Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Never Mind the Markets: Börse und Corona
Zuversicht auch auf der Mainstreet

In Asien hat sich die Wirtschaft bereits stark erholt: Börse in Japan.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

An den Börsen ist die bange Frage nach der wirtschaftlichen Zukunft in Zeiten von Corona bereits beantwortet. Der Blick ist auf die Zeit danach gerichtet, wenn breit angelegte Impfungen die Pandemie unter Kontrolle bringen und stoppen. 2021 wird das Jahr des Ausstiegs aus der Krise sein. Aktien nehmen das mit rekordhohen Kurssteigerungen derzeit vorweg.

Allmählich weicht auch die Skepsis unter den Konjunkturforschern. Mainstreet steckt zwar anders als Wallstreet noch mitten in der zweiten Covid-Welle. Teile der Realwirtschaft stagnieren oder fahren Umsatzverluste ein als Folge der Beschränkungen und Verbote, um die Ansteckungszahlen zu verringern. Aber die Aussicht auf das Ende sorgt für ein Umdenken.

Die Ökonomen der Bank Barclays beispielsweise prognostizieren, dass die Weltwirtschaft 2021 um 5,6 Prozent wachsen wird, nach einem Rückgang um 3,6 Prozent im laufenden Jahr. Demnach wird der Wachstumsverlust bereits im Laufe des kommenden Jahres überwunden. Sie stellen sich damit gegen die herrschende Meinung unter den meisten Forschungsinstituten, die noch damit rechnen, dass es frühestens 2022 dazu kommt, weil 2021 die Wende zu schwach ausfallen wird.

Asien und USA im Aufwind

Der neue Wachstumsoptimismus lässt sich je nach Weltregion unterschiedlich begründen. In Asien fusst er bereits auf Tatsachen: Die Pandemie wurde weitgehend eigedämmt und die Wirtschaft hat sich stark erholt. Die USA und Europa sind in Sachen Covid noch nicht so weit.

In Europa ist die Ausgangslage für eine kräftige konjunkturelle Erholung labiler als in Übersee.

In den USA setzt sich dafür die Freude über die «drei J» durch: Die Aussicht auf eine reibungslose Amtsübergabe an Joe Biden sowie auf eine einvernehmliche Zusammenarbeit zwischen Notenbankchef Jerome Powell und der künftigen Finanzministerin Janet Yellen. Diese Woche scheinen sich die beiden politischen Lager auch in der Frage des künftigen Haushalts und weiteren Stützungsmassnahmen ein Stück näher gekommen zu sein. Die konjunkturelle Ausgangslage ist besser als ursprünglich befürchtet: Das Wirtschaftswachstum ist dieses Jahr «nur» rund 3 Prozent eingebrochen, der Dollar schwächt sich ab und die Notenbank verspricht die Zinsen rekordtief zu halten.

Euroraum zu abhängig vom NGEU

In Europa ist die Ausgangslage für eine kräftige konjunkturelle Erholung labiler als in Übersee. Zwar wird auch die Europäische Zentralbank expansiv bleiben. Das hat das Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel diese Woche in einem Interview bestätigt. Die Wirtschaft im Euroraum ist dieses Jahr allerdings rund 7 Prozent eingebrochen. Damit muss ein etwa doppelt so grosser Wertschöpfungsverlust aufgeholt werden als in den USA. Klammert man Deutschland aus, das die Pandemie wirtschaftlich glimpflicher überstanden hat als die meisten Partner, ist die Lücke noch grösser.

Die Zuversicht für das kommende Jahr basiert fast ausschliesslich auf dem 750 Milliarden schweren Wiederaufbaufonds der EU. Der Next Generation-Vertrag (NGEU) wurde im Sommer aufgegleist. Experten feiern ihn als wichtigsten europäischen Meilenstein seit der Einführung des Euros. Denn der NGEU soll helfen, den Graben zwischen der angeschlagenen, strukturschwachen Peripherie und den sogenannten Kernstaaten endlich zuzuschütten. Nun steht seine termingerechte Verwirklichung wegen des Vetos Polens und Ungarns auf der Kippe. Wird kein Kompromiss gefunden oder eine Alternative, verliert Europa seinen wichtigsten Wachstumstreiber der kommenden zwei Jahre. Im anstehenden Konjunkturaufschwung wird die Region dann den USA und Asien hinterherhinken.