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Erstmals seit 1956 Giraffen im Zoo
Zürcher Giraffen mit hohem Blutdruck und «Kompressionsstrümpfen»

Die Giraffen werden gefüttert in der Lewa-Savanne im Zoo Zürich. Mit bis zu sechs Metern ist die Giraffe das höchste Säugetier der Welt.

«Wie so häufig im Leben gibt es erst Probleme, wenn Männer ins Spiel kommen», sagte Zoo-Direktor Severin Dressen am Mittwoch, als er die vier langhalsigen Savannen-Bewohnerinnen den Medien vorstellte.

Es bewähre sich deshalb, zuerst die Weibchen zu vergesellschaften und erst später einen Bullen dazuzuholen. Wann sich diese Damentruppe über ein Männchen freuen kann, ist noch offen.

Jahi, Malou, Irma und Luna scheinen sich aber auch ohne männliche Begleitung wohlzufühlen. Neugierig trotten sie zu den Besucherinnen und Besuchern, die ihnen von einer Plattform aus Äste hinhalten. Schnell sind alle Blätter akkurat abgezupft.

Damit die Besucher auf Augenhöhe mit den Giraffen sein können, baute der Zoo bei der Savanne eine erhöhte Terrasse. Die Tiere können bis zu sechs Meter hoch werden. Nicht nur der lange Hals ist für diese imposante Grösse verantwortlich, auch die Beine sind bei Giraffen übermässig lang, damit der Kopf möglichst viele Blätter erreicht.

Höchster Blutdruck im ganzen Tierreich

Die Strecke von ihrem Herz bis in den Kopf kann 2,5 Meter betragen. Damit es den Tieren nicht ständig schwindlig wird, haben die Giraffen einen sehr hohen Blutdruck. Er ist etwa doppelt so hoch wie der eines Menschen und wahrscheinlich der höchste im ganzen Tierreich. Ihr Herz ist jedoch nicht überproportional gross, sondern arbeitet einfach sehr effizient.

Auch bei den Beinen musste sich die Evolution etwas einfallen lassen, damit die Tiere nicht unter ihrer Grösse leiden. Damit das Blut in den langen Beinen nicht absackt und Ödeme bildet, ist ihre Haut dort extrem straff, fast wie ein Kompressionsstrumpf. Zudem sind die Arterien in den Beinen sehr dickwandig.

Weibchen mögen besonders lange Hälse

Eine weitere Strategie, um mit einer solchen Grösse leben zu können, sitzt in ihrem Kopf. Vor dem Gehirn haben Giraffen eine Reihe elastischer Blutgefässe, die beim Herunterbeugen des Kopfes Blut aufnehmen und Druck verhindern. Die Halsvenen haben zudem Klappen, die den Blutfluss in den herunterhängenden Kopf verhindern.

Für die Männchen ist der lange Hals nicht nur ein Vorteil beim Blätterfressen, sondern auch im Wettkampf mit Konkurrenten. Der Hals wird wie eine Waffe gegen den Gegner geschwungen. Je länger der Hals, desto mehr Kraft liegt im Schlag. Ein besonders langer Hals wirkt auf Giraffenweibchen deshalb auch attraktiv.

Giraffe vs. Akazie

Im Verlauf der Zeit hat sich ein eigentliches Wettrüsten zwischen den Giraffen und den Akazien – der Lieblingsfutterpflanze der Giraffen – entwickelt. Durch ihre Höhe können Giraffen viele Akazien erreichen, die für andere Tiere unerreichbar bleiben. Als wahrscheinliche Reaktion darauf entwickelten die Akazien lange Stacheln, um ihre Blätter zu schützen. Mit einer langen Zunge und unempfindlichen Lippen konnten die Giraffen aber ihrerseits auf diesen Abwehrmechanismus reagieren.

Die lange Zunge und die unempfindlichen Lippen schützen die Giraffe gegen die langen Stacheln der Akazien.


Als neue Abwehrmassnahme produzierten die Akazien Bitterstoffe in den Blättern, sobald der Baum angefressen wird. Diese Bitterstoffe sorgen dafür, dass die Giraffe das Fressen nach kurzer Zeit einstellen muss. Gleichzeitig senden die angefressenen Bäume Botenstoffe aus, um die benachbarten Bäume über die Anwesenheit der Giraffen zu informieren und deren Bitterstoffproduktion anzuregen.

Da die Botenstoffe über den Wind verbreitet werden, reagierten die Giraffen ihrerseits darauf, indem sie die Akazienbäume vornehmlich gegen die Windrichtung fressen. Somit fressen sie nur noch von Bäumen, die noch nicht über die Anwesenheit der Giraffe informiert wurden und entsprechend noch keine Giftstoffe produzieren.

Ameisen als nützliche Untermieter

Als zusätzlichen Abwehrmechanismus stellen gewisse Akazien verschiedenen Ameisenarten Nestmöglichkeiten und Nahrung zur Verfügung. Im Gegenzug beschützen die Ameisen die Akazie vor Angreifern, unter anderem auch vor den Giraffen.

Das Verhältnis zwischen der Akazie und der Giraffe ist jedoch nicht nur von Angriff und Abwehr geprägt. Während der Blütezeit können die Giraffen zur Bestäubung der Blüten beitragen, indem sie die Pollen von Baum zu Baum tragen.

SDA