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Zukunft versteigert Club-InventarEin Stück «Zuki» für zu Hause: Diese Objekte kommen unter den Hammer

333 Gegenstände aus dem ehemaligen Zürcher Club können ab Donnerstag ersteigert werden. Einige davon haben eine aussergewöhnliche Geschichte.

Zwei Frauen und ein Mann inspizieren ein grosses, rundes Objekt mit Spiegeln im Lager des Clubs Zukunft, dessen Inventar verkauft wird.
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In Kürze:
  • Insgesamt 333 Inventarstücke des Zürcher Kultclubs Zukunft werden ab dem 10. April auf Ricardo versteigert.
  • Der legendäre Stammtisch aus der Bar 3000 gilt als begehrtestes Auktionsobjekt.
  • Achtzehn Lastwagenladungen Club-Inventar mussten für die Versteigerung katalogisiert werden.
  • Die Gebote starten bei einem Franken ohne festgelegten Sofort-kaufen-Preis.

Den Gorilla gibts nicht. So viel muss an dieser Stelle vorweggenommen werden. Die lebensgrosse Figur eines Silberrückens stand im Entree der «Zukunft» und war wohl das auffälligste Objekt des Zürcher Clubs.

Nun ist die «Zuki» zu, und «Mirai», wie der Gorilla genannt wurde (das japanische Wort für Zukunft), steht inzwischen in der «Techno»-Ausstellung des Landesmuseums.

Dafür sind andere Prunkstücke aus dem Kultclub, der Bar 3000 und der Waxy Bar bald wieder zu sehen: Ab dem 10. April werden 333 Objekte aus dem Inventar dieser drei Hotspots des Zürcher Nachtlebens auf Ricardo versteigert.

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18 Wagenladungen mit Club-Inventar

Seit der grossen Abschlussparty des Clubs an der Dienerstrasse vor gut zwei Wochen bereiten «Zuki»-Mitbegründer Markus Ott und die ehemaligen Club-Mitarbeitenden Céline Alpiger, Samira Trachsel und Manu Däppen die Gegenstände für die Auktion vor. Eine Herkulesarbeit, wie Ott es nennt: «Wir haben innerhalb von vier Tagen 18 Lastwagenladungen Waren in unser Lager gebracht.»

Inventar des Clubs Zukunft mit Kartons voll mit Disco-Kugeln, Kabeln und Stühlen, die am 10. April für 1 Franken versteigert werden.

20 Jahre Nachtleben stehen nun geordnet und beschriftet in einem Keller mitten im Kreis 5. Aus Pappkartons blitzen die Discokugeln, unter denen die «Zuki»-Gäste tanzten. Zehn Schachteln mit je 15 Kugeln und Halbkugeln werden in der Auktion angeboten. Wie bei allen Objekten zu einem Anfangsgebot von einem Franken. Einen Sofort-kaufen-Preis gibt es nicht.

Ums Geld gehe es bei der Sache auch nicht, sagt Ott. «Mich freut es einfach, wenn die Leute ein Stück Zukunft mit nach Hause nehmen können.» Wie viel sie bereit sind, dafür zu bezahlen, kann er nicht abschätzen.

Emotionaler Wert ist grösser als der materielle

Manu Däppen geht davon aus, dass der emotionale Wert, den die Gegenstände für Bietende haben dürften, zu weitaus höheren Geboten führen könnte als der materielle. Dabei gebe es allein unter den technischen Geräten – darunter auch Nebelmaschinen, Lichtorgeln und Stroboskop – ein paar Schnäppchen. «Einige DJ-Controller sind praktisch neu. Auf dem Markt bezahlt man dafür mehrere Hundert Franken», sagt Däppen.

Versteigert werden nicht nur offensichtliche Renner wie beispielsweise die spektakuläre Wandverkleidung der Bar 3000 aus 18’000 Holz-Spielwürfeln, die legendären Discokugeln, Türschilder oder markante Bilder.

Nahaufnahme eines Schliessfachs mit vielen bunten Aufklebern, darunter Logos und Schriftzüge. Eine Hand greift nach dem Schliessfach im Club Zukunft, dessen Inventar verkauft wird.

Auch ganz profane Dinge wie Feuerlöscher oder die Kordeln, hinter denen die Gäste auf Einlass warten mussten, kommen unter den Hammer. Ja sogar der Kondomautomat aus dem Männerklo mitsamt dem Bargeld und den Präservativen und Vibratoren, die noch drin stecken.

Der Stammtisch wird ein Renner

Jeder Gegenstand hat Geschichte. Vor allem wohl der «Stammtisch» aus der Bar 3000. Mit seiner schon ziemlich ramponierten Marmortischplatte und dem Sockel aus Ziegelsteinen ist er nicht unbedingt das attraktivste Objekt. Aber für ihn werde wohl am meisten geboten, darin sind sich alle «Zuki»-Leute einig.

Ein Lagerraum mit zwei runden Tischen im Vordergrund, umgeben von Kartons, einem Luftkühler und verschiedenen gestapelten Gegenständen zur Versteigerung.

