Finanzielle Hilfe für AmateureBis zu 120‘000 Franken für Zürcher Sportvereine
Der Chef des Sportamts des Kantons sieht die Folgen der Corona-Krise jeden Tag. Bei Stefan Schötzau haben bereits über 100 Clubs aus dem Breitensport Hilfe beantragt.
Heute Samstag ist es so weit. Endlich dürfen Amateure wieder auf den Platz und normal trainieren. Und der nächsten Saison steht nichts mehr im Weg. Viele Vereine können wieder optimistisch in die Zukunft schauen. Auch dank der finanziellen Hilfe des Kantons.
«Dieser Beitrag war eine extreme Unterstützung», sagt Andi Rebsamen, Co-Präsident des Unihockeyclubs Kloten-Dietlikon Jets. «Für uns sieht es wieder recht gut aus.» Sein Verein ist einer von mehr als 100, die finanzielle Hilfe beim Kanton beantragt haben. Stefan Schötzau, Chef des kantonalen Sportamts, glaubt, dass bis zum Eingabeschluss Ende Juni noch einige hinzukommen werden.
«Schnell und unbürokratisch»
Der Regierungsrat sprach dem Sportamt des Kantons Zürich 2 Millionen Franken aus dem Lotteriefonds zu, um Sportvereinen und -verbänden in Not zu helfen. 750‘000 Franken gingen bisher an 40 Vereine. Der grösste Beitrag war 120‘000 Franken, doch den meisten konnte mit weit kleineren Beträgen geholfen werden.
Als «schnell und unbürokratisch» wird die Hilfe auf der Website des kantonalen Sportamts angepriesen. Und so kam sie auch an. Bei einigen war das Geld innerhalb einer Woche auf dem Konto. Man habe nur Dokumente verlangt, die ein Verein eh schon haben müsse, sagt Schötzau. Neben der Jahresrechnung und dem Budget wollte das Sportamt auch einen Vermögensausweis sehen.
Man gehe davon aus, dass nur jene Vereine kommen, die wirklich Hilfe brauchen, sagt Erika Herzig, Sprecherin der Sicherheitsdirektion, zu der das Sportamt gehört. «Denn es braucht trotzdem einen gewissen Aufwand, alle Dokumente vorzubereiten.» Sie habe auch mit Vereinen gesprochen, die eher gezögert hätten, Hilfe zu beantragen. Die Vereine müssten aber auch selber Massnahmen ergreifen, sagt Schötzau, «denn wir leisten nur einen Beitrag und übernehmen nicht den ganzen Schaden.»
Man habe es sehr schnell aufgegleist, so der Amtschef. «Wir konnten den Vereinen schnell signalisieren, dass wir für sie da sind.» Beim Bund seien am Anfang die Kriterien unklar gewesen. Zu Beginn half dieser nur Clubs, die unmittelbar vor der Zahlungsunfähigkeit standen. «Wir haben unsere Vereine beraten», sagt Schötzau. Das Sportamt des Kantons Zürich habe sich auch mit dem Bund abgesprochen und einige weiterverwiesen, «wenn es um akute Not ging».
Unterschiedliche Situationen in den Vereinen
Viele Vereine haben grosse Ausfälle durch abgesagte Veranstaltungen. Für die Kloten-Dietlikon Jets fiel vor allem der Superfinal ins Gewicht. Die Schweizer Meister im Unihockey der Männer und Frauen werden jeweils an einem Event in Kloten ermittelt. Die Jets organisieren diesen als lokales OK, bekommen dafür eine Pauschale vom Verband und dürfen einen Teil der Gastronomie betreiben. «Das ist ein schöner Betrag, den wir budgetiert haben», sagt Rebsamen. Hinzu kommt, dass das Playoff ausfiel. In dieser Saisonphase generiert der Verein gemäss dem Co-Präsidenten praktisch alle Zuschauereinnahmen. Zusätzlich fehlt Geld wegen abgesagter Juniorencamps und -turniere. Unter dem Strich kommen so rund 80‘000 Franken zusammen. 62‘000 davon übernahm der Kanton.
«Bei uns stammen die grössten Einnahmen neben Sponsoring und Mitgliederbeiträgen vom Helfen an Anlässen», sagt Ursula Staufer, Co-Präsidentin des Volleyballclubs Smash Winterthur. Und wegen der Corona-Krise wurden gleich einige abgesagt: das Albanifest, das Turnfest, die Coop Beachtour, ein Fussball-Public-Viewing. Einnahmeausfälle durch fehlende Zuschauer sind weniger schlimm. Eintritt verlangt der VC Smash nicht, «denn sonst kommt niemand», so Staufer. Und auch der Konsum der Zuschauer fällt nicht gross ins Gewicht. Mit den 8000 Franken, die der Verein vom Kanton bekam, kann etwa die Hälfte der Ausfälle gedeckt werden.
Beim FC Altstetten hingegen fällt der fehlende Konsum der Zuschauer stark ins Gewicht. Bei einem Heimspiel nehme man 500 bis 1500 Franken mit dem Clublokal ein, sagt Vereinspräsident Christian Hausammann. 6000 Franken bekam der Verein deshalb vom Kanton. Und man habe die Hoffnung, dass die Events, beispielsweise das Frühlingsfest mit dem Sponsorenlauf, im Herbst nachgeholt werden können, so Hausammann.
«Vereine sind systemrelevant»
2400 Sportvereine gibt es im Kanton Zürich, und «ohne diese läuft im Sport nicht viel», so Schötzau. «Wir sind auf sie angewiesen. Sie sind systemrelevant.» Denn ohne die Clubs gebe es viel weniger Dorfleben. «Vereine sorgen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt», sagt Schötzau. Er habe auch viel Solidarität innerhalb der Clubs gesehen.
Dem pflichtet auch Hausammann bei. Kein Mitglied oder Sponsor habe beim FC Altstetten Geld zurückverlangt. Die Trainer hätten sogar auf einen Teil ihrer Entschädigungen verzichtet. Auch bei den Kloten-Dietlikon Jets war das der Fall, gemäss Rebsamen «von der Nationalliga A und B bis zu den Juniorentrainern». So habe man gegen 50‘000 Franken sparen können.
Was den Vereinen aber für nächste Saison grosse Sorgen bereitet, sind die Sponsoren. Ob gewisse abspringen werden, weiss Staufer noch nicht. Bei Kloten-Dietlikon konnten bereits in der abgebrochenen Saison nicht alle den vereinbarten Beitrag leisten. «Wir sind im Gespräch mit allen Sponsoren», sagt Rebsamen. Es werde sicher solche geben, die nicht den vollen Beitrag bezahlen könnten.
Auch für Hausammann sind die Sponsoringeinnahmen die grosse Unbekannte. Eine Vorhersage – wie viel wegfällt – wagt er nicht. «Es wird zeitverzögert spürbar werden», sagt er. Doch auch für den Fall, dass sich die Folgen der Krise erst später zeigen, versichert Schötzau: «Wir werden unsere Vereine nicht hängen lassen.»
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