Zürcher Adventskalender«Ich spiele auch mit jemandem Fussball, der schlechter ist – das ist tolerant»
Eine Zürcher Adventsaktion inszeniert Begriffe wie Vielfalt, Hoffnung, Toleranz und Solidarität – so dass sie jedes Kind versteht. Aber stimmt das auch? Wir haben bei Kindern nachgefragt.
Die vier Kirchtürme in der Zürcher Innenstadt leuchten im Dezember wie Kerzen auf einem Adventskranz. Jeder Turm steht für ein Thema: Hoffnung, Solidarität, Vielfalt und Toleranz. Der Grossmünsterpfarrer Christoph Sigrist will den quirligen Zürcher Weihnachtsmärkten ein besinnliches Zeichen entgegensetzen: «Ich will die Gebete und Sehnsüchte, die meist im Innern der Kirche Ausdruck finden, nach aussen kehren.» Nahe zu den Menschen wolle er sie bringen, sodass sie jedes Kind verstehe.
Aber versteht die Begriffe jedes Kind? Wir haben in der Helferei bei einer Gruppe Kinder aus dem Quartier nachgefragt.
Was verstehst du unter Solidarität?
Loretta (9) überlegt und sagt dann: «Wenn jemand aus meiner Klasse zur Strafe vor die Türe geschickt wird, gehe ich mit ihm vor die Tür.» Fidelio (11) fährt fort: «Wenn ein Klassenkamerad eine Rechenaufgabe nicht lösen kann, helfe ich ihm, auch wenn er nicht mein Freund ist.»
Johanna (13) erzählt: «Wenn jemand an meiner Schule gemobbt wird und jemand sich auf ihre oder seine Seite stellt, dann ist das mutig. Und solidarisch.»
Die 7-jährige Hannah kommt zu folgendem Schluss: «Wenn zwei ein Spiel machen möchten, für das es drei braucht, spiele ich mit, auch wenn ich das gar nicht gerne spiele.»
Was bedeutet für dich Vielfalt?
Loretta sagt: «Ein Bild ist nur schön, wenn es verschiedene Farben hat und nicht nur eine.» Fidelio findet es gut, dass es verschiedene Menschen gibt. Auf die Frage, worin sie sich denn unterscheiden, sagt er: «Sie sind klein oder gross, dick oder dünn, arm oder reich oder haben verschiedene Hautfarben.»
Der 8-jährige Aldo beginnt bei der Artenvielfalt: «Es gibt zum Glück viele verschiedene Pflanzen und Tierarten.» Dann fährt er fort: «Es gibt auch verschiedene Zahlen. Nicht nur eine. Ohne Vielfalt wäre es doch richtig langweilig.»
Das findet Ottilia (10) auch: «Wenn immer alles dasselbe wäre und alle gleich. Das wäre richtig langweilig.» Eine Meinung, die Johanna teilt: «Ohne Vielfalt würde man nichts Neues mehr erleben und auch nichts lernen.
Was ist Toleranz?
Für Ottilia ist Toleranz, «wenn ich nett bin zu den anderen Menschen und sie so akzeptiere, wie sie sind». Denn: «Jeder Mensch sollte glücklich sein, so wie er ist.»
Loretta sagt dann: «Wenn mir jemand begegnet mit einer grossen Narbe im Gesicht, dann frage ich ihn nicht als Erstes, was hast du denn für eine Narbe. Denn das geht mich gar nichts an und das hat mit ihm oder ihr als Menschen auch gar nichts zu tun.»
Fidelio sagt: «Ich spiele gerne und ziemlich gut Fussball. Ich spiele aber auch mit jemandem, der schlechter spielt als ich. Das ist tolerant.»
Und Aldo kommt zum Schluss: «Wenn ich das erste Mal jemandem mit schwarzer Hautfarbe begegne, starre ich ihn deswegen nicht an. Er ist ja kein anderer Mensch, er hat nur eine andere Hautfarbe.»
Was gibt dir Hoffnung?
Für den 6-jährigen Vanni ist das keine Frage: «Ich hoffe, dass der FCZ Meister wird.»
Loretta erzählt ein Beispiel aus ihrem Leben: «Wenn eine Prüfung so schwer ist, dass ich das Gefühl habe, das schaffe ich auf keinen Fall, dann sage ich mir: Komm, das letzte Mal ging es doch auch besser als gedacht: Du schaffst das. Dann habe ich Hoffnung.»
Johanna hofft, «dass es bald keinen Krieg mehr auf der Welt gibt, dass jeder Mensch in die Schule gehen kann, eine Familie und ein Daheim hat». Und Ottilia ist überzeugt: «Wenn ein Mensch keine Hoffnung hat, kann er nicht fröhlich sein.»
Die 5-jährige Serafina hat aufmerksam zugehört, während ihre Geschwister und die anderen Kinder und Jugendlichen gesprochen haben. Dann sagt sie: «Ich hoffe, dass es an Weihnachten schneit.»
Erzählen Sie uns Ihre positiven Geschichten
Wir möchten in der Adventszeit positive Gedanken mittragen und bitten daher unsere Leserinnen und Leser: Erzählen Sie uns in ein paar Sätzen, wie Sie in Ihrem Alltag Solidarität, Vielfalt, Toleranz und Hoffnung positiv erlebt haben. Wir möchten Ihre Geschichten hören und in der Zeitung weiter erzählen.
Einsenden an: helene.arnet@tamedia.ch oder: Redaktion Tamedia, Vermerk Helene Arnet, Postfach, 8021 Zürich (bis 10. Dezember)
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