ZSC-Headcoach Marco BayerBei seinem Debüt in der höchsten Liga denkt der neue Trainer auch an Marc Crawford
Nach 14 Minuten liegen die Zürcher in Freiburg bereits 0:3 zurück. Eine Reaktion der Lions erfolgt zwar, für einen Punktgewinn reicht sie aber nicht, am Ende verlieren sie 2:4.
- Marco Bayer erlebt einen schwierigen Start als neuer ZSC-Headcoach.
- Er gesteht, dass er nicht unter diesen Umständen in die National League befördert werden wollte.
- Ein intensiver Januar mit 13 Spielen wartet auf die ZSC Lions.
Nein, so hatte sich Marco Bayer seinen Einstand als ZSC-Trainer nicht vorgestellt. Der bisherige Headcoach des Farmteams GCK war nach dem überraschenden Rücktritt Marc Crawfords zum National-League-Team befördert worden. Und dann lag Bayers Team nach 13 Minuten bereits 0:3 zurück. Und die Lions machten bei allen Gegentoren eine zweifelhafte Figur.
Das 1:0 des früheren Zürchers Dave Sutters wurde durch einen Fehlpass Jesper Frödéns eingeleitet und auch ermöglicht, weil Yannick Zehnder den vors Tor stechenden Gottéron-Verteidiger ignorierte.
Lucas Wallmark, ebenfalls ein ex-ZSC-Spieler und bereits beim Spengler-Cup immer wieder für unerwartete Geistesblitze gut, erwischte Simon Hrubec beim 2:0 mit einer überraschenden Schussabgabe aus spitzem Winkel, weil der Zürcher Goalie wohl mit dem Querpass in den Slot gerechnet hatte.
Kevin Nicolet schliesslich, der beim 3:0 sein erstes NL-Tor erzielte, zeigte im Duell der beiden 21-Jährigen mehr Entschlossenheit als Lions-Verteidiger Jan Schwendeler. «All diese Gegentore fielen auf viel zu simple Weise, das geht nicht in dieser Liga», befand auch Bayer.
Bayer: «Keine einfache Ausgangslage»
Gottéron nahm den Schwung aus dem Spengler-Cup-Triumph mit. Vor der Partie hatten zudem Captain Julien Sprunger und Präsident Hubert Waeber den über 9000 Zuschauern in der ausverkauften BCF-Arena stolz den Pokal präsentiert, danach war das Heimteam im Gegensatz zu den behäbigen Zürchern sofort im Spiel. «Wir hatten das genauso erwartet: Gottéron war im Flow, wir hatten zehn Tage frei gehabt», sagte Bayer. «Es war keine einfache Ausgangslage.»
Immerhin: Bayers Team reagierte. Bereits nach dem dritten Gegentor stellte der neue Cheftrainer um, vereinigte das Top-Trio Balcers/Malgin/Andrighetto, dafür rückte Sigrist zu Rohrer/Grant. Und weil in der Folge beide Linien je einen Treffer erzielten, durfte diese Massnahme als gelungen bezeichnet werden.
«Dass diese Toplinie funktioniert, wissen wir», sagte Bayer. Das stete Zurückgreifen auf die besten Kräfte ist dennoch nicht in seinem Sinn. Auch wenn Bayer im Schlussdrittel schon bald auf drei Linien umstellte, sagte er auch dies: «Heute gingen wir All-in, aber das Ziel muss sein, weiter mit vier Linien zu spielen.»
Der gewünschte Effekt der Bündelung der Kräfte blieb in der Schlussphase grösstenteils aus, auch wenn Dean Kukan 61 Sekunden vor Schluss, als der ZSC mittlerweile ohne Goalie spielte, den Pfosten traf. «Im dritten Drittel spielten wir wieder zu verhalten, zu oft aussen herum», bemängelte Bayer. Da gefiel ihm das Mitteldrittel doch deutlich besser.
Dieses bestand aus diversen langen ZSC-Druckphasen, Kukans Anschlusstor zum 3:2 fiel nach so einer. Zuvor hatte Derek Grant das erste Zürcher Tor des neuen Jahres erzielt, es war ein Spielzug, den man schon unter Crawford kannte: Vinzenz Rohrer leitete den Breakout sofort per tiefem Querpass an den Kanadier weiter, dieser schloss sein Solo souverän ab. Bayer: «Da hatten wir den Zug aufs Tor, das ist das Eishockey, das wir spielen wollen.»
Hektische Tage für den neuen Cheftrainer
Hinter dem neuen ZSC-Cheftrainer lagen bewegte Momente. «Es waren hektische Tage, es kam vieles zusammen», erzählte Bayer von seiner unerwarteten Beförderung zum Headcoach einer Mannschaft in der höchsten Liga – eine Premiere für den 52-Jährigen. So ganz wohl ist ihm nicht dabei: «Es ist nicht die Art und Weise, wie du in die National League kommen willst.» Er dachte dabei an Crawford und seinen Rücktritt wegen mentalen Problemen: «Wir reden hier über einen Menschen. So etwas wünschst du niemandem. Ich habe grössten Respekt vor Marc und seinem Entscheid.»
Via Kurznachrichten hatte er noch Kontakt mit dem Kanadier, der mittlerweile in seiner Heimat in Vancouver weilt. Am Samstag werden sich die beiden länger unterhalten: «Marc hat mir gesagt, dass er da ist und ich auf seine Unterstützung zählen kann.» Speziell für Bayer ist auch, dass Rob Cookson, Crawfords langjähriger Assistent, in Zürich geblieben ist: «Ich schätze es sehr, dass er in dieser Situation, wenn sein bester Freund nicht mehr da ist, die Saison mit mir zu Ende macht.»
Nun geht es für Bayer und die ZSC Lions Schlag auf Schlag weiter: Inklusive Champions-League-Halbfinal gegen Servette wird die Mannschaft im Januar in 28 Tagen 13 Spiele bestreiten. Taktische Umstellungen hat Bayer nicht geplant. Einerseits, da die Zeit für die dafür nötige Anzahl Trainings fehlen wird. Andererseits aber auch, weil er sie nicht als notwendig ansieht: «Marc hat für eine sehr gute Basis gesorgt, ich versuche, seinen Weg weiterzugehen.»
Umstellungen wird es für Bayer indes beim Coaching geben, die Aufgaben beim Farmteam GCK und bei den ZSC Lions lassen sich nicht vergleichen. Bei GCK hatte er den Auftrag, junge Spieler auszubilden, sie auf das nächste Level zu bringen: «Da testest du auch mal, zudem dürfen die Spieler auch Fehler begehen.» Das sei beim ZSC anders: «Hier geht es in jedem Spiel nur um eines: um die Performance und die drei Punkte.»
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