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Meinung

Kolumne «Dorfgeflüster»
Wo dem Schimmel der Garaus gemacht wird

Darüber spricht das Dorf.
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Die Gemeinde Kilchberg hat einen Schimmelschaden zu beklagen. So ist es dem jüngsten Verhandlungsbericht des Gemeinderats zu entnehmen. 105’000 Franken hat er für dessen Behebung genehmigt. Das ist ein stattlicher Betrag. Vor meinem inneren Auge tauchen unweigerlich Bilder von wertvollen Büchern auf, die wegen eines über die Ufer getretenen Flusses Schaden genommen haben und als wichtiges Kulturgut der Rettung harren.

Die Sachlage ist in jeder Hinsicht profaner, wie der Gemeindeschreiber auf Anfrage mitteilt. Es handle sich um einen Schimmelschaden in einem der Archivräume im Gemeindehaus. Betroffen sind offenbar nur einige Schutzschachteln und weniges Archivgut. Ursache des Schadens ist auch kein Fluss, sondern mutmasslich ein mehrere Jahre zurückliegender Wasserleitungsdefekt. Im September werden Fachkräfte in Schutzanzügen im Kilchberger Gemeindehaus die nötigen Reinigungsarbeiten vornehmen. Das Gemeindehaus wird in dieser Zeit geschlossen sein.

Natürlich ist eine Gemeinde von Gesetzes wegen verpflichtet, die Akten fachgerecht und lesbar zu erhalten. Aber 105’000 Franken und drei Monate Planung sowie ein geschlossenes Gemeindehaus für ein paar Archivierungsschachteln und einige Tage Reinigungsarbeiten? Da drängt sich unweigerlich die Frage auf, was denn das Archivierungsgut sein könnte. Sensible Personendaten? Schliesslich ist Kilchberg jene Gemeinde mit dem kantonsweit tiefsten Steuerfuss – ein Steuerparadies. Oder heikle Gerichtsakten? Schliesslich verhält sich die Anzahl von Rekursen und Stimmrechtsbeschwerden in Kilchberg umgekehrt proportional zum Steuerfuss.

Wenn es nun aber ganz anders wäre? Und mit Schimmelschaden gar nicht primär Schimmelpilze, sondern der wiehernde Amtsschimmel gemeint wäre? Wenn der Gemeinderat diesem im gleichen Aufwisch wie den Schimmelpilzen den Garaus machen könnte, wären die 105’000 Franken wenig. Andere Gemeinden würden unbedingt wissen wollen, wie das geht – es wäre eine Vorreiterrolle, auf die Kilchberg stolz sein könnte.