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Schweiz mit grossem Fussabdruck
WWF: Europa verursacht grossen Teil der Regenwald-Abholzung

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In Brasilien wird regelmässig Regenwald abgebrannt, um daraus Landwirtschaftsfläche zu machen. 
In Brasilien wird regelmässig Regenwald abgebrannt, um daraus Landwirtschaftsfläche zu machen. 
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EU-Importe sind laut der Umweltorganisation WWF für einen grossen Teil der Abholzung von Tropenwäldern verantwortlich. Im Jahr 2017 seien 16 Prozent der weltweiten Zerstörung von Tropenwald im Zusammenhang mit Handel auf EU-Importe zurückgegangen, heisst es in dem am Mittwoch veröffentlichten WWF-Bericht für die Jahre 2005 bis 2017. Die EU liege damit auf Platz zwei der «Weltrangliste der Waldzerstörer», hinter China (24 Prozent) und vor Indien (9 Prozent) und den USA (7 Prozent).

Am meisten tropischer Wald wurde demnach für Importe von Soja, Palmöl und Rindfleisch zerstört, gefolgt von Holzprodukten, Kakao und Kaffee. In Brasilien, Indonesien und Paraguay wurde dafür am meisten Waldfläche gerodet.

Innerhalb der EU sei Deutschland mit Abstand für die meiste Entwaldung durch Importe verantwortlich gewesen, wobei dies auch das bevölkerungsreichste Land ist. Pro Kopf liegen die Niederlande und Belgien an der unrühmlichen Spitze. Insgesamt gingen 80 Prozent der Waldzerstörung durch EU-Importe auf acht Länder zurück: Deutschland, Italien, Spanien, Grossbritannien, die Niederlande, Frankreich, Belgien und Polen.

Schweiz: Kakao und Kaffee

Die Schweiz kommt im aktuellen Bericht nicht vor, allerdings hat WWF Schweiz Ende Februar 2021 eine Studie mit dem Titel «Importierte Abholzung: Wir essen den Regenwald auf!» veröffentlicht. Darin heisst es, dass der Schweizer Konsum für die acht Produktgruppen Kakao, Kokosnuss, Kaffee, Palmöl, Zellstoff und Papier, Soja, Zuckerrohr und Holz 2,2 Millionen Hektaren Felder und Wälder in anderen Ländern benötigt. Das ist etwas mehr als die Hälfte der gesamten Landfläche der Schweiz (4,2 Mio. ha) oder fast die doppelte Waldfläche (1,2 Mio. ha).

Die Schweiz importiert 63’000 Tonnen Palmöl pro Jahr, gemäss WWF stehen aber 45 Prozent der untersuchten Ölpalmenplantagen in Südostasien in Gebieten, die 1989 noch Wälder waren, wie hier in Indonesien.

Im Fokus steht dabei unsere liebste Schleckerei und eines der grossen Markenzeichen der Schweiz, die Schokolade. Gemäss WWF stammen 54 Prozent unserer Kakaoimporte aus Ländern mit hohem oder sehr hohem Entwaldungsrisiko: Elfenbeinküste, Ecuador, Nigeria, Peru, Indonesien und Madagaskar. Der Anteil der Schweizer Importe am gesamten Kakao-Fussabdruck beträgt 3 Prozent, obwohl die Schweiz nur gerade 0,1 Prozent der Weltbevölkerung stellt, heisst es in der Studie.

Nicht viel besser ist das beim Kaffee, 2 Prozent ist hier der Schweizer Anteil am Fussabdruck, und 72 Prozent der Kaffeeimporte stammen aus Ländern mit einem hohen bis sehr hohen Entwaldungsrisiko. Auch der Anbau von Agrarprodukten führe zur Umwandlung von Waldflächen in Landwirtschaftsland. So «importiere» die Schweiz auch Treibhausgase, zwischen 2015 und 2019 waren es schätzungsweise 2,3 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente pro Jahr oder etwa sieben Prozent der jährlichen Emissionen der Schweiz.

WWF-Tipps für Konsumenten

Auf Sojaimporte entfiel mit durchschnittlich rund 47 Prozent der grösste Anteil der jährlichen Emissionen. Die weltweite Produktion habe sich von 2000 bis 2018 verdoppelt, vor allem in Südamerika auf Kosten von Waldflächen. In der Schweiz werden gemäss WWF-Studie 81 Prozent der importierten Soja für Viehfutter genutzt.

Regenwald oben, Sojafeld unten. Der Hunger der europäischen Nutztiere führt zu Rodungen in Brasilien oder Argentinien.

Für die Produktion von Holz, Zellstoff und Papier für die Schweiz werden im Ausland jährlich 1,5 Millionen Hektaren Fläche benötigt, also mehr als die gesamte Waldfläche der Schweiz. Diese Produktgruppe hat denn auch den grössten Flächen-Fussabdruck.

Der WWF fordert die Politik auf, sich in künftigen Handelsabkommen für nachhaltigen Anbau einzusetzen. Die Entwaldung und Landumwandlung soll bis 2030 gestoppt werden. Dafür sollen auch Unternehmen in die Pflicht genommen werden, welche die Lieferketten genauer nachverfolgen und Nachhaltigkeit fördern können.

Tipps hat WWF Schweiz auch für Konsumentinnen und Konsumenten:

  • Mehr pflanzliche Lebensmittel als Produkte tierischer Herkunft konsumieren.

  • Umweltverträglich produzierte Lebensmittel kaufen, am besten Bioprodukte (oder andere Zertifizierungen wie RSPO für Palmöl, Rainforest Alliance, UTZ, Fair Trade, FSC etc).

  • Nachhaltig und regional angebaute Produkte bevorzugen.

  • Nur so viele Lebensmittel kaufen, wie wirklich benötigt werden.

  • Initiativen und Gesetze für umweltfreundlichere Lieferketten sowie mehr Transparenz und Kontrolle bei Handelsabkommen unterstützen.

  • Einfordern von mehr Transparenz und Massnahmen von Supermärkten und Herstellern, um sicherzustellen, dass Produkte nicht mit Entwaldung, Landumwandlung oder Menschenrechtsverletzungen in Zusammenhang stehen.

  • Entsprechende Anpassung von Kaufentscheidungen.

Für den Bericht zu den EU-Importen wurden Daten zur Abholzung, unter anderem aus Satellitenbildern, mit Untersuchungen der internationalen Handelsströme verknüpft. Die Methodik der Studie «Importierte Abholzung» von WWF Schweiz findet sich auf der letzten Seite des Berichts, es wurden dafür verschiedene öffentlich zugängliche Daten verwendet.

AFP/anf