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Naturschutz gegen Standortförderung
Wie viele Flughäfen braucht Südkorea?

Feld mit Kosmosblumen im Haneul Garden am Incheon International Airport, mit einer gelben Regenschirm-Skulptur im Vordergrund und einem fliegenden Flugzeug im Hintergrund, am 15. September 2023.
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Das Konzept «Flughafen im Vogelhabitat» finden Naturschützerinnen und Naturschützer nicht klug. Schon lange protestieren sie deshalb gegen den Plan des südkoreanischen Infrastruktur-Ministeriums, das Wattenmeer Sura in der Provinz Nord-Jeolla mit dem Saemangeum International Airport zuzubauen.

Saemangeum war auch mal ein Wattenmeer, also ein Küstengebiet, das bei Ebbe nicht von Wasser bedeckt ist – bis Südkoreas Regierung das Gebiet mit einem riesigen Deich permanent trockenlegte und so einen wichtigen Rastplatz für Zugvögel zerstörte. Das Gebiet von Sura liegt daneben.

Durch den neuen Flughafen würden noch mehr Vögel verdrängt. Und die, die bleiben, könnten mit Flugzeugen kollidieren und Unfälle verursachen. Die Kritiker finden: Beim Projekt für die örtliche Wirtschaft ist der Schaden grösser als der Nutzen.

Wie viele Flughäfen braucht ein Land? Die Frage ist kompliziert, die Antwort fällt je nach Sichtweise anders aus. Aber auch im baufreudigen Hightech-Staat Südkorea werden die Zweifel an der Flughafenproduktion grösser. Und zwar nicht nur aus Sorge um die Umwelt.

Das Vorhaben in Saemangeum ist eines von zehn Projekten, die sich in verschiedenen Bau- oder Planungsphasen befinden. Für alle gibt es Argumente. Die Ferieninsel Jeju zum Beispiel soll einen zweiten Flughafen bekommen, weil der alte überlastet sei. Die Insel Ulleung, 120 Kilometer östlich der koreanischen Halbinsel gelegen, soll besser angebunden werden. Und auch in Saemangeum will man Standortnachteile aufholen.

7 An- und Abflüge pro Tag, 14 Millionen Euro Verlust

Aber Südkorea ist mit 100’284 Quadratkilometern nicht gross. Im Hinterland schrumpft die Bevölkerung, und Zahlen zeigen, dass es vielerorts wenig Bedarf an Start- und Landebahnen gibt. Laut dem Flughafenbetreiber Korea Airport Corporation machten von den 14 internationalen und nationalen Flughäfen in Südkorea 2023 nur drei Gewinn: die Hauptstadt-Flughäfen in Incheon und Gimpo sowie der auf Jeju.

Die schlechteste Bilanz hatte der Flughafen in Muan, rund 300 Kilometer südlich von Seoul: umgerechnet 14,09 Millionen Euro Verlust bei durchschnittlich sieben An- und Abflügen pro Tag. Muan liegt rund 130 Kilometer südlich von Saemangeum. Zu den Flughäfen mit Verlust gehört auch der in Gunsan. Dieser liegt gleich beim Sura-Watt, in dem der Saemangeum Airport entstehen soll.

Zugvögel sorgten für den Absturz mit 179 Toten

Unter Lokalpolitikern gelten Flughäfen als Belebung für die Region. Und wegen ihrer nationalen Bedeutung übernimmt der Staat die Rechnungen. Experten wie der Betriebswirtschaftler Lee Yun-cheol von der Korea Aerospace University in Goyang raten deshalb, Kommunen an den Kosten zu beteiligen, damit sie achtsamer werden.

Flughäfen, «die aus politischen Gründen und mit unrealistischen Erwartungen» entstanden seien, hätten sich als unwirtschaftlich und als Sicherheitsrisiko erwiesen, sagt Lee in der «Korea Times». «Statt neue zu bauen, sollten wir das Management der bestehenden verbessern.»

Für das Projekt in Saemangeum kommt die Einsicht wohl zu spät. Die Bauarbeiten sollen dieses Jahr beginnen. Trotz der Tragödie, die die Warnungen der Naturschützer zu bestätigen scheint. Am 29. Dezember gab es in Muan einen Flugzeugabsturz mit 179 Toten. Auslöser war nach bisherigen Erkenntnissen ein Zusammenstoss mit Zugvögeln.