An diesem Tisch kamen Generationen zusammen, hier versammelten sich die «Gangster» des Quartiers, hier wurde getrunken, geredet und gespielt. Hauptsächlich Schach. «Die Mitglieder des Schachklubs Kreis 4 haben an dem Tisch regelmässig und im grössten Trubel konzentriert gespielt», sagt Ott.

Zwei Personen tragen grosse Bilder, darunter ein Porträt mit einem gruseligen Motiv, im Lagerraum des Clubs Zukunft zur Versteigerung.

In einer Ecke steht auch das Sofa aus dem Backstagebereich. Wie Gorilla «Mirai» hätte es wohl einige Geschichten zu erzählen, wenn es sprechen könnte. Oder die beiden Bilder des Schweizer Künstlers Alain Kupper, die über dem Sofa hingen. Kupper war es übrigens, der die Idee für den Clubnamen Zukunft lieferte.

Himmel und Hölle im Backstagebereich

Die Fotos eines eher bieder wirkenden jungen Mannes und einer Frau mit Monsterfratze haben fast schon Symbolcharakter für diesen Bereich des Clubs. «Es war Himmel und Hölle zugleich», erinnert sich Samira Trachsel an ihre Erlebnisse im Backstagebereich.

Das Problem seien nicht die Künstlerinnen und Künstler selbst gewesen, sondern ihre Entourage. Bis zu 30 Leute haben sich in dem kleinen Raum aufgehalten. «Die Entourage war immer im Weg, das hat so genervt», sagt Trachsel.

Eine Person platziert schwarze Schachfiguren auf einem Schachbrett mit weissen und braunen Quadraten, das auf einem runden Tisch steht. Das Bild zeigt das Inventar des Club Zukunft, das versteigert wird. Foto von Rahel Zuber/Tages-Anzeiger.

Ein weiteres Auktionshighlight ist der Fischaugenspiegel aus der Frauentoilette des Clubs mit seinem Glühbirnenkranz. «Der wird ganz sicher boosten», sagt Céline Alpiger. Sie selbst würde beim CDJ-Gerät am meisten bieten. «Ich habe 2020 darauf mein erstes Set als DJ gespielt», sagt sie.

Drei Personen und ein Hund in einem Lagerraum; eine Tür mit der Aufschrift ’Eingang via Club’ steht im Vordergrund. Club Zukunft verkauft Inventar.

Für Trachsel wäre es das Schild mit der Aufschrift «Eingang via Club». Es sei Teil ihrer «Zuki»-Routine gewesen, diese Tafel jeweils um 23 Uhr an die Tür der Bar 3000 zu klemmen. «Dann war der Club offen, und die Nacht begann», sagt Trachsel.

Däppen würde zur Erinnerung am liebsten das Schachbrett mitnehmen, auf dem er in jeder freien Minute gespielt hat. Clubgründer Ott hat eine der beiden ikonischen Würfellampen – gestaltet von Cristian Andersen – aus der Bar 3000 für sich behalten. Als einzige Erinnerung. Die Zweite kann sich nun jemand anderes mit etwas Glück an der Auktion ergattern.

Ein Mann hält eine Lampe in einem Lagerraum voller Inventar, das zum Verkauf steht, vom Club Zukunft in Zürich. Artikel von Rahel Zuber für den Tages-Anzeiger, veröffentlicht am 4. April 2025.

Die Versteigerung eines ganzen Club-Inventars ist auch für die Verkaufsplattform Ricardo ein Novum. Die Plattform gehört wie dieses Medium zur TX Group. Etwas Vergleichbares sei in den 25 Jahren, seit es die Plattform gebe, noch nicht vorgekommen, sagt Ricardo-Sprecherin Mojca Fuks.

Erfolg der Auktion ist schwer abzuschätzen

Wie gut die Auktion funktionieren wird, kann auch Fuks nicht abschätzen. «Es ist gut möglich, dass einiges unter Wert verkauft oder aber überraschend teuer versteigert wird», sagt sie.

Ein Mann trägt einen Ring mit der Aufschrift ’ZUKUNFT’ und zeigt seinen Finger in Nahaufnahme. Der Club Zukunft schliesst und verkauft sein Inventar.

Die Versteigerung startet am 10. April 2025 um 20.00 Uhr und endet am 17. April um 23.59 Uhr. Dass das System unter dem virtuellen Ansturm der «Zuki»-Fans kollabieren könnte, glaubt Fuks nicht: «Bei Ricardo werden jeden Tag rund 40’000 neue Angebote eingestellt. Die 333 Auktionen des Clubs Zukunft werden das System von Ricardo also nicht beeinträchtigen.»

Hier geht es direkt zur Zukunft-Auktion von Ricardo.

Korrektur vom 11. April 2025, 6:15 Uhr: In einer früheren Version dieses Artikels war von 10’000 Artikeln die Rede, die täglich neu auf Ricardo eingestellt werden. Richtig ist, dass es 40’000 neue Angebote pro Tag sind.