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Zürichs Drogenpolitik
Das Ziel ist nicht nur, clean zu werden

Besuch in der Suchtfachklinik mit Andreas Hauri und ärztlicher Leiter Dr. med. Mehdi Safavi . 29.10.24

In Zürich gibt es seit 5 Jahren die Suchtfachklinik für Menschen mit Abhängikeitserkrankungen. Und die Auslastung sei sehr gut. Die Klinik habe sich sehr bewährt. Wir treffen Andreas Hauri dort, versuchen aber auch, mit einer Patientin oder einem Patienten zu reden.
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In Kürze:
  • Die Zürcher Suchtfachklinik behandelt schwere Abhängigkeitserkrankungen und Verhaltenssüchte.
  • Kokain ist die meisttherapierte Droge und wichtiger als Heroin geworden.
  • Die Klinik setzt auf medizinische und psychotherapeutische Therapien.

Sie werden zwar in einer Klinik behandelt, doch in der Regel können sie nicht mit Medizin oder Operationen geheilt werden. Denn die Patientinnen und Patienten der Zürcher Suchtfachklinik leiden an schweren Abhängigkeitserkrankungen oder Verhaltenssüchten.

Es sind alkohol-, spiel- und drogensüchtige Menschen, die hier am Käferberg nach Hilfe suchen. Wer aber – geprägt durch die vergangene Drogenszene – an eine Klientel von verwahrlosten, im Heroinrausch versunkenen Personen denkt, liegt falsch. Die Patientinnen und Patienten stammen aus allen möglichen Gesellschaftsschichten und üben die verschiedensten Berufe aus. «Von Handwerkern bis zu Menschen im Versicherungswesen oder sogar aus dem Gesundheitsbereich», sagt Chefarzt Mehdi Safavi, der zum fünfjährigen Bestehen der Suchtfachklinik durch die Räume führt. Ausserdem hat Kokain Heroin als meisttherapierte Droge längst abgelöst.

Mehrfachabhängigkeiten nehmen zu

Der Jahresbericht 2023 der Suchtfachklinik gibt einen Überblick über die meistbehandelten Suchterkrankungen in der ganzen Schweiz, nicht nur in Zürich. Vor allem Mehrfachabhängigkeiten haben in den letzten Jahren zugenommen. Die am häufigsten konsumierte Droge bei Mehrfachabhängigkeit ist Kokain, gefolgt von Benzodiazepinen (Beruhigungsmittel), Alkohol, Opioiden und Cannabis. Der Konsum von Heroin ist konstant geblieben.

Auch der Konsum von Crack werde bei Patientinnen und Patienten der Suchtfachklinik beobachtet, sagt Safavi. Crack ist Kokain, welches inhaliert wird und dadurch schneller und stärker wirkt. Gleichzeitig hat es ein sehr hohes Abhängigkeitspotenzial. «Süchtige kommen kaum mehr zur Ruhe, weil sie ständig nachbesorgen müssen», so der Chefarzt.

Clean werden, dann entwöhnen

Mit der Eröffnung der Suchtfachklinik hat die Stadt auf ein neues, ganzheitliches Konzept gesetzt, um Abhängigkeiten zu bekämpfen. Eines, das auf Medizin und Psychotherapie basiert. Oder kürzer: auf Entzug und Entwöhnung. Ziel ist nicht nur, clean zu werden, sondern zur Entwöhnung gehört auch, die Begleiterkrankungen zu behandeln, die durch eine Sucht entstehen oder einer solchen vorausgehen. «Eine Sucht entsteht oft aus einer Depression, einer Traumafolgestörung oder ADHS», sagt Safavi.

Besuch in der Suchtfachklinik mit Andreas Hauri und ärztlicher Leiter Dr. med. Mehdi Safavi . 29.10.24

In Zürich gibt es seit 5 Jahren die Suchtfachklinik für Menschen mit Abhängikeitserkrankungen. Und die Auslastung sei sehr gut. Die Klinik habe sich sehr bewährt. Wir treffen Andreas Hauri dort, versuchen aber auch, mit einer Patientin oder einem Patienten zu reden.

Zu den häufigsten körperlichen Begleitbeschwerden des Drogenkonsums gehören Infektionskrankheiten, Herzprobleme und Diabetes. Durch die Nähe der Suchtfachklinik zum Stadtspital Zürich Waid können körperliche Folgeerkrankungen gleich nebenan behandelt werden. «Wir können somit alles aus einer Hand anbieten», sagt der Chefarzt.

Die Auslastung steigt

Früher bot die Stadt Zürich Entzugstherapien in der zwar charmanten, aber wenig patientenfreundlichen Riegelbau-Villa Simmen an der Höngger Franketalerstrasse an. Dort allerdings mussten die Menschen in Mehrbettzimmern schlafen, in der Suchtfachklinik gibt es 31 Einzelzimmer.

Besuch in der Suchtfachklinik mit Andreas Hauri und ärztlicher Leiter Dr. med. Mehdi Safavi . 29.10.24

In Zürich gibt es seit 5 Jahren die Suchtfachklinik für Menschen mit Abhängikeitserkrankungen. Und die Auslastung sei sehr gut. Die Klinik habe sich sehr bewährt. Wir treffen Andreas Hauri dort, versuchen aber auch, mit einer Patientin oder einem Patienten zu reden.

In der Regel bleiben die Patientinnen und Patienten – die zum grössten Teil freiwillig zur Therapie kommen – 45 bis 50 Tage in der Suchtfachklinik. Nur ein Fünftel von ihnen sind Frauen. Jährlich werden über 200 Menschen behandelt.

Auch Stadtrat Andreas Hauri (GLP) begleitet den Rundgang zum Jubiläum. Er betont die Wichtigkeit der Klinik als Teil des 4-Säulen-Modells der Stadtzürcher Drogenpolitik: «Sie verbessert die Lebensqualität von Suchtpatientinnen und -patienten, sie stabilisiert ihre körperliche und psychische Gesundheit und begleitet sie auf dem Weg zurück in die soziale und berufliche Wiedereingliederung», so Hauri.

Die drei anderen Säulen sind Prävention, Repression/Regulierung und Schadenminderung. Ausserdem mache das ganzheitliche Konzept die Arbeit der Suchtfachklinik in Zürich einzigartig. «Je besser man auch die Begleiterkrankungen behandelt, desto nachhaltiger ist der Erfolg», ist der Gesundheitsvorsteher überzeugt. Der Erfolg der Klinik sei vielschichtig und lasse sich nicht allein durch die Rückfallquote messen. Vielmehr ist gemäss Hauri auch die steigende Nachfrage nach Behandlungsplätzen in der Suchtfachklinik entscheidend. Die Nachfrage steige jährlich, zum Teil gebe es sogar eine Warteliste.