Spital ZollikerbergZum zweiten Mal ein Neugeborenes ins Babyfenster gelegt
Am Samstag ist im Spital Zollikerberg ein Baby abgegeben worden. Das Mädchen ist nur wenige Stunden zuvor zur Welt gekommen.
Was sich am frühen Samstagabend im Spital Zollikerberg ereignete, hat Seltenheitswert. Ein neugeborenes Mädchen, welches wenige Stunden zuvor zur Welt gekommen war, ist im Babyfenster abgegeben worden. Es ist erst das zweite Mal, dass ein solcher Fall öffentlich wird, nachdem das Spital Zollikerberg die Babyklappe 2014 eröffnet hat, wie Christian Etter, Direktor des Spitals Zollikerberg auf Anfrage bestätigt.
Wie die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) des Bezirks Meilen mitteilt, ist das kleine Mädchen wohlauf und bleibt vorläufig für weitere Abklärungen im Spital.
Gemeinderat sucht Namen aus
Die Kesb werde für das Neugeborene nun eine gesetzliche Vertretung einsetzen und zusammen mit dieser für eine Unterbringung des Kindes besorgt sein. Der Gemeinderat von Zollikon wird dem Kind einen Namen geben.
Weitere Angaben zum konkreten Fall will die Kesb nicht machen. Dies, um die Privatsphäre des Kindes und der Mutter zu schützen. Gleichzeitig ruft sie die Mutter auf, sich bei der Kesb Meilen zu melden.
Schweizweit 28 Babys abgegeben
Ein Babyfenster, auch Babyklappe genannt, ist eine Einrichtung, die es einer Mutter in einer Notsituation ermöglicht, ihr Neugeborenes anonym auszusetzen, ohne es zu gefährden. Es sind Spitäler, die Babyfenster betreiben und in der Regel an einem diskreten Ort eine Art Schalter einrichten. Dahinter befindet sich ein Wärmebett.
Das Babyfenster des Spitals Zollikerberg ist das einzige im Kanton Zürich und eins von schweizweit acht. Das erste Babyfenster wurde 2001 im Spital Einsiedeln eröffnet, nachdem 1999 am Ufer des Sihlsees ein Neugeborenes tot aufgefunden worden war. Die anderen Babyfenster befinden sich in den Spitälern von Davos, Olten, Bern, Bellinzona, Basel und Sitten. Insgesamt 28 Neugeborene sind in den acht Schweizer Babyfenstern seit 2001 abgegeben worden.
Alarm nach zwei Minuten
Wenn ein Säugling in das Babyfenster gelegt und das Fenster geschlossen wird, wird mit einer Verzögerung von zwei Minuten ein Alarm auf dem Telefon der Neonatologieabteilung ausgelöst, wie Spitaldirektor Christian Etter erklärt. Das Kind wir durch den diensthabenden Arzt der Neonatologie und eine Pflegefachperson aus dem Babyfenster geholt, und die Vitalzeichen werden kontrolliert. Anschliessend wird das Kind in die Neonatologie gebracht. Danach werden die Behörden – die Kesb, die Polizei und die Gemeinde Zollikon – informiert und das weitere Vorgehen abgesprochen.
Das erste Baby, das im Januar 2015 ins Babyfenster des Spitals Zollikerberg gelegt worden war, konnte übrigens gemäss Spitaldirektor Christian Etter rasch dem Kindesvater übergeben werden.
Mutter oder Vater des Neugeborenen werden gebeten, sich bei der Kesb Meilen unter 044 913 39 99 oder auf kanzlei@kesbmeilen.ch zu melden.
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