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Rekorderlös
«135 Millionen Euro machen uns demütig»

Das wertvollste Auto der Welt: Mercedes-Benz 300 SLR Uhlenhaut Coupé. // The most valuable car in the world: Mercedes-Benz 300 SLR Uhlenhaut Coupé.
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Renata Jungo Brüngger, was ist an dem Mercedes 300 SLR Uhlenhaut Coupé von 1955 so besonders, dass es dem Meistbietenden sage und schreibe 135 Millionen Euro wert war?

Das 300 SLR Uhlenhaut Coupé ist eine Ikone der Automobilgeschichte und eine absolute Rarität, da es davon nur zwei Prototypen gibt. Die Geschichte, die Technik und das Design mit den charakteristischen Flügeltüren verleihen diesem Automobil eine herausragende Aura. Dazu tragen aber auch zahlreiche Anekdoten bei, die rund um das Auto überliefert sind.

Können Sie eine davon nennen?

Während eines Mittagessens mit Formel-1-Weltmeister Juan Fangio beschloss der Chefentwickler und Namensgeber des Fahrzeugs, Rudolf Uhlenhaut, kurzerhand, sich selbst ans Steuer zu setzen. Den Kurs des Nürburgrings soll er drei Sekunden schneller als der legendäre Rennfahrer absolviert haben.

Beide 300 SLR Uhlenhaut waren bislang in Mercedes-Besitz. Warum wurde eines davon versteigert?

Es kam in der Vergangenheit immer mal wieder vor, dass Sammler ein 300 SLR Uhlenhaut Coupé kaufen wollten, das haben wir stets abgelehnt. Im letzten Jahr kam das Thema erneut auf, und der Vorstand hat dann neu überlegt: Wäre es nicht spannend, zu wissen, was das Fahrzeug tatsächlich wert ist?

Waren Sie von dem Verkaufspreis überrascht?

Dass das Coupé mit einem Preis von 135 Millionen Euro das teuerste Auto der Welt ist, macht uns stolz und auch demütig. Es zeigt, welchen Wert die Geschichte von Mercedes-Benz für viele Autoenthusiasten weltweit hat – nicht nur finanziell, sondern auch emotional. Es fiel uns nicht leicht, ein Fahrzeug mit einem derart herausragenden Platz in unserer Geschichte zu versteigern. Gerade deshalb war für uns von Anfang an klar: Wenn es verkauft wird, muss es für etwas Besonderes sein und nicht einfach als Posten in unserer Bilanz verschwinden.

Was passiert mit dem Erlös?

Er dient als Startkapital für den neu eingerichteten «Mercedes-Benz Fund». Damit unterstützen wir Schüler und Studierende mit Stipendien bei der Umsetzung von Umweltprojekten und Forschung, etwa im Bereich der Dekarbonisierung. Wir wollen damit jungen Menschen Chancen und Perspektiven eröffnen, die ansonsten nicht über genügend finanzielle Mittel verfügen. Kreativität und Forschergeist gibt es überall auf der Welt, den Zugang zu entsprechender Ausbildung leider nicht. An genau diesem Punkt setzt der Fund an. Wir werden in den kommenden Jahren zusätzlich investieren, um dies zu einer nachhaltigen und erfolgreichen Initiative zu machen.

In welcher Form und ab wann soll die Initiative Früchte tragen?

Wir planen, die ersten Stipendien noch in diesem Jahr anzubieten. Die Details zur Ausgestaltung des Fund werden wir noch bekanntgeben, wir wollen uns aber auf jeden Fall langfristig engagieren. Wir glauben an den Gestaltungswillen der jungen Generation, sich bei der Bewältigung einer so grossen Herausforderung wie des Klimawandels einzubringen. Dabei wollen wir motivieren und unterstützen – finanziell und darüber hinaus etwa auch mit Mentoring-Programmen. Über die Jahre, so hoffen wir, wird daraus eine Community entstehen.

«Wir glauben an den Gestaltungswillen der jungen Generation.»

Renata Jungo Brüngger

Wie viel Kalkül steckt dahinter? Der Erlös liesse sich ja auch in die eigene Forschung investieren, nur wäre das wahrscheinlich nicht so PR-trächtig.

Der Dreiklang aus Umweltschutz, sozialem Zusammenhalt und Bildung passt gut zu unserem ganzheitlichen Verständnis von Nachhaltigkeit und unserer Verantwortung als Luxusmarke. Doch der PR-Effekt für unsere Marke kommt vielmehr dadurch, dass jemand bereit ist, ein derart hohes Investment zu tätigen, um das Fahrzeug zu erwerben.

Für den Fund zeichnen Sie sich verantwortlich. Wie erleben Sie als Frau – und dann noch aus der Schweiz – Ihre Arbeit bei Mercedes-Benz?

Im Vorstand sind wir drei Frauen, und unser CEO Ola Källenius ist Schwede. Insofern geniesse ich als Schweizer Frau keine Sonderstellung. Mir ist Diversität wichtig, dafür setze ich mich auch in meinem Vorstandsressort ein. Gemischte Teams führen zu besseren Ergebnissen, weil unterschiedliche Perspektiven einfliessen.

Welche Beziehung haben Sie persönlich zu Autos?

Ich habe nicht klassisch «Benzin im Blut» – heutzutage wäre «Strom in den Adern» ohnehin passender. Aber ich fahre gerne Auto und finde die Entwicklung neuer Technologien sehr spannend. Konkret interessiert mich als Juristin natürlich die rechtliche Begleitung bei der Entwicklung von Innovationen, etwa beim automatisierten Fahren oder beim Einsatz von künstlicher Intelligenz. Dafür müssen Ingenieure, Juristen und IT-Experten gut und von Anfang an zusammenarbeiten.

Können Sie noch etwas über den neuen Besitzer des 300 SLR verraten? Und vor allem: Wird man das Fahrzeug auch mal auf der Strasse sehen oder verschwindet es wie so viele automobile Preziosen als Wertanlage hinter verschlossener Garagentür?

Ich kann so viel verraten: Der Käufer hat zugesagt, dass das 300 SLR Coupé auch künftig zu besonderen Anlässen der Öffentlichkeit gezeigt wird. Insofern verschwindet das Fahrzeug nicht hinter einer Garagentür. Und das andere Original-Coupé ist in unserem Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart zu sehen. Ein Besuch dort lohnt sich.