Richard Gere am ZFF«Richard! Richard!» Die Gere-Manie in Zürich
Der US-Schauspieler trank Grüntee im Hotel Dolder und stellte einen Dokfilm über den Dalai Lama vor – sein Lebensthema.
Es bleibt ja Berühmtheiten und Heiligkeiten vorbehalten, einer Menschenmenge aus dem Wagenfond zuzuwinken, und Richard Gere war am Dienstagabend in Zürich quasi beides: Starschauspieler, Sexsymbol und im kollektiven Gedächtnis für immer mit «Pretty Woman» verbunden. Aber eben auch 75-jähriger medienwirksamer Aktivist für den politischen Kampf des Tibet, die Glaubenssätze des Buddhismus und speziell die Unterweisungen Seiner Heiligkeit des 14. Dalai Lama.
Letzter ist Thema des Filmporträts «Wisdom of Happiness», das Richard Gere am 20. Zurich Film Festival vorstellte und an dem er als kreativer Produzent mitgewirkt hat. Die Menge feierte ihn am grünen Teppich mit «Richard! Richard!»-Rufen. Gere wurde begrüsst mit tibetischem Tanz, und zahlreiche Schaulustige trugen den weissen Begrüssungsschal Khata aus Seide, den junge Leute vorab aus einer Kiste verteilt hatten.
«Für Glück», sagte der Mann, der sie den Menschen auf dem Sechseläutenplatz um den Hals legte. Nicht alle hatten gleich viel Glück: Wegen der zahlreichen Regenschirme wurden das Fotografieren selbst für jene aufreibend, die eigentlich gut positioniert waren. In der zweiten Reihe sah man Richard Gere sowieso nur noch via hochgereckte Handybildschirme.
Wieso aber macht der Schauspieler bei der Schweizer Produktion «Wisdom of Happiness» mit? Das erklärte er auf der Bühne im Kino Corso. Er habe den Film von Barbara Miller und Philip Delaquis vor einem halben Jahr sichten können, sei beeindruckt gewesen und habe trotzdem «ein paar Ideen» gehabt. «Ich dachte, man könnte ihn verlängern, mehr atmen lassen.»
«Und so verändern wir die Welt»
Das Hin und Her zwischen Zürich und New York ist offenbar fruchtbar gewesen. Gere jedenfalls sprach von «Teamwork» und war voller Lob für das Schweizer Team, zu dem auch der Kameramann und Dalai-Lama-Vertraute Manuel Bauer gehört.
Der Dokumentarfilm solle die Zuschauerinnen und Zuschauer «gemeinsame Schwingungen» spüren lassen, die sie heimtragen sollen zu Freunden und Familie, sagte Richard Gere zur Einführung vor dem Film. «Und so verändern wir die Welt.»
Der Clou von «Wisdom of Happiness» besteht darin, dass der Dalai Lama direkt in die Kamera spricht – als hätte man eine Privataudienz bei Seiner Heiligkeit. Seine mit viel visuellem Aufwand illustrierten Lehrsätze behandeln unter anderem die Bedeutung von Mitgefühl, den Kampf gegen zerstörerische Gefühle und Egozentrik sowie die Einigkeit aller Menschen. Das mag in der verknappten Form zuweilen ins Schlichte kippen. Aber das Charisma und die Bodenständigkeit des buddhistischen Heiligen sind beeindruckend.
Richard Gere höchstpersönlich hat noch längst nicht alle Lehren verstanden, wie er zuvor im Gespräch im Hotel Dolder verriet. «Das Konzept der Shunyata, der Leerheit, macht mir nach wie vor Mühe», sagte er und trank Grüntee aus Japan. Er habe auch schon einige Mönche erlebt, die ratlos waren, nachdem sie eine Unterweisung des spirituellen tibetischen Oberhaupts besucht hatten.
Fast eine Stunde auf dem grünen Teppich
Und was sagt der Darsteller dazu, dass die Schweiz in erster Linie mit China Geschäfte machen will? Europa funktioniere anders als die USA, wo die Menschenrechtssituation in Tibet im Austausch mit China erwähnt werden müsse, so Gere. Demgegenüber pickt China die europäischen Länder in «cleverer Weise» heraus und bestrafe sie einzeln, sollten sie sich gegen Chinas Interessen stellen. Das Rezept dagegen sei geschlossenes Auftreten der verschiedenen Länder.
Trifft er sich mit Schweizer Politikern und Politikerinnen während seines Besuchs in Zürich? «Dafür bleibt mir in den zwei Tagen, an denen ich hier bin, keine Zeit.»
Auf dem grünen Teppich blieb Gere dafür fast eine Stunde. Gab immer wieder sein Autogramm, winkte und warf Luftküsse.
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