach gebracht wurden.
Marc Besson, Mediensprecher der Kantonspolizei Zürich, bestätigt auf Anfrage den Polizeieinsatz in einer Wohnung im Zürcher Unterland. Weitere Details zum Fall werden nicht bekannt gegeben. Dass die Kantonspolizei gleich so viele Tiere antreffe, sei selten. «Es kommt jedoch hin und wieder vor, dass einzelne Haustiere vorgefunden werden.» In solchen Fällen werde der Tierrettungsdienst aufgeboten, sagt Bessson.
Fall von seltener Dimension
Auch für den Tierrettungsdienst handelt es sich um einen aussergewöhnlichen Fall, wie Mediensprecherin Nina Taddei sagt. Es gebe zwar gelegentlich Einsätze wegen Tierhortung, aber glücklicherweise selten in dieser Dimension. Die Vögel seien offensichtlich alle im selben Zimmer untergebracht gewesen. «Das ist alleine schon in Bezug auf die Hygiene bedenklich.» Ausserdem sei es nicht möglich, so vielen Wellensittichen die erforderliche tiermedizinische Betreuung zukommen zu lassen.
Es sei allerdings kein Problem, derart viele Tiere zu kaufen. Mindestens im Handel nicht. «Im Gegensatz zum Tierheim, wo die Vögel nur an Menschen abgegeben werden, die für eine artgerechte Haltung sorgen können, wird die Einhaltung der Anforderungen des Tierschutzes im Handel nicht überprüft.»
Häufig seien die Hortenden selbst im Elend und könnten ihre Tiere dabei nicht mehr artgerecht betreuen, so Taddei. Es fehlt ihnen an Futter, Wasser, Hygiene, Platz, Pflege und tierärztlicher Versorgung. «Wichtig ist, dass man als Angehörige und Nachbarn genau hinschaut», appelliert Taddei.
Den überlebenden Wellensittichen geht es zwischenzeitlich wieder gut. Derzeit wird abgeklärt, ob die Angehörigen der verstorbenen Person einige der Tiere übernehmen möchten. Ansonsten wird nach einem artgerechten Zuhause für die Geretteten gesucht.
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