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ZKB-Chef im Interview
«Die Immobilienpreise werden in Zürich noch schneller steigen als im Rest der Schweiz»

Urs Baumann, CEO der Zürcher Kantonalbank, posiert für ein Porträt in einem Anzug in Zürich.
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Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) hat im letzten Jahr etwas weniger verdient als im Rekordjahr 2023. Der Reingewinn sank um 9,5 Prozent auf 1,12 Milliarden Franken. Die tieferen Leitzinsen erschweren der Bank das Geschäft. ZKB-Chef Urs Baumann ist mit dem Ergebnis zufrieden.

Die Bank sei breiter aufgestellt, die Erträge stammten zunehmend aus unterschiedlichen Geschäftsbereichen. Bei den verwalteten Vermögen konnte die Bank deutlich wachsen. Dank dem guten Ergebnis erhalten der Kanton Zürich und die Gemeinden eine Gewinnausschüttung von 562 Millionen Franken.

Besonders zugelegt hat die ZKB im Immobiliengeschäft. Das Hypothekarvolumen stieg um fast 6 Prozent auf 106,6 Milliarden Franken. Die tieferen Zinsen sorgen dafür, dass Wohneigentum interessanter wird. Das hat zur Folge, dass die Preise weiter steigen.

Herr Baumann, laut der ZKB können sich noch 10 Prozent der Schweizer Haushalte Wohneigentum leisten. Wie sieht es im Kanton Zürich aus?

Auch im Kanton Zürich nimmt der Anteil der Haushalte, die sich noch Wohneigentum leisten können, tendenziell ab. Schauen wir als Beispiel junge Paare an: Gemäss unseren Auswertungen können sich aktuell nur noch 9 Prozent ein mittelpreisiges Einfamilienhaus im Kanton Zürich leisten.

Seit dem 1. Januar gelten bei der Hypothekenvergabe strengere Vorgaben. Auch deshalb würden Banken bei der Vergabe restriktiver, heisst es in der Branche. Bekommen bei der ZKB jetzt weniger Personen eine Hypothek?

Nein. Wir haben bereits in der Vergangenheit eine sehr konservative Risikopolitik verfolgt. Das heisst, wir haben die Kapitalvorschriften sehr konservativ ausgelegt. Für uns haben die neuen Regelungen keine Auswirkung.

Mit den sinkenden Zinsen wird Wohneigentum attraktiver. Gleichzeitig steigen die Preise weiter. Erwarten Sie eine wachsende Nachfrage bei den Hypotheken?

Grundsätzlich gehen wir von einer weiter steigenden Nachfrage nach Wohneigentum aus. Kaufen ist wieder günstiger als Mieten. Das Problem ist das geringe Angebot, das die Preise treibt. Es können sich also gar nicht so viele Menschen eine Immobilie kaufen, wie es eigentlich gern würden.

Mit den tiefen Zinsen werden Renditeliegenschaften attraktiver. Wird im Kanton Zürich jetzt wieder mehr gebaut?

Ja, aber immer noch zu wenig. Aktuell sehen wir keine signifikante Zunahme – dies auch aufgrund der vielen administrativen Hürden oder zum Teil widersprüchlichen Regularien.

Die Preise für Wohneigentum steigen und steigen. Wie beurteilen Sie das Risiko einer Blase?

Das Risiko der Immobilienblase wird seit zehn Jahren heraufbeschworen, und die Preise steigen trotzdem immer weiter. Wir haben einen starken Nachfrageüberhang, eine rekordhohe Zuwanderung in die Schweiz und nach Zürich. Gleichzeitig wird immer weniger gebaut. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage geht immer weiter auf. Das reduziert das Risiko einer Blase. Aber wir sehen auch in diesem Jahr Preissteigerungen in der Schweiz um 4 Prozent. Mit gut 4,5 Prozent werden die Immobilienpreise in Zürich noch schneller als im Rest der Schweiz steigen.

Die ZKB gab der Signa des gefallenen Unternehmers René Benko einen tiefen zweistelligen Millionenkredit, besichert mit einer Immobilie in Zürich. Die Immobilien sollen jetzt verkauft werden. Allerdings wohl unter dem damals veranschlagten Wert. Müssen Sie allenfalls doch einen Teil des Kredits abschreiben?

Es handelt sich bei der Immobilie nicht um das Globus-Warenhaus, sondern um ein Geschäftshaus an bester Lage in Zürich, die gleichzeitig als erstrangige Sicherheit (Grundpfand) verpfändet ist. Es geht also um ganz normale Unternehmenswerte. Wir sehen aufgrund der vollständig hypothekarischen Deckung keinen Grund, Wertberichtigungen vorzunehmen.

«Auch wir sind für eine gute Regulierung. Dies hilft dem Finanzplatz.»

Bei der ZKB kam es im letzten Jahr zu mehreren IT-Problemen. Eines war besonders brisant: Kundinnen und Kunden sahen im E-Banking die Daten von anderen Kunden. Die Finanzmarktaufsicht (Finma) hat sich für den Fall interessiert. Wie ist dort die Entwicklung?

Dieser Fehler trat während eines ganz kurzen Zeitfensters bei wenigen Einzelfällen auf. Fehler können passieren. Sie ärgern uns natürlich sehr. Sicher ist: Es gibt keine systematischen Probleme. Alle unsere Systeme sind stabil – dies haben auch die Untersuchungen belegt. Für uns ist wichtig, wie die Bank mit solchen Situationen umgeht. Wir haben den Sachverhalt genau analysiert und Massnahmen ergriffen, um dies zukünftig zu verhindern.

Die ZKB hat nach dem Untergang der CS viele Leute von der Grossbank übernommen. Wie passen sie zur ZKB?

Wir haben schon immer Mitarbeitende von der Credit Suisse und UBS angestellt. Das sind beziehungsweise waren auch grosse und gute Ausbildungsstätten. Unsere Auswertung zeigt, dass der Anteil der neuen Mitarbeitenden, die von einer Grossbank zu uns kommen, zwischen 10 und 15 Prozent liegt. Der Anteil ist vergleichbar mit demjenigen vor dem CS-Ende. Die rekrutierten Personen passen sehr gut zu uns.

Die Finma fordert im Nachgang des CS-Endes mehr Kompetenzen. Sie will etwa Banken büssen und Bankmanager zur Verantwortung ziehen können. Was halten Sie von diesen Forderungen?

Wenn man den Bericht der parlamentarischen Untersuchungskommission zum CS-Aus liest, wird einem klar, dass die Finma ihre Kompetenzen, die sie heute schon hat, gegenüber der Credit Suisse nicht durchsetzen konnte. Was nützen dann noch mehr Kompetenzen? Kleinere Banken wollen daher keine noch stärkere Finma. Ihnen bereitet es Sorgen, dass sie unverhältnismässig stark kontrolliert würden. Ich halte diese Angst für berechtigt. Auch wir sind für eine gute Regulierung. Dies hilft dem Finanzplatz. Aber gute Regulierung kostet Geld. Und wer trägt die Kosten? Die Kundinnen und Kunden. Daher braucht es eine gute Balance